Fall Peggy:"Daraus ein Mordmotiv zu machen, halte ich für sehr schwierig"

Peggy Knobloch, Fall Peggy Ulvi K.

Peggy war neun, als sie verschwand.

(Foto: dpa)

Ein 29-Jähriger gibt zu, mit Peggy intim gewesen zu sein. Die Staatsanwaltschaft sieht jedoch keinen hinreichenden Tatverdacht für eine Anklage. Der Mann sitzt derzeit in Haft, weil er seine Tochter sexuell missbraucht hat.

Von Olaf Przybilla

Es ist ein Detail im Fall Peggy, mehr aber nicht. Und neu ist es auch nicht . Ein 29-Jähriger hat vor einem Jahr bei Vernehmungen eingeräumt, zwischen ihm und Peggy sei es 2001 zum Austausch von Zärtlichkeiten gekommen. Kurz vor Peggys Verschwinden also. Der damals 17-Jährige aus Sachsen-Anhalt war in der Zeit mehrfach im oberfränkischen Lichtenberg zu Besuch, weil dort ein Halbbruder von ihm lebte. Dieser war der Nachbar von Peggy.

Um "neue Erkenntnisse" handele es sich dabei aber nicht, dementierte der Leitende Oberstaatsanwalt in Bayreuth, Herbert Potzel, Medienberichte. Die Aussage des 29-Jährigen sei längst Anlass für umfangreiche Ermittlungen gewesen. Es habe sich daraus aber kein hinreichender Tatverdacht für eine Anklage ergeben. "Und zwar weder wegen Mordes, noch wegen sexuellen Missbrauchs", sagt Potzel.

Unabhängig davon gelte der 29-Jährige auch weiter als einer der neuen Verdächtigen im Fall Peggy. Denn er hat gestanden, sich 2001 an seiner Nichte in Lichtenberg sexuell vergangen zu haben. Der Mann war im Zuge der neuen Ermittlungen im Fall Peggy ins Visier der Justiz geraten, im Dezember hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihn erhoben. Weil er zum Zeitpunkt der Tat in Lichtenberg erst 17 Jahre alt war, wird er sich vor der Jugendkammer des Landgerichts in Hof verantworten müssen. Zur Zeit befindet er sich in Sachsen-Anhalt in Haft, wegen des Missbrauchs seiner eigenen Tochter.

Der damals 17-Jährige kannte Peggy gut. Er soll mehrfach geäußert haben, er hätte diese gerne zur Schwester gehabt. Nach dem Verschwinden der Neunjährigen trug er ein Amulett von Peggy um den Hals. Als dringend tatverdächtig, mit Peggys Verschwinden etwas zu tun zu haben, gilt er den Ermittlern aber nicht.

Sehr vorsichtig äußert sich auch der Anwalt des 2004 wegen Mordes an Peggy verurteilten Uliv K., Michael Euler. Die Fotos, auf denen der damals 17-Jährige Peggy im Arm hält, seien längst bekannt. "Daraus ein Mordmotiv zu machen, halte ich für sehr schwierig", sagt Euler. Im Visier der Ermittler sind auch zwei weitere Verdächtige. Zu ihnen gehört der Halbbruder des 29-Jährigen, ein damaliger Nachbar Peggys. Sowie ein Mann, auf dessen Grundstück Ermittler im April erfolglos nach der Leiche Peggys gesucht hatten.

Bald wird gegen Ulvi K. neu verhandelt. Unter anderem wegen der eingeräumten Falschaussage eines Zeugen hat das Landgericht Bayreuth im Dezember die Wiederaufnahme des Verfahrens angeordnet. Der Prozess soll im April beginnen.

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