Forstwirtschaft:Grüne fordern: Jäger müssen mehr Wild erlegen

Denn die vielen Tiere würden das Wachstum von jungen Bäumen gefährden. Die Schutzmaßnahmen kosten den Freistaat jedes Jahr Millionen.

Von Christian Sebald

Wer aufmerksam durch Bayerns Wälder geht, wird schnell bemerken, dass in ihnen sehr viel mehr Rehe, Hirsche und in den Bergen auch Gämsen leben, als den jungen Bäumen gut tut. Zwar bekommt man das Wild selbst eher selten zu Gesicht. Aber dafür entdeckt man vielerorts Zäune, welche die Staatsforsten, aber auch private Waldbesitzer um Schonungen herum errichten, damit in ihnen die nachwachsenden Bäume vor dem Wild sicher sind.

Außerdem sieht man immer öfter Bäumchen mit einem sogenannten Einzelschutz. Das sind grüne Plastikrohre oder ein Drahtgitter, die über die Setzlinge gestülpt werden. Denn die Triebe junger Bäume sind Leckerbissen für Rehe, Hirsche und Gämsen. Sie fressen sie regelrecht zusammen. Der Grünen-Politiker und Förster Markus Ganserer fordert nun, dass die Jäger mehr Wild erlegen. "Im Waldgesetz wie im Jagdgesetz steht, dass junge Bäume ohne Schutzmaßnahmen wachsen können sollen", sagt er. "Es darf nicht sein, dass der Freistaat jedes Jahr viel Geld ausgeben muss, nur weil die Jäger nicht genug Wild schießen."

Tatsächlich investieren die Waldbesitzer jedes Jahr viele Millionen Euro in den Schutz des Waldes vor dem Wild. Allein die Kosten der Bayerischen Staatsforsten dafür summieren sich seit 2011 auf gut zwölf Millionen Euro, wie Forstminister Helmut Brunner (CSU) jetzt auf eine entsprechende Landtagsanfrage von Ganserer geantwortet hat. 3,7 Millionen Euro entfielen auf Zäune, 8,5 Millionen auf Einzelschutz.

Zwar sind die Kosten für den Zaunbau rückläufig. Aber dafür schnellen die Kosten für den Einzelschutz umso deutlicher nach oben. Wie viel sich private Waldbesitzer und Kommunen den Schutz des Waldes vor dem Wild kosten lassen, ist unklar. Die Daten sind nicht vorhanden. Ganserer geht aber davon aus, dass es ebenfalls eine Menge ist. Denn die Staatsforsten bewirtschaften mit 755 000 Hektar Staatswald nur 30 Prozent der Wälder in Bayern. 54 Prozent oder 1,4 Millionen Hektar Wald sind in Privatbesitz. Die restlichen Wälder gehören Kommunen oder dem Bund.

Ganserer übt außerdem scharfe Kritik daran, dass viele Waldbesitzer die Zäune, vor allem aber die Plastikrohre, nicht mehr aus dem Wald herausräumen, wenn sie ihre Funktion erfüllt haben. Sondern sie einfach in ihnen verrotten lassen.

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