Fall Mixa: Reaktionen auf Papst-Akte:"Kaum mehr erträglich"

Nach Bekanntwerden des Geheimdossiers hat die Diözese Augsburg endgültig genug: Sie will, dass der Ex-Bischof auszieht. Mixas Anwalt äußert unterdessen Zweifel am Inhalt der Akte.

Schon einmal hat die Diözese Walter Mixa ein Ultimatum gestellt - Mixa soll sich einen Wohnsitz außerhalb des Bischofspalais suchen. Nun, nach Bekanntwerden der bislang geheimen Papst-Akte zum Fall des zurückgetretenen Bischofs, bekräftigt der Augsburger Diözesanrat der Katholiken nochmal seine Forderung - und drängt auf einen raschen Abschied. Mixa müsse das Bistum verlassen, damit "endlich Ruhe eintritt", sagte Diözesanrats-Chef Helmut Mangold.

Walter Mixa, Augsburg

Augsburgs ehemaliger Bischof Walter Mixa: Die Diözese fordert ihn erneut auf, aus dem Bischofspalais auszuziehen. Er selbst schweigt zu den Vorwürfen.

(Foto: dpa)

Alternativ könne sich der Bischof aber auch innerhalb der Diözese "in eine sehr ruhige Umgebung zurückziehen". In erster Linie sei eine Zurückhaltung Mixas nötig: "Ich will ihn jetzt nicht nach Sibirien verbannen."

Der Wirbel um Mixa schade dem Bistum, "weil so viele Leute zu seinen Fans zählen", betonte Mangold. "Unser Problem ist nicht der Bischof selber, sondern die Streitereien zwischen Gegnern und Befürwortern." Diese seien dermaßen eskaliert, "dass es kaum mehr erträglich ist". Aus einem kleinen Schneeball sei "eine große Lawine geworden, die über das Bistum hinwegfegt". Mangold sagte, er habe den Eindruck, dass Mixas Anhänger meinten, derzeit beginne ein großer Kampf gegen die katholische Kirche, die es zu schützen gelte. Der Kampf für Mixa werde mit dem Kampf für die Kirche vermischt. "Sie fühlen sich wie Kreuzritter", sagte er. Der Fall Mixa schade dabei nicht nur der Diözese Augsburg, sondern der Kirche in Deutschland insgesamt.

Ähnlicher Ansicht ist der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück. Der Wirbel um Walter Mixa habe zu einem "schwerem Schaden für Mixa und die katholische Kirche" geführt.

Mit Mixas Interview in der Tageszeitung Die Welt am vergangenen Mittwoch sei eine neue Eskalation der Vorgänge eingetreten. "Das ist eine bittere Entwicklung, die zu einer vergifteten Situation führt", sagte Glück. Jetzt müsse mit Hilfe des Vatikans die ganze Angelegenheit um Mixa geklärt werden, sonst bleibe eine "unerträgliche Situation von Verdächtigungen und Vorwürfen".

Doch der Vatikan schweigt bislang zum "Geheimdossier Mixa". Von Vatikansprecher Padre Frederico Lombardi kam nur eine dürre Erklärung: "Der Papst hat natürlich seine Entscheidung zum Rücktritt Walter Mixas auf der Basis von Informationen getroffen. Woher er diese bekommen hat, ist jedoch zweitrangig."

Mixas Anwalt: "Ein Missverständnis"

Gesprächiger gibt sich da Mixas Anwalt Gerhard Decker. Zweifel an Berichten über das Dossier, das seinen Mandanten schwer belastet. Die rund drei Dutzend Seiten umfassende Akte enthält nach SZ-Informationen Vorwürfe, Mixa sei alkoholkrank und leide unter einer massiven Beeinträchtigung der Arbeits- und Wahrnehmungsfähigkeit. Zudem ist darin die Rede von sexuellen Übergriffen auf junge Priester.

Die österreichische Internetseite kath.Net zitiert nun eine Stellungnahme Deckers, in der dieser die Quellen und Berichte als "nebulös" kritisiert. Sein Mandant könne und wolle sich nicht zum "angeblichen Inhalt ihm nicht bekannter 'Dossiers' und 'Geheimakten' äußern", heißt es. "Ich halte es mit den Grundsätzen des Rechtsstaats für unvereinbar, sich auf angebliche Quellen zu berufen, die niemand nachprüfen kann, auch nicht die unmittelbar davon Betroffenen", wird Decker zitiert.

Decker zieht in seiner Stellungnahme auch Parallelen zu den inzwischen eingestellten Missbrauchsermittlungen gegen Mixa. "Einer beruft sich auf den anderen, und am Schluss war alles ein Missverständnis", wird der Anwalt zitiert. Sein Mandant werde Stellung nehmen, wenn es harte Fakten gebe.

Nach SZ-Informationen finden sich in der Akte Aussagen von engen Mitarbeitern und Bekannten über Alkoholprobleme Mixas und darüber, dass er in mindestens zwei öffentlich noch nicht bekannten Fällen die Distanz zu jungen Männern, die von ihm abhängig gewesen seien, nicht in der Weise gehalten haben soll, wie es die Kirche von ihren Bischöfen erwartet.

Die bayerische Bischofskonferenz hatte jüngst erklärt, man sehe nicht zuletzt zum Schutz Mixas "davon ab, Einzelheiten öffentlich auszubreiten. Wir wünschen ihm gute Genesung. Sein Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik war ein erster Schritt". Der frühere Redaktionsleiter von Radio Vatikan, Pater Eberhard von Gemmingen, bezeichnete Mixa als "kranken Mann", der in zwei verschiedenen Welten lebe.

Mixa selbst ist seit seinem Welt-Interview vom vergangenen Mittwoch abgetaucht, das er zum verbalen Rundumschlag gegen die Bischöfe Robert Zollitsch, Reinhard Marx und Anton Losinger nutzte: Sie hätten ihn verraten, gemobbt, zum Rücktritt gedrängt, beim Papst mit einem Missbrauchsverdacht angeschwärzt, der sich als haltlos erwiesen habe. Mixa sieht sich selbst als Opfer einer Intrige und erwägt, am päpstlichen Gerichtshof in Rom ein Verfahren anzustrengen.

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