FDP Bayern:Einziger Programmpunkt: Mut machen

Wahlplakate in Oberschleißheim mit Martin Zeils Konterfei.

Wohin führt der Weg der FDP? Vielleicht muss Wirtschaftsminister Zeil sich bald einen neuen Job suchen.

(Foto: Florian Peljak)

Bayern geht es glänzend, das will sich der liberale Wirtschaftsminister Zeil auch anrechnen lassen. Doch seiner Partei geht es dreckig: Die FDP steht Umfragen zufolge vor dem Rauswurf aus dem Landtag - und schürt im Wahlkampfendspurt die Angst der Wähler vor einer Alleinregierung.

Von Mike Szymanski

Zwei Stunden, 15 Minuten - wenn sich Bayerns Liberale an diesem Sonntag in München zum Sonderparteitag treffen, dann geht es so kurz vor der Wahl nur noch um eines: Mut machen. Die Tagesordnung sieht nichts anderes vor, auch wenn die Programmpunkte anders lauten: Spitzenkandidat begrüßt . . ., Beschlussfassung "Bayerns treibende Kraft". . ., ein bisschen FDP-Fernsehen gibt es auch. Der Spot zur Landtagswahl wird noch einmal gezeigt. Darin fragt eine Stimme: "Was wäre Bayern ohne Gelb?"

Eine gute Frage.

Wissenschafts- und Kunstminister Wolfgang Heubisch, 67, sitzt im Café Luitpold in der Münchner Innenstadt. Er trinkt Tee, gleich muss er weiter nach Schwaben. Ein Museum besuchen. Und natürlich die Parteibasis. Im Bayern ohne Gelb wäre er - erstmal arbeitslos. Und Wirtschaftsminister Martin Zeil, 57, sein Parteifreund? Der natürlich auch.

Die FDP in Bayern liegt nun bei drei bis vier Prozent

Zeil steht am Donnerstagabend im Studio des Bayerischen Fernsehens, beim TV-Wettstreit der Spitzenkandidaten der kleinen Parteien. Die Kandidatin der Grünen ist da, Margarete Bause. Und Hubert Aiwanger, der Chef der Freien Wähler. Sie sagen oft: "Wir wollen." Zeil sagt oft: "Ich habe" und "In meiner Verantwortung".

Die FDP regiert mit. Das ist der Unterschied. Und Zeil wirkt wie aufgezogen, jedenfalls redet er schneller als sonst. Und beim Friseur war er auch. Sein weißes Haar liegt wie ein Spoiler. Er hat einen guten Lauf an diesem Abend. Bayern geht es glänzend. Und Zeil ist der Wirtschaftsminister.

Aber seiner Partei geht es dreckig - die Redeschlacht im Fernsehen ist noch nicht zu Ende, da kommen neue Umfragezahlen. FDP: drei Prozent. Am Freitag meldet das ZDF: vier Prozent. Reicht auch nicht.

Die Angst vor der Alleinregierung könnte zwei Prozente bringen

Von wegen, Bayern sei mit der FDP an der Regierung gerechter geworden. Am eigenen Leib spürt es die Partei jedenfalls nicht. Die CSU, ihr Koalitionspartner, darf von der Rückkehr zur Alleinregierung träumen. Im FDP-Filmchen wird die Frage, was Bayern ohne Gelb wäre, übrigens so beantworten: "ziemlich schwarz."

2008 zogen die Liberalen nach 14 Jahren Abstinenz mit acht Prozent wieder in den Landtag ein. Und die FDP durfte gleich in die Regierung. "Goldrauschstimmung" nennt einer aus der Parteispitze die Wochen und Monate danach. Dann machte die FDP Fehler, vor allem in Berlin, versprach zu viel und das Falsche, zerlegte sich an der Parteispitze und stürzte im Ansehen der Bürger ab.

Seit vielen Monaten muss die FDP um den Wiedereinzug bangen. Wenn mal, wie vor Kurzem, eine Umfrage die FDP bei fünf Prozent sieht, neigt mancher zu Übermut. Fraktionschef Thomas Hacker schrieb neulich auf Facebook: "Also, die fünf bei der Wahlumfrage gefällt mir schon besser. Aber abgerechnet wird am Wahltag. Und da ist unser Ziel nicht vier, nicht fünf, nicht sechs, nicht sieben, sondern mindestens ACHT Prozent."

Zeil, Heubisch und Hacker wollen weitermachen

Schön wär's, sagen auch Zeil und Heubisch. Es ist eine der spannendsten Fragen am Wahlabend, ob die FDP es wieder schafft. Bei keiner anderen Partei lagen die Umfrageinstitute bei vergangenen Landtagswahlen so daneben. In Niedersachsen wäre die Liberalen den Prognosen zufolge rausgefallen - und kamen dann doch auf knapp zehn Prozent.

Vor ein paar Wochen hat die FDP-Fraktion ihr Sommerfest im Landtag gefeiert. Es sollte kein Abschiedsfest sein. "Wir sind gekommen, um zu bleiben", rief Zeil den Gästen zu. Und Heubisch sagte: "Martin, das packen wir." Für Zeil, Heubisch und Hacker steht auch schon fest, dass sie im Fall einer Wiederwahl auf ihren Posten weitermachen wollen. Es gibt erste Absprachen.

Wenn der FDP die Argumente für die Wiederwahl auszugehen drohen, bleibt ihr immer noch dies: "Alleinregierung verhindern!" Und das ist auch das Programm für die Schlussoffensive der FDP auf den letzten Metern. Landeschefin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sagt: "Wir werden deutlich machen, warum die FDP in Bayern die einzige Kraft ist, die die Arroganz der Macht verhindern kann."

Mit Plakaten und Zigtausenden Flyern wollen sie in den verbleibenden Tagen bis zu Landtagswahl noch einmal das düstere Bild eines Bayerns in Finsternis malen, ein Bayern ohne Gelb eben. Die Angst vor der Alleinregierung könnte der FDP allein noch zwei Prozent bringen, schätzt Wahlkämpfer Heubisch. Auch Martin Zeil meint: "Macht braucht Kontrolle." Hauptsache wiedergewählt, und wenn auch in der Rolle des Kontrolleurs.

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