Florian Pronold:Chef der Bayern-SPD mit "schrecklicher Aufgabe"

Florian Pronold soll SPD-Landesvorsitzender werden. Optimismus, gepaart mit etwas Realitätsferne, ist für diese Stellenbeschreibung unerlässlich. Ein Porträt.

Katja Auer

Gerade hat sich Florian Pronold von seinem Landesvorstand für den unerquicklichsten Job nominieren lassen, den es in der bayerischen Politik zu besetzen gibt: Der 36-Jährige soll SPD-Landesvorsitzender werden. Und er vermittelt dabei sogar den Eindruck, als sei das ein Amt mit Perspektiven. "Ich will, dass der Pfeil wieder nach oben zeigt", sagt der Frischgekürte. Und: "Mein Ziel ist es immer noch, sozialdemokratischer Ministerpräsident in Bayern zu werden."

Florian Pronold: Bei der Fränkischen Fastnacht tauchte Florian Pronold im deutlich zu großen Superman-Kostüm auf und kommentierte, dass er da noch hineinzuwachsen gedenke - "wie in das Amt des Landesvorsitzenden".

Bei der Fränkischen Fastnacht tauchte Florian Pronold im deutlich zu großen Superman-Kostüm auf und kommentierte, dass er da noch hineinzuwachsen gedenke - "wie in das Amt des Landesvorsitzenden".

(Foto: Foto: dpa)

Die Wirklichkeit sieht anders aus: Bei der Landtagswahl im vergangenen September hat die SPD mit 18,6 Prozent das schlechteste Ergebnis seit dem Krieg eingefahren - obwohl die CSU ihre absolute Mehrheit verlor. Die Mitgliederzahlen sinken und in einigen Regionen des Freistaats sind quasi keine Parteistrukturen mehr vorhanden. Dazu gilt noch immer der Satz, den der glücklose zweimalige Spitzenkandidat Franz Maget prägte: Dass sich viele Bayern "eher die Hand abhacken, als die SPD zu wählen".

Für die bevorstehende Europawahl besteht ebenfalls kein Anlass zu Zuversicht: Bei der letzten Europawahl 2004 votierten nur 15,3 Prozent der Bayern für die SPD. Pronold soll es nun also richten. Er muss den Landesverband umkrempeln, wenn sich etwas ändern soll, und das weiß er. Pronold will die Basisarbeit verstärken und setzt auf ein Team. Mangels profilierter Köpfe und der elementaren Abneigung der Bayern-SPD gegenüber Veränderungen ist das ein kühner Vorsatz. Lange hat sich Pronolds Vorgänger Ludwig Stiegler kaum um den Nachwuchs - außer Pronold selbst - gekümmert, dem er nun zu dieser "wunderbaren, manchmal schrecklichen Aufgabe" gratulierte.

Pronolds wilde Zeiten sind vorbei

Pronold steht für den Generationswechsel. Er kennt die Bayern-SPD genau, mit nur 16 Jahren ist er eingetreten und war trotz seiner steilen Parteikarriere nicht immer wohlgelitten. Als Juso erregte er den Volkszorn, weil er den Gekreuzigten einen "Lattengustl" schimpfte. 1999 wurde er zum Juso-Landesvorsitzenden gewählt. Als Bundestagsneuling wollte er 2003 die Agenda 2010 von Bundeskanzler Gerhard Schröder kippen und initiierte erstmals in der Parteigeschichte ein Mitgliederbegehren.

Inzwischen sind Pronolds wilde Zeiten vorbei, er ist als Finanzexperte anerkannt. Seit er 2006 zum Landesgruppenchef gewählt wurde, musste er in Berlin längst Kompromisse eingehen, für die er seine Partei früher gegeißelt hätte. Manchem Juso von heute ist der eigentlich als Parteilinker geltende Pronold viel zu weit in die Mitte gerückt.

Als Landesvorsitzenden macht ihn das leichter vermittelbar, wenngleich es Pronold an Charisma mangelt. Er erinnert immer noch an einen Schülersprecher, wenn er beim politischen Aschermittwoch über die CSU herzieht. Spott hält er selbst allerdings ganz gut aus. Bei der Fränkischen Fastnacht tauchte er im deutlich zu großen Superman-Kostüm auf und kommentierte, dass er da noch hineinzuwachsen gedenke, "wie in das Amt des Landesvorsitzenden". Selbstironie und Leidensfähigkeit - noch zwei Voraussetzungen für einen bayerischen SPD-Chef.

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