Fasching:Schweinfurter Pfarrer wettert gegen katholische Kirche

  • Während eines Faschingsgottesdienstes in der Schweinfurter Kirche St. Michael hat der Pfarrer Roland Breitenbach die katholische Kirche scharf angegriffen.
  • Vor allem kritisierte er ihre Scheinheiligkeit im Hinblick auf die Missbrauchsfälle.
  • Die Rede des Pfarrers im Ruhestand wurde mehrfach von Beifall unterbrochen.
  • Das Bistum Würzburg reagierte gelassen auf die Kritik.

Von Olaf Przybilla, Schweinfurt

Der katholische Pfarrer Roland Breitenbach hat sich schon häufig kritisch mit der eigenen Kirche auseinandergesetzt. Während eines Faschingsgottesdienstes im Schweinfurter Gotteshaus St. Michael hat er nun aber besonders heftig gegen den Klerus ausgeteilt: Dem Herrgott, formulierte der Pfarrer in Form einer Büttenrede, vergehe das Lachen: "Erst recht dann, wenn er an seine Kirche auf Erden denkt, die sich doch vorwitzig heilig und allein selig machend nennt, obwohl sie weder nach heiligen Schriften lebt" noch diese "für ein christliches Leben richtig versteht".

Zu lachen, so der Pfarrer weiter, "gäbe es bei den Christenleuten wirklich mehr als genug: Wegen der Scheinheiligkeit, nicht zu vergessen dazu noch mit Lug und Betrug". Die Predigt des 81-Jährigen, der in Schweinfurt als Pfarrer im Ruhestand tätig ist, wurde mehrmals von Beifall unterbrochen. Betont gelassen reagierte ein Sprecher des Bistums Würzburg auf die Kritik des Pfarrers. Nachdem der Geistliche eines Unfalls wegen zwei Jahre pausieren musste, sei das Bistums "erfreut", dass es dem Pfarrer offenbar wieder gut gehe.

Der Pfarrer gab in der Rede auch Ratschläge für eine Reform der katholischen Kirche. "Das geht jetzt an die angeblichen Gottes-Stellvertreter auf Erden: Schafft schnellstens ab den Zölibat, dann kommt die Kirche sofort wieder in Fahrt. Zusätzlich tut euch endlich trauen, und lasst bald zu die Priesterfrauen." Tue die Kirche dies, "könnte man wieder das Gemeindeleben gestalten, statt wie bisher nur den schlimmen Mangel verwalten".

Auch am Umgang mit den Missbrauchsfällen in der Kirche übte der Pfarrer heftige Kritik: "Lügen haben kurze Beine, sagt ein frommer Mahner. Doch wenn das stimmt, dann sind fast alle unsere Bischöfe Liliputaner. Sie haben nicht nur bei den Missbrauchsfällen vertuscht, getrickst und gelogen, über die armen Opfer sind sie dazu noch unverschämt zurückweisend hergezogen."

Der Pfarrer bleibe sich offenbar nach seinem Unfall "treu", erklärte ein Bistumssprecher. Allerdings wirke der Predigtinhalt passagenweise "aus unserer Zeit" gefallen. Mit dem Würzburger Bistum hatte der streitbare Pfarrer schon zahlreiche Auseinandersetzungen - nicht zuletzt über seine Ruhestandsurkunde, aus der die Formel "mit Dank und Anerkennung" gestrichen wurde. Der Pfarrer empfand dies als ehrenrührig.

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