Familienpolitik:Freiraum für den Nachwuchs

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Grüne fordern für Abgeordnete eine sechsmonatige Kinderzeit

Die Grünen fordern eine Neuerung im bayerischen Politikbetrieb: mehr Zeit für die eigenen Kinder. Anders als für Arbeitnehmer gibt es für Abgeordnete bislang keinerlei Elternzeit-Regelung. Der Landtagsfraktionschef der Grünen Ludwig Hartmann, im Jahr 2015 Vater geworden, plädiert nun für eine "Kinderzeit" von bis zu sechs Monaten, die Abgeordnete in den ersten zwei Lebensjahren ihres Kindes nehmen könnten.

Die "Kinderzeit" für Bayerns Politiker wäre allerdings keine volle Auszeit vom Job wie die Elternzeit - das wäre nach Einschätzung der Grünen auch verfassungsrechtlich schwierig, da Abgeordnete vom Volk gewählt sind und dementsprechend auch für das Volk da sein sollen. Die Abgeordneten könnten sich aber nach Hartmanns Vorstellung von der Präsidentin für die Plenar- und Ausschuss-Sitzungen beurlauben lassen.

Der Anlass: Landtagsabgeordnete haben in der Regel sehr viel längere Arbeitszeiten als die meisten Arbeitnehmer - insbesondere an den Wochenenden steht bei den Politikern eine Vielzahl von Veranstaltungen auf dem Programm, von der Gremiensitzung in der Partei bis zum Grußwort bei Verbandstagungen und Bürgerfesten.

Grünen-Landtagsfraktionschef Hartmann hat seit der Geburt seines Sohns im vergangenen Jahr die Erfahrung gemacht, die viele gestresste Eltern im Beruf haben: Die Zeit für das Kind fehlt. "Mutter oder Vater werden - das ist eines der größten Geschenke im Leben eines Menschen", sagte er. "Und natürlich möchte auch ich - wie viele Kolleginnen und Kollegen - möglichst viel Zeit mit meinem kleinen Sohn verbringen." Sein Vorschlag zur Änderung der Landtags-Geschäftsordnung würde den jungen Vätern und Müttern unter den Abgeordneten Freiräume verschaffen, ohne die Pflichten der Abgeordneten zu verletzen.

Schon sein neun Monate alter Sohn habe begriffen: Sobald er den Pulli gegen den Anzug mit gebügeltem weißen Hemd eintausche, bedeute das: "Papa ist gleich weg", sagte Hartmann. "Ich möchte mehr Zeit mit meinem Sohn verbringen und dabei sein, wenn er seine Entdeckungen macht, wenn er lacht, weint oder auch seine ersten Worte spricht."

© SZ vom 25.06.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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