Flüchtlinge:Österreichischer Pfarrer in Passau wegen Schleuserei verurteilt

Der Geistliche brachte vier Syrer mit seinem Auto über die Grenze. Er wollte helfen - und wusste offenbar nicht, dass er sich strafbar macht.

Als der Pfarrer in der Nacht vom 16. auf 17. September 2015 im Grenzgebiet zwischen Österreich und Bayern drei Männer und eine Frau aus Syrien sah, fuhr er erst weiter. Dann habe sich sein Gewissen gerührt, sagt der Österreicher heute - so dass er die vier mit dem Auto bis zur Grenze mitgenommen habe. Da keine Kontrolle zu sehen war, brachte der Priester die Flüchtlinge bis nach Passau, berichtet die Passauer Neue Presse. Dort habe ihn jedoch die Bundespolizei aufgehalten und festgenommen.

Das Amtsgericht Passau hat den österreichischen Pfarrer im Frühjahr wegen Schleuserei verurteilt. Die Beamten machten dem 71-Jährigen klar, dass, wer Flüchtlinge über die Grenze bringe, sich der Schleusung schuldig mache. "Das wusste ich damals nicht", so der Pfarrer in der PNP.

"Was haben Sie denn da für einen Sch... gemacht?"

Er sei als "Übernachtungsgast" bei der Polizei in Freyung geblieben - trotz der Bitte der Flüchtlinge, ihn freizulassen. Die Beamten seien alle sehr nett zu ihm gewesen, erinnerte sich der Geistliche. Einer habe schmunzelnd gemeint: "Was haben Sie denn da für einen Sch... gemacht?"

Tags darauf sei der Priester vom Polizeichef persönlich zurück nach Passau chauffiert worden. Als er wieder in sein Auto stieg, steckte auch noch ein Strafzettel hinter dem Scheibenwischer. Das Bußgeld sei ihm jedoch erlassen worden, heißt es. Nach seiner Verurteilung dürfe er sich aber jetzt nichts mehr zuschulden kommen lassen, sagte der Pfarrer.

Anmerkung der Redaktion:

In einer früheren Version dieses Textes war die Rede von einer Haftstrafe auf Bewährung. Weitere Recherchen haben ergeben, dass das nicht stimmt und dass das Urteil nicht kürzlich, sondern schon im Frühjahr ergangen ist. Die zuständigen Stellen und der Pfarrer waren am Freitagnachmittag nicht mehr für Auskünfte zu erreichen. Wir haben das Thema zum Beginn neuen Woche weiter recherchiert. Hier finden Sie die tatsächliche Geschichte.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: