Französisch-bayerischer Gipfel:Seehofer, Sarkozy und ein bisschen Napoleon

Frankreichs Staatspräsident Sarkozy hatte 30 Minuten für Bayerns Landeschef Seehofer - eine gute Nachricht für die Empfänger von Agrarsubventionen.

Szenen des Pariser Gipfels: Horst Seehofer war angemessen beeindruckt. Eine gute halbe Stunde nahm sich der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy am Donnerstag tatsächlich für den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Zeit. "Da kann man wieder was lernen, in solchen Gesprächen", sagte Seehofer hinterher, "seine Präzision, seine Dynamik."

Seehofer, Reuters

Ein Bayer in Paris: Horst Seehofer traf sich mit Frankreichs Präsidenten Sarkozy - und war beeindruckt von dessen "Präzision und Dynamik".

(Foto: Foto: Reuters)

Bayern, Deutschlands wahre Exportnation, traf die Grande Nation. Eine Begegnung auf der Höhe der Zeit.

Nur: Warum gab es von diesem Tete-a-Tete so wenige Fotos? Die einzigen Bilder der beiden Staatsmänner gab es im Sitzen, einander gegenüber am Tisch. Der kleinwüchsige französische Staatspräsident vermied es, sich neben den 1,94-Meter-Riesen Seehofer zu stellen. Hinter den verschlossenen Türen im Elysée-Palast habe eine "ungewöhnlich freundliche Atmosphäre" geherrscht, berichtete Seehofer. "Ich hab' für die französische Lebensart sehr viel Sympathie", bekannte er artig.

Savoir-vivre, das ist auch der Stil des Ingolstädters. Doch gleich beim ersten Thema erwischte Sarkozy seinen Gast kalt.

Der Staatspräsident äußerte sein Unbehagen über das Ende der Atomtechnik-Partnerschaft von Siemens und Areva. Seehofer gab später zu, dass er dieses Thema "nur so im Übergang" mitbekommen habe. Das sei schließlich vor seiner Zeit an der Spitze des Freistaats passiert. Doch er rettete sich mit der Zusage, mit Siemens-Vorstandschef Peter Löscher darüber sprechen zu wollen. Er habe Sarkozy aber "nichts zugesagt", betonte der Ministerpräsident. Schließlich gibt es in Deutschland ja gerade eine Debatte zur Abschaltung alter Atommeiler.

Mehr spontane Einigkeit gab es bei der EU-Agrarpolitik. Staatspräsident Sarkozy habe gesagt, den Milchbauern müssten "vernünftige Preise garantiert" werden, wenn man die Subventionen zurückfahren wolle. Hier dürften nicht nur die Marktkräfte walten, habe Sarkozy gewarnt. Dies sei schon im Finanzwesen schief gelaufen. In der Landwirtschaft dürfe nicht der gleiche Fehler gemacht werden, waren sich Seehofer und Sarkozy einig.

Für den CSU-Chef kann bereits die Tatsache, dass sich Sarkozy überhaupt Zeit für ihn nahm, als Erfolg gelten. Schließlich - und das sieht auch wohl der Ministerpräsident selbst ganz nüchtern so - ist Seehofer im Vergleich zum Präsidenten der Grande Nation in Wahrheit nur ein Provinzpolitiker.

Doch jetzt kennt man sich. Das kann sich bei Gelegenheit als nützlich erweisen. Nun gehe es darum, diese Beziehungen "Schritt für Schritt persönlich mehr aufzubauen", sagte Seehofer. Als Präsent brachte er schon mal - neben dem obligatorischen Löwen aus Nymphenburger Porzellan - "Schokolade und Süßigkeiten" mit, "weil bekannt ist, dass es dafür eine Vorliebe gibt". Und er lud Sarkozy zum Gegenbesuch im Freistaat ein, was der Staatspräsident mit den Worten "Vorsicht! Ich nehme die Einladung an!" beantwortete.

Wobei für Sarkozy der Freistaat und die CSU wirklich keine Unbekannten sind. Vor einem Jahr fand im niederbayerischen Straubing die Tagung des deutsch-französischen Ministerrats statt. Und 2005 war Sarkozy zu Gast in der Bergidylle von Wildbad Kreuth bei der CSU-Klausurtagung.

Vor allem mit Seehofers Vorvorgänger an der Spitze von CSU und Staatsregierung, Edmund Stoiber, hat Sarkozy immer wieder Kontakt gehalten. Daran erinnerte auch Seehofer. Aber die bayerisch-französischen Beziehungen gingen historisch noch viel tiefer. Ohne Napoleon Bonaparte würde es Bayern in der heutigen Form wohl gar nicht geben, sagte der Ministerpräsident: "Wir müssen den Franzosen in alle Ewigkeit dankbar sein."

Merci, Monsieur Sarkozy!

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