FC Straubing:Fußballer unterbricht Spiel - um Wohnung zu besichtigen

Garching: FUSSBALL Bayernliga Süd / Relegation - VfR Garching v SV Raisting

In der A-Klasse kickt man normalerweise zum Spaß. (Symbolbild)

(Foto: Johannes Simon)

FC Straubing gegen FC Straßkirchen, ein intensiver A-Klasse-Kick. Doch in der Pause zieht sich Attila Kosa, defensiver Mittelfeldspieler, plötzlich an. Und geht.

Von Lisa Schnell

So ist sie eben, die A-Klasse beim Fußball. Das müsse man mit Humor sehen, sagt Patrick Schießwohl. Sein starker Fuß ist der rechte, und dem Fußball kann sich Schießwohl allein wegen seines Namens kaum verwehren. Er spielt beim FC Straubing, A-Klasse. Das ist eine der untersten Ligen und dem Fußballhimmel eher fern als nah.

In der A-Klasse, da rollt der Ball schon mal weg, wenn man ihn in die Ecke legt, weil das Spielfeld krumm ist. Und an gelegentliche Ausraster von älteren, sehr leidenschaftlichen Fußballfans der Dorfklubs sollte man sich auch gewöhnen. Aber so eine Geschichte wie die seines Mitspielers Attila Kosa hat Schießwohl noch nicht erlebt.

Es ist Sonntag, der FC Straubing spielt gegen den FC Straßkirchen. "Intensiv" sei das Spiel gewesen. 2:1 liegt Straubing vorne, auch wegen Attila Kosa, defensives Mittelfeld, so der Typ Jens Jeremies. In der Halbzeit aber wirft sich Kosa schnell noch einen Pulli über und eine Hose und verschwindet. Verletzt? Kosa schüttelt den Kopf. Er müsse schnell noch eine Wohnung besichtigen, sagt er den verblüfften Kollegen.

Da ist auch Schießwohl der Mund offen gestanden. "Das sind Geschichten, die erlebt man sonst nicht", sagt er. Aber klar, auch in Straubing könne man es sich nicht leisten, eine Wohnungsbesichtigung zu verpassen. Kosa sei gerade erst aus Ungarn nach Niederbayern gezogen, seine Freundin und er suchten dringend. In der Bayernliga könnte man das natürlich nicht bringen, aber in der A-Klasse. "Es wird keiner bezahlt, es ist ein Hobby", sagt Schießwohl.

Da kämen manche fünf Minuten vorm Spiel mit der kreativen Ausrede, ein Marder hätte ihnen am Auto gerade ein Kabel durchgebissen, am helllichten Tag. "Respekt" habe Schießwohl da vor Kosas Ehrlichkeit. Andere hätten sich vielleicht verletzt gemeldet, Kosa aber sei ein "Vollblutfußballer", sagt Schießwohl.

In der 81. Minute ist Kosa wieder da

Und so spurtete er nach der Besichtigung wieder zurück zum Fußballplatz, Trikot über den Kopf und weiter. In der 81. Minute war er wieder auf dem Spielfeld. Da stand es schon 2:2. Kosa habe einfach als Motor gefehlt, sagt Schießwohl. Und dann pfiff der Schiedsrichter auch noch fünf Minuten zu früh ab. Einfach, weil er keine Lust mehr hatte, sagt Schießwohl. A-Klasse eben. Der FC Straubing aber schaffte es trotzdem in die Schlagzeilen.

Kosas kurioser Ausflug landete auf dem Fußballportal "Fupa" und damit im Internet. Dort posteten Hunderte schmunzelnde und Tränen lachende Smileys. Ja, sogar eine Abstimmung wurde initiiert. "Hat Kosa Attila aus Straubing den Fußball jemals geliebt?", lautete die Frage. Echte Fußballer wohnten in der Stadionkneipe, so die eine Meinung. Ist in Ordnung, einen Kasten Bier müsse Kosa aber ausgeben, die andere. Kosa selbst fände die ganze Aufregung eher befremdlich, sagt Fußballer Patrick Schießwohl.

Einen Kasten Bier gibt er zur Feier des Tages aber vielleicht trotzdem aus. Die Wohnung nämlich hat er bekommen.

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