FDP und Freie Wähler:Unauffällig, aber selbstbewusst

Die Freien Wähler und die FDP sind die Angstgegner bei den Landtagswahlen für die CSU. Besonders die Liberalen gelten als echte Alterrnative.

Katja Auer

Nur neun Prozent der Bayern kennen den Mann, der am Sonntag als größter Sieger aus der bayerischen Landtagswahl hervorgehen könnte: Martin Zeil, 52, Spitzenkandidat der FDP. Bis zu neun Prozent wollen die Partei den Umfragen zufolge auch wählen.

FDP und Freie Wähler: Martin Zeil, der Spitzenkandidat der Bayern-FDP, kennen nur wenige. Seine Partei könnte aber der CSU einige Wähler abjagen.

Martin Zeil, der Spitzenkandidat der Bayern-FDP, kennen nur wenige. Seine Partei könnte aber der CSU einige Wähler abjagen.

(Foto: Foto: AP)

Für die FDP wäre es ein Triumph. Nach 14 Jahren kehrte sie nicht nur in den bayerischen Landtag zurück, sie könnte sogar zur Regierungspartei aufsteigen. Wenn die CSU die absolute Mehrheit verliert und nicht mehr alleine weiterregieren kann, gilt die FDP als wahrscheinlichster Koalitionspartner.

Dabei hat das Wiedererstarken der Liberalen in Bayern wenig mit eigener Kraft zu tun, denn im Freistaat treten sie kaum in Erscheinung. Neben der Landesvorsitzenden und früheren Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ist kein FDP-Politiker einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Die FDP könnte vor allem von der Schwäche der CSU profitieren. Sie bietet sich als Alternative an für die Wähler, die die CSU zwar abstrafen, aber keinen Machtwechsel in Bayern wollen.

FDP stellt Bedingungen an CSU

Abstrafen zum Beispiel für das absolute Rauchverbot, ein in Bayern höchst umstrittenes Unterfangen. Der FDP könnte zugute kommen, dass sie für eine liberale Lösung wirbt. Spitzenkandidat Zeil kündigte schon früh im Wahlkampf an, mit der CSU koalieren zu wollen. Mit den anderen Parteien gebe es keine Schnittmenge, sagte er. Allerdings stellte er der CSU bereits Bedingungen: So müsse sie auf Bundesebene für den Stopp des Gesundheitsfonds eintreten und die Pläne zur Erbschaftssteuer zurücknehmen.

Unterstützung bekommt der unbekannte Bundestagsabgeordnete Zeil, der seit April 2007 bayerischer FDP-Generalsekretär ist, von seinem alten Freund Guido Westerwelle. Die beiden gründeten 1980 zusammen die Jungen Liberalen, nun macht der Parteichef Wahlkampf in Bayern. Mehr als 30 Auftritte hat Westerwelle absolviert, und Zeil weiß, dass die Leute vor allem kommen, um den FDP-Chef zu sehen. "Ich überschätze mich da nicht", sagt er.

Auf Rückendeckung aus Berlin können die Freien Wähler nicht hoffen. Sie sind die zweite Gruppierung, die der CSU die Wählerstimmen im bürgerlichen Lager abspenstig machen will. Was gelingen könnte, denn Umfragen sehen die Freien Wähler bei etwa sieben Prozent.

"Wir dreschen auf die CSU ein"

Als erste Vereinigung der Freien Wähler könnten sie damit in ein Landesparlament einziehen. 1998 und 2003 waren sie in Bayern an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Ein Erfolg bei der Landtagswahl würde den Aufstieg der Parteifreien fortsetzen: Bei den bayerischen Kommunalwahlen im März 2008 wurden sie mit 19 Prozent zur drittstärksten Kraft im Land.

Hubert Aiwanger, 37, ein Landwirt aus dem niederbayerischen Rahstorf, steht an der Spitze der heterogenen Vereinigung. Er betreibt seinen Wahlkampf mit deftiger CSU-Schelte und schließt eine Zusammenarbeit gleichzeitig nicht aus. "Wir dreschen auf die CSU ein, um sie unter die 50 Prozent zu prügeln", erklärte Aiwanger sein Vorgehen kürzlich. "Programmatisch etwas schlicht", seien die Parteifreien, sagt FDP-Kandidat Zeil über die Konkurrenz, und die CSU-Spitze sieht die Freien Wähler als "bürgerliche Protestpartei".

Dass in der Vereinigung Platz für viele Personen und Meinungen ist, zeigt die Kandidatur von Gabriele Pauli. Die als Stoiber-Kritikerin und CSU-Rebellin bekannt gewordene frühere Fürther Landrätin tritt im Stimmkreis von Ministerpräsident Günther Beckstein für die Freien Wähler an.

Das Abschneiden von FDP und Freien Wählern bei der bayerischen Landtagswahl könnte bereits ein Vorentscheid für die Wahl des Bundespräsidenten sein. Denn in der Bundesversammlung haben Union und FDP inzwischen nur noch eine hauchdünne Stimmenmehrheit.

Würden FDP und FW in das bayerische Parlament einziehen, die Linken aber scheitern, könnten eventuelle Einbußen der CSU so ausgeglichen werden. Denn auch die Freien Wähler haben bereits erklärt, dass sie Horst Köhler zum Bundespräsidenten wählen wollen.

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