Folgen des Klimawandels:52-Jähriger stirbt in den Fluten

Ein Toter bei Unwetter in Bayern

Die Partnach schwoll zu einem reißenden Strom an.

(Foto: Thomas Sehr/dpa)

Heftige Regenfälle führen zu vollen Kellern und überfluteten Straßen

Von Christian Sebald, Garmisch-Partenkirchen

Ein Toter, überflutete Straßen und vollgelaufene Keller: Das ist die Bilanz der heftigen Unwetter am Dienstagabend in weiten Teilen Bayerns. Diesmal traf es Niederbayern, das südliche Oberbayern und Schwaben. In Garmisch-Partenkirchen starb ein 52-jähriger Autofahrer, der während der heftigen Regenfälle seinen Wagen verlassen hatte, in den Fluten der Partnach. Auf vielen Straßen und Autobahnen gab es Aquaplaning-Unfälle, allein auf der A 7 im Oberallgäu summierten sich die Schäden auf 300 000 Euro. In Rettenberg im Oberallgäu wurden mehrere Häuser teilweise überschwemmt. Auch in Niederbayern waren die Feuerwehren im Dauereinsatz. Besonders traf es die Stadt und den Landkreis Landshut. Dort mussten mehrere Häuser wegen Überflutungsgefahr evakuiert werden. In Mauth im Bayerischen Wald drohte ein Sägewerk weggeschwemmt zu werden.

Ursache der Unwetter "war das Zusammentreffen von subtropischer, sehr feuchter und sehr warmer Luft mit einem Tiefdruckgebiet, das von Nordwesten her einströmte", sagt Guido-Peter Wolz vom Deutschen Wetterdienst in München. "So eine Wetterlage führt immer zu einer brodelnden und explosiven Mischung, die sich in schweren Unwettern und extrem starken Regenfällen entlädt." Im Münchner Umland, in Wielenbach am Ammersee und in Schlehdorf am Kochelsee stürzten binnen Stunden knapp 80 Liter Regen pro Quadratmeter vom Himmel herab. Das ist so viel wie normalerweise in einem ganzen Monat. Der Pegel der Partnach in Garmisch-Partenkirchen schnellte binnen einer Stunde von 56 Zentimeter auf 1,70 Meter nach oben. Die starken Regenfälle setzten sich am Mittwoch vor allem im Alpenvorland und in den Bergen fort. Gleichwohl wurden nur einzelne Wiesen und Straßen überflutet, auch andernorts gab es keine Hochwassergefahr.

Der Klimaforscher Wolfgang Seiler, der bis 2007 das Institut für Meteorologie und Klimaforschung in Garmisch-Partenkirchen leitete und der als Vater der Umweltstation im Schneefernerhaus auf der Zugspitze gilt, hat schon um die Jahrtausendwende herum prognostiziert, dass im Zuge des Klimawandels auch in Bayern die Unwetter immer heftiger werden. Inzwischen ist Seiler 78 Jahre alt und sieht sich in seinen Prognosen bestätigt. "Die Zeiten sind noch gar nicht so lange her, dass ich und andere Experten wegen unserer Vorhersagen ausgelacht wurden", sagt er. "Inzwischen sind sie auch hier in Bayern längst Realität geworden." Ein Ende ist nach Seilers Überzeugung längst noch nicht erreicht. "Die Unwetter, aber auch die Trocken- und Hitzeperioden hier bei uns werden noch weiter an Heftigkeit zunehmen", sagt er.

Vorerst freilich hat sich das Wetter beruhigt. Am Mittwoch klangen die heftigen Regenfälle allmählich ab, auch die Gewittergefahr war vorbei. Gegen Abend herrschte fast überall trockenes Wetter. Mit Temperaturen von maximal 17 Grad blieb es vergleichsweise kühl. Schon an diesem Donnerstag wird es wieder wärmer und sonniger. Und dieser Trend setzt sich zum Wochenende hin fort. Bereits am Samstag werden in den Bergen wieder 23 Grad erreicht, am Untermain sollen es sogar bis 29 Grad sein. "Und ab Sonntag", so sagt der Meteorologe Wolz voraus, "steigt wieder die Gewittergefahr."

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