Film über krebskrankes Mädchen:Der letzte Sommer daheim

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Sie setzt sich mit ihrer Krankheit auseinander, plant ihre Beerdigung und genießt das bisschen Zeit, das noch bleibt: Wenke, 13, hat einen unheilbaren Gehirntumor. Der Münchner Filmemacher Max Kronawitter hat sie die letzten Monate ihres Lebens begleitet.

Katja Auer

Hugo hat Wenke ihn genannt, weil Hugo so ein doofer Name ist. Und ein Gehirntumor ist schließlich auch was Doofes. Wenke sitzt in ihrem Mädchenzimmer und lacht in die Kamera als sie von Hugo erzählt. Ein Teenager, 13 Jahre alt, die kurzen Haare rot gefärbt. Kein halbes Jahr später ist Wenke gestorben, das war im Juli. Der Gehirntumor war nicht heilbar.

Palliativstation in München. Das Hospiz ohne Mauern ermöglicht der krebskranken Wenke, daheim zu sterben. (Foto: Catherina Hess)

Der Münchner Filmemacher Max Kronawitter hat Wenke die letzten Monate ihres Lebens begleitet. "Ein Sommer für Wenke" heißt der Film, der am Sonntag in der ARD zu sehen ist. Nach zwölf Wochen im Krankenhaus wollte Wenke daheim sein bei ihrer Familie. Das hat ihr das Team um die Münchner Palliativmedizinerin Monika Führer ermöglicht.

HOMe, Hospiz ohne Mauern, heißt ihr Projekt, das sterbenskranke Kinder in ganz Südbayern daheim betreut. Um 250 Kinder und Jugendliche haben sie sich seit 2004 gekümmert, zwei Drittel davon sind gestorben. "Vor dem Tod habe ich keine Angst", sagt Wenke, "aber vor dem Sterben." Sie setzte sich mit ihrer Krankheit auseinander, plante ihre Beerdigung, suchte sich auf dem Friedhof in ihrem Heimatort in der Nähe von Plattling den Baum aus, unter dem sie begraben sein wollte. Es ist ein Ahornbaum.

Und dann wollte sie das bisschen Zeit noch genießen. Mit ihrer Familie. Wenke lebte alleine mit ihrer Mutter, der Vater in Berlin, die zwei älteren Brüder aus dem Haus. Nun kamen sie alle zurück. Der große Bruder nahm sich unbezahlten Urlaub, um bei der kleinen Schwester zu sein, der Vater kam zurück, alte Streitereien waren nicht mehr wichtig. Wenke feiert ihren 14. Geburtstag. Freizeitpark, Wasserrutsche, ein glückliches Mädchen. "Gut ist, dass wir niemals gleichzeitig heulen", sagt Mama Simone.

Als es Wenke schlechter geht, kümmert sich die Familie im Schichtdienst um das Mädchen. Monika Führer und ihre Kollegen kommen regelmäßig vorbei, sie unterstützen die Eltern, medizinisch, aber auch psychologisch. 24 Stunden sind sie in Rufbereitschaft.

Auch in Nürnberg gibt es jetzt eine ambulante Palliativversorgung, in Augsburg und Amberg sind zwei Teams in Vorbereitung. Die Kinder nicht alleine zu lassen, wenn sie nach Hause wollten, das war Führers Motivation. Wenke hat sie einen letzten Sommer daheim ermöglicht. Die wollte ihr Schicksal teilen, deswegen hat sie die Kamera zugelassen. Damit es einen Fünkchen Sinn haben könnte, wenn sie schon sterben musste.

Den Film "Ein Sommer für Wenke. Wenn Kinder daheim sterben dürfen" zeigt die ARD am Sonntag um 17.30 Uhr.

© SZ vom 12.11.2011/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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