Flüchtlinge:Kriminalitätsstatistik zeigt: Die Sorgen sind unbegründet

Von der überwältigenden Mehrheit der Flüchtlinge geht keine Gefahr aus. Aber das sagt Innenminister Herrmann natürlich nicht.

Kommentar von Lisa Schnell

Jetzt ist sie also da, die Antwort auf die Frage: Wie gefährlich sind sie, die Flüchtlinge? Viele Bayern vermuteten das Schlimmste: Bei einer Umfrage im Januar waren 70 Prozent überzeugt davon, dass Flüchtlinge die innere Sicherheit gefährden.

Neben Lippenstift gehört nun auch das Pfefferspray zum Inventar vieler Handtaschen. Selbst in Bayern, dem Musterland der inneren Sicherheit, hat sich diffuse Angst breit gemacht. Am Mittwoch kam die Entwarnung von Innenminister Joachim Herrmann: Bayern ist sicher, sogar sicherer als 2014. Und das trotz der vielen Flüchtlinge im vergangenen Jahr.

Die Sorgen vieler Menschen sind unbegründet. Das sagte Herrmann natürlich nicht. Welcher bayerische Innenminister ruft dem Volk schon zu: Habt keine Angst vor den Fremden! Also warnte Herrmann vor 35 Georgiern.

Unbestritten, dass kriminelle Banden aus dem Osten ein Problem sind, auch, dass es in den letzten Jahren größer geworden ist. Herrmann musste aber noch anhängen, dass Georgier "verstärkt als Asylbewerber" nach Bayern kämen, da habe er "stark den Eindruck". Die meisten Asylbewerber stammen aber aus anderen Ländern - das sagte er nicht.

Nicht alle Asylbewerber sind Engel - genauso wenig wie alle Deutschen

Dass jedes zehnte Sexualdelikt von einem Zuwanderer begangen wurde, hört sich bedrohlich an. Nur, es handelt sich um 82 Fälle bei 156 000 Asylbewerbern. Außerdem könnte es sein, dass nach den Vorfällen in Köln die Bereitschaft gestiegen ist, Anzeige zu erstatten. Das aber ist nur eine Vermutung.

Herrmann hat recht: Nicht alle Asylbewerber sind Engel. Genauso wenig wie alle Deutschen. Gerade in Zeiten, in denen Vorurteile wieder groß werden, sollten Zahlen in alle Richtungen abgeklopft werden. Bei den Tatverdächtigen, die Zuwanderer sind - sechs Prozent -, wäre es wichtig zu wissen, um welche Delikte es sich handelt.

Deutschlandweit stellte sich heraus, dass es oft um Bagatellen wie Schwarzfahren geht. Gewalttätig werden Flüchtlinge vor allem untereinander. Das liegt vor allem an den teils schrecklichen Zuständen in den Asylunterkünften. Es ist nicht weniger besorgniserregend als Gewalt gegen Deutsche. Nur: Die Angst mancher vor Angriffen durch Asylbewerber rechtfertigen die Zahlen nicht.

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