Franz Maget:"Beckstein ist schwächer als Stoiber"

Der SPD-Oppositionsführer Franz Maget hofft für 2008 auf sein Kompetenzteam und einen Durchhänger der CSU.

Kassian Stroh und Katja Auer

"25 plus x" - Diese Devise hat SPD-Fraktionschef Franz Maget für die Landtagswahl ausgegeben. Er hofft auf eine schwache CSU-Spitze und die Wirkung seines Kompetenzteams.

Franz Maget, ddp

SPD-Fraktionschef Franz Maget: "Die bayerische SPD präsentiert sich im Augenblick in einer Geschlossenheit wie schon lange nicht mehr."

(Foto: Foto: ddp)

SZ: Florian Pronold, der stellvertretende Landeschef der SPD, hat CSU-Generalsekretär Markus Söder als "Kotzbrocken" beschimpft. Kurz zuvor hatten Sie Pronold als Mitglied ihres Kompetenzteams vorgestellt. Kann man denn mit ihm noch Wahlkampf machen?

Maget: Natürlich kann man mit Florian Pronold Wahlkampf machen. Er ist ein guter, ein tüchtiger junger Mann. Er ist wegen seiner Fachkompetenz, die er sich in den letzten Jahren erworben hat, bis in die CSU hinein angesehen. Aber er hat sich verbal deutlich vergriffen. Davon kann man sich nur distanzieren.

SZ: Für die Landtagswahl haben Sie ein Team nicht aus zwei, sondern gleich aus sechs Leuten vorgestellt. Wieso?

Maget: Wieso nicht? Wir sind stark auf verschiedenen Spielfeldern der Politik und das zeigen wir im Kompetenzteam: So steht Uli Pfaffmann für gerechte Bildung, mein Stellvertreter Thomas Beyer vertritt die Schwerpunkte Arbeit und Soziales und Johanna Werner-Muggendorfer bringt die Themen Familie und Kinderbetreuung voran. Energie und Umwelt sind Fragen der Zukunft, die auch über Arbeitsplätze entscheiden. Hier ist Susann Biedefeld stark. Und Florian Pronold ist ein Finanzfachmann.

SZ: Ist nicht das Problem, dass schon der Spitzenkandidat zu unbekannt ist?

Maget: Im Gegenteil. Mein Bekanntheitsgrad hat sich erheblich verbessert. In ganz Bayern werde ich pausenlos angesprochen und gegrüßt - übrigens sehr freundlich.

SZ: Aber verwässern sechs Leute nicht die Aufmerksamkeit?

Maget: Nein, wir beweisen damit, dass wir gute und kompetente Leute in unseren Reihen haben, die wir aber deutlich bekannter machen müssen.

SZ: Immer wieder wird kritisiert, dass sich die Kommunalpolitiker zu wenig einbringen. Jetzt ist wieder kein Christian Ude im Kompetenzteam.

Maget: Christian Ude führt jetzt seinen Wahlkampf und wird ihn mit uns gewinnen. Nach dem 2. März werden er und unsere anderen Oberbürgermeister an meiner Seite stehen.

SZ: Sie sprechen immer von einem Wählerpotential von 30 Prozent. Ihre Umfragewerte sind weit davon entfernt. Wie wollen Sie die Wähler mobilisieren?

Maget: Erstens, indem wir die richtigen Themen ansprechen. Zweitens werden wir Verbesserungen und Zukunftschancen für unser Land aufzeigen. Drittens: wir machen ein gutes personelles Angebot. Viertens werden wir den Schwerpunkt auf soziale Gerechtigkeit legen und fünftens den Schwung aus erfolgreichen Kommunalwahlen für den Herbst mitnehmen.

SZ: Die Bayern messen der Staatsregierung laut Umfragen in fast allen Bereichen hohe Kompetenz zu. Kann es sein, dass sie Antworten auf Fragen geben, die niemand stellt?

Maget: Wenn ich in eine Elternversammlung gehe, höre ich heftige Kritik an der CSU-Schul- und Bildungspolitik. Die schließt für mich aus, dass die CSU da als besonders kompetent angesehen wird. Wenn Frauen aus anderen Ländern nach Bayern kommen, wundern sie sich, dass sie hier nicht so berufstätig sein können wie sie es möchten, weil es keine Kinderbetreuung gibt. Oder das unwürdige Gezerre um das Büchergeld. Übrigens verstehen die Menschen nicht, dass die CSU für das Prestigeprojekt Transrapid über Nacht hunderte Millionen Euro locker machen kann, während andere wichtige Verkehrsprojekte liegen bleiben.

SZ: Die CSU hat nach turbulenten Monaten ihren Parteitag bemerkenswert ruhig hinter sich gebracht. Vermissen Sie diese Fähigkeit zur Geschlossenheit manchmal bei Ihrer Partei?

Maget: Die bayerische SPD präsentiert sich im Augenblick in einer Geschlossenheit wie schon lange nicht mehr. Dafür habe ich mit anderen zusammen auch viel gearbeitet.

SZ: Aber in einer vergleichbaren Situation hätte sich ein SPD-Landesparteitag doch zerfleischt.

Maget: Die CSU hat sich intern ja auch zerfleischt. Sie hat sich bemüht, nach außen den Eindruck von Gemeinschaft zu erwecken. Aber jeder, der in die CSU hineinhorcht, merkt, wie bitter der Nachfolgekrieg geführt wurde. Ganze Ortsverbände sind gespalten zwischen Seehofer und Huber.

SZ: Günther Beckstein geht nach dem Parteitag gestärkt aus dem Chaos heraus. Wie reagiert die SPD auf ihn?

Maget: Beckstein ist nicht der Gewinner des Parteitags, sondern der Nutznießer der Nacht von Kreuth. Dort gelang es ihm, in einer gemeinsamen Intrige mit Erwin Huber Stoiber zu stürzen, um selbst an die Macht zu kommen. Das ist keine gute Voraussetzung für die Zukunft.

SZ: Ist Beckstein nicht der schwierigere Gegner bei der Landtagswahl, als es Stoiber gewesen wäre?

Maget: Stoiber in den Jahren 2002 und 2003 war ein extrem starker Gegner - er hatte durch die Kanzlerkandidatur im Grunde den Rückhalt der gesamten bayerischen Bevölkerung. Beckstein ist auf jeden Fall schwächer als Stoiber 2003. Deshalb sind unsere Chancen auch größer.

SZ: Die SPD hatte im Januar das Volksbegehren für einen Rücktritt angedroht, das mit zu Stoibers Sturz beigetragen hat. War das im Nachhinein dann nicht kontraproduktiv?

Maget: Es geht uns ja nicht darum, Planspiele mit der CSU durchzuführen, sondern darum, dass dieses Land gut regiert wird. Das war unter Stoiber nicht mehr der Fall. Deshalb haben wir darauf gedrängt, ihn abzulösen. Natürlich wären uns Neuwahlen lieber gewesen.

SZ: Jetzt repräsentiert eine Doppelspitze die CSU. Macht es das für Sie einfacher?

Maget: Das kommt darauf an, wie es die betreffenden Personen anstellen. Ich glaube nur: Beckstein und Huber sind jeder für sich genommen und auch als Duo ein Rückschritt. Stoiber war vielleicht ein bisschen überschätzt, aber er war Bundesliga. Die beiden Nachfolger sind wesentlich unsicherer, und ich habe an beide auch keine großen Erwartungen. Leider. Weil Bayern eigentlich eine gute Ausgangslage hat. Wir müssen deshalb die Chancen Bayerns besser nutzen, dann könnte es ein europäisches Musterland werden.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: