Franken:Gefährlicher Sexualstraftäter kommt wegen Justizpanne frei

Er hält es selbst für wahrscheinlich, dass er wieder rückfällig wird, dennoch kommt ein als gefährlich eingestufter Sexualstraftäter aus Franken nun frei. Im Gefängnis hatte man versäumt, ihm nachdrücklich Therapieangebote zu machen.

Wegen einer Justizpanne kommt ein als gefährlich eingestufter Sexualstraftäter aus Franken wieder auf freien Fuß. Das Landgericht Nürnberg-Fürth lehnte am Freitag den Antrag der Staatsanwaltschaft auf nachträgliche Sicherungsverwahrung ab. Der heute 43-Jährige aus dem Raum Nürnberg war 2003 zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden, weil er seine drei Stiefkinder missbraucht hatte.

JVA Straubing

Verteidiger prangern Versäumnisse in der  Justizvollzugsanstalt in Straubing an: Ein als gefährlich eingestufter Sexualstraftäter, der hier einsaß, kommt nun frei.

(Foto: dpa)

Der Vorsitzende Richter sagte, der Mann müsse freigelassen werden, obwohl er womöglich weitere "schwerste Sexualstraftaten" begehen werde. Zur Begründung hieß es, die rechtlichen Voraussetzungen für ein zusätzliches Wegsperren lägen nicht vor. Die Verantwortlichen im Gefängnis von Straubing, in dem der Mann untergebracht war, hätten es versäumt, ihm nachdrücklich Therapieangebote zu machen.

Der Mann hatte jahrelang fälschlicherweise behauptet, dass er sich in Bayreuth in Therapie begeben wolle. Das hatte man in Straubing aber nie nachgeprüft und ihm keine eigenen Therapiemöglichkeiten präsentiert. Seine Erklärungen seien einfach so hingenommen worden. Dabei hätte ein einfacher Anruf bei der Bayreuther Einrichtung genügt, rügte der Richter.

Auch der Verteidiger hatte in seinem Plädoyer auf die offensichtlichen Versäumnisse im Strafvollzug hingewiesen. Es sei seinem Mandanten gelungen, die Mitarbeiter in Straubing über den Tisch zu ziehen. Nach Meinung mehrerer Gutachter stellt der pädophile Mann weiter eine Gefahr für die Bevölkerung dar. Der 43-Jährige selbst teilt diese Auffassung. Er halte es "für bis zu 60 Prozent" wahrscheinlich, wieder rückfällig zu werden.

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