Fall Mannichl:430 Spuren, kein Täter

Vor knapp einem Jahr wurde der Polizist Alois Mannichl in Passau niedergestochen. Die Ermittler tappen im Dunklen. Mannichl spricht in einem Interview über seinen Alltag - und äußert indirekt Kritik.

Ein Jahr nach der Messerattacke auf den damaligen Passauer Polizeichef Alois Mannichl gibt es noch 430 offene Spuren in dem bislang ungeklärten Fall. Wie die Passauer Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt mitteilten, arbeiten derzeit noch zehn Ermittler an der Aufklärung der Tat. Bislang seien etwa 3000 Hinweise und Spuren bearbeitet und knapp 2100 Personen vernommen worden. Es gebe allerdings noch immer keine neuen Hinweise oder Spuren auf den oder die Täter.

Fall Mannichl: Alois Mannichl: Er wurde vor fast einem Jahr niedergestochen

Alois Mannichl: Er wurde vor fast einem Jahr niedergestochen

(Foto: Foto: ddp)

Den Angaben zufolge wurde in den vergangenen Monaten "alles Denkbare" unternommen, um den Fall zu klären. Dabei sei auch einer Vielzahl von Spekulationen nachgegangen worden. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass die Tat aus dem familiären Umfeld Mannichls begangen wurde oder die Planung durch eine Organisation erfolgte. Ermittelt wurde laut Polizei und Staatsanwaltschaft auch in Österreich.

Mannichls indirekte Kritik im Interview

Unterdessen übte Mannichl indirekt Kritik an den Ermittlern. "Es ist nicht meine Aufgabe als Opfer, die Ermittlungen zu kommentieren", sagte er der Berliner taz. "Aber wenn Fehler festgestellt werden, gehe ich davon aus, dass sie von den zuständigen Stellen bei der Polizei und der Justiz überprüft werden", fügte er hinzu.

Vor wenigen Tagen waren dem Bericht zufolge weitere Ermittlungspannen in dem Fall bekannt geworden. So hatte die Polizei kurz nach der Tat versäumt, bei Mannichl DNS-Material unter den Fingernägeln zu sichern, obwohl er ausgesagt hatte, er habe mit dem Täter gerangelt. Solches DNS-Material hätte eine entscheidende Spur sein können. Die Staatsanwaltschaft räumte die Versäumnisse ein.

"Nach einem solchen Anschlag ist das Leben natürlich erst mal von Angst geprägt", sagte Mannichl mit Blick auf die Zeit nach dem Angriff. "Auch der Angst, dass der Täter noch mal zurückkommt und ein zweites Mal zusticht", fügte er hinzu. "Aber irgendwann haben meine Familie und ich uns gesagt: Wir müssen das Leben wieder selber in die Hand nehmen. Heute führen wir wieder ein fast normales Leben."

Mannichl, der inzwischen als der ranghöchste Kriminalpolizist Niederbayerns im neu geschaffenen Polizeipräsidium in Straubing arbeitet, zeigte sich in dem taz-Interview davon überzeugt, dass der Täter gefasst werde - und dass dieser aus dem rechtsextremen Umfeld kommt.

Wörtlich sagte er: "Ich habe dem Täter in die Augen gesehen. Mit welchem Hass in seiner Stimme der mich angebrüllt hat: "Schöne Grüße vom nationalen Widerstand!" Und wie er mit dem Messer auf mich losgegangen ist!"

20.000 Euro Belohnung

Die Polizei sucht nach wie vor nach einem 25 bis 30 Jahre alten, 1,90 Meter großen, kräftigen Mann mit Glatze oder sehr kurz geschnittem Haar und einer Hautveränderung oder Tätowierung am Hals. Zur Aufklärung der Tat ist eine Belohnung in Höhe von 20.000 Euro ausgesetzt.

Der Passauer Polizeichef war am 13. Dezember 2008 an der Tür seines Wohnhauses im niederbayerischen Fürstenzell niedergestochen und schwer verletzt worden. Der Täter soll dabei geäußert haben: "Viele Grüße vom nationalen Widerstand". Unter Mannichls Leitung war die Polizei im Landkreis Passau in der Vergangenheit immer wieder gegen Neonazis vorgegangen. Die Ermittler vermuten deshalb einen Racheakt von Rechtsextremisten.

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