Forstministerium:Der Elch und die Eifersucht der Beamten

Elche werden in Bayern zwar nie heimisch sein. Das Forstministerium hat jedoch für alle Fälle einen Plan parat. Den hält so mancher jedoch für Popanz.

Christian Sebald

Mit den Elchen ist das so eine Sache: Eigentlich ist es in Bayern zu warm, als dass sich die bis zu 500 Kilogramm schweren und mit 2,30 Meter Schulterhöhe riesigen Tiere hier wohlfühlen könnten.

Forstministerium: Nur ab und zu wandern Elche durch Bayern, dauerhaft werden sich die gemütlichen Riesen hier nie ansiedeln. Aber das Forstministerium ist für den Fall der Fälle gerüstet.

Nur ab und zu wandern Elche durch Bayern, dauerhaft werden sich die gemütlichen Riesen hier nie ansiedeln. Aber das Forstministerium ist für den Fall der Fälle gerüstet.

(Foto: Foto: ddp)

Außerdem ist der Freistaat zu dicht besiedelt, allein die vielen Autos hier würden den behäbigen Elchen schnell zum Verhängnis. Dennoch werden vor allem im Bayerischen Wald immer wieder einzelne Elche gesichtet. Sie dürften aus Tschechien stammen, wo am Moldau-Stausee eine kleine Population lebt.

"Die sind alle nur auf Durchwanderung", sagen Wildtier-Experten wie Ulrich Wotschikowsky vom Verein für Arten-, Umwelt- und Naturschutz. "Anders als beim Bären und Wolf, die sich über kurz oder lang ihre einstigen Lebensräume zurückerobern dürften, wird es hier nie dauerhaft Elche geben."

Dennoch basteln sie im Forstministerium an der Vollendung eines Elchmanagements im Freistaat. Es könnte ja doch sein, dass Elche zuwandern, die Wälder zusammenfressen und schwerste Unfälle auf den Straßen verursachen.

Deshalb haben Fachleute - vom Innen- und Umweltministerium, vom Bauern- und Jagdverband, vom Bund Naturschutz und Vogelschutzbund und andere mehr - in monatelanger Arbeit einen "Elchplan für Bayern" ausgetüftelt.

Damit nicht genug. Demnächst wird eine Datenbank eingerichtet, um Elchsichtungen wissenschaftlich auswerten zu können. Wotschikowsky nennt all das Popanz. "Der wahre Grund für all den Aufwand", sagt er, "ist Eifersucht unter Ministerialbeamten."

Bislang drei Kollisionen

Dazu muss man wissen, dass das Forstministerium auch zuständig ist für die Tiere im Wald. Nur für nicht für Bären, Wölfe und Luchse. Sie stehen unter strengstem Artenschutz und der ist Sache des Umweltministeriums.

Deshalb war auch der damalige Umweltminister Werner Schnappauf gefragt, als Bär Bruno 2006 mächtigen Wirbel in Bayern und Deutschland auslöste.

Den Jagdexperten im Forstministerium soll das sehr missfallen haben. Ihre Eifersucht soll sich auch dann fortgesetzt haben, als das Umweltministerium Managementpläne für Bär, Wolf und Luchs erarbeitete, damit sich der Wirbel nicht wiederholt, sollten erneut Raubtiere auftauchen.

Wie durch einen wundersamen Zufall häuften sich im Jahr von Bruno allerdings auch die Elchsichtungen. 2007 gab es sogar drei Autounfälle mit Elchen. So hatte der damalige Forstminister Josef Miller plötzlich Anlässe genug, einen Elchplan zu fordern.

"Auch wenn der Plan selbst überflüssig ist", sagt Wotschikowski dazu, "das Forstministerium kann zeigen, dass es Wildtierpläne machen kann." 2008 übrigens war es bereits wieder ruhig um die Elche. Im Nationalpark Bayerischer Wald soll einmal einer gesehen worden sein.

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