Fragwürdige Satzzeichen:Punkte-Inflation in der CSU

Ilse Aigner hat diese Woche das "Zentrum Digitalisierung.Bayern" vorgestellt. Was stimmt nicht an diesem Satz? Entdeckt? Genau: Das Dingsbums zwischen Digitalisierung und Bayern ist kein Fliegenschiss, sondern ein Punkt - der da aber nicht hingehört.

Kolumne von Nadeschda Scharfenberg

Bayern ist in letzter Zeit ziemlich auf den Punkt gekommen, rein politisch betrachtet. Fußballtechnisch natürlich auch (FC Bayern nach dem 25. Spieltag: 64 Punkte), aber es geht hier nicht um Punkte im übertragenen Sinne, sondern um die echten Punkte, diese Tüpfelchen im Schriftbild: ............. So hübsch aufgereiht schauen sie ganz friedlich aus. Aber es gibt auch Punkte im Freistaat, die stehen eher schräg da. Neuestes Beispiel ist dieser: Zentrum Digitalisierung.Bayern. Entdeckt? Tatsächlich, das schwarze Dingsbums zwischen Digitalisierung und Bayern ist kein Fliegenschiss.

Laut Duden, Regel 152, ist der Punkt "das neutrale Satzschlusszeichen", ferner kennzeichnet er, Regel 154, Zahlen als Ordnungszahlen. Dann existiert er noch in der Form der drei Auslassungspunkte und man kann mit ihm Wörter abkürzen. Punkt, aus. Mehr Funktionen gibt's nicht. Oder doch? In der Welt der Werbung und der Marken sind Punkte, die einfach irgendwo rumstehen, schon seit geraumer Zeit hip (Ver.di, e.on).

Und weil die CSU gerne auf hip macht, hat auch sie den unsinnigen Mittelpunkt für sich entdeckt. Der Titel der Landtagswahlkampagne: Bayern.Das Land. Der Titel von Seehofers Regierungserklärung: Bayern.Die Zukunft. Und jetzt eben das Zentrum Digitalisierung.Bayern in Garching, das Ilse Aigner am Dienstag vorgestellt hat.

In puncto Punkte ist die Staatsregierung also auf dem Vormarsch. Da passt es ins Bild, dass derzeit die Stimmung zwischen Seehofer.Dem Horst auf der einen Seite und Gauweiler.Dem Sturkopf sowie Ramsauer.Dem Ramses auf der anderen Seite auf dem Gefrierpunkt ist, der lieben Griechen und des Geldes wegen. Da sind die Standpunkte der Streithansln unvereinbar.

Ein weiterer Mann aus dem Freistaat hat es hingekriegt, eine Punktlandung binnen Sekunden in eine Bruchlandung umzuwandeln. Diesmal kein Politiker, sondern ein fusselbärtiger Sänger namens Andreas Kümmert aus Gemünden/Unterfranken. Er hat beim ESC-Vorentscheid gepunktet - und dann auf die Teilnahme an der europäischen Trällershow verzichtet, die das i-Tüpfelchen seiner Karriere hätte werden können. Stattdessen: Tiefpunkt, zero points.

Und jetzt: der Schlusspunkt. Ganz unhip endet dieser Text mit einem stinknormalen neutralen Satzschlusszeichen.

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