Fall Mannichl:Die Jagd nach einem Phantom mit Glatze

Im Fall des Passauer Polizeichefs Mannichl haben die Ermittler noch immer keine heiße Spur - dafür immer noch einige offene Fragen.

Max Hägler

Auch am Montag wurde im bayerischen Innenministerium und bei der Generalstaatsanwaltschaft München diskutiert, wie die weiteren Ermittlungen im Fall Mannichl aussehen sollen. Weiterhin deutet einiges darauf hin, dass das Landeskriminalamt die Zuständigkeit der Soko "Fürstenzell" von der Polizeidirektion Passau übernimmt. Generalstaatsanwalt August Stern sagte jedoch, es sei noch keine Entscheidung gefallen.

Fall Mannichl: Passauer Polizeichef Alois Mannichl: Noch immer haben die Ermittler keine heiße Spur.

Passauer Polizeichef Alois Mannichl: Noch immer haben die Ermittler keine heiße Spur.

(Foto: Foto: dpa)

Formell ist bei Strafermittlungen stets die Generalstaatsanwaltschaft "Herrin des Verfahrens" und nachgeordnet die örtliche Staatsanwaltschaft.

Ein möglicher Grund soll sein, dass das Opfer, der Passauer Polizeidirektor Alois Mannichl, wieder den Dienst antreten will - was angeblich zu einer Interessenverwicklung mit der bisher in Passau angesiedelten Soko führen würde. Allerdings bezweifeln Bekannte Mannichls angesichts eines möglicherweise instabilen psychischen Zustandes einen baldigen Arbeitsantritt.

Der Grund für eine Neuorganisation der Soko dürfte sowieso eher im bisher mageren Ergebnis liegen: 50 Ermittler haben zwei Wochen nach dem Mordanschlag keine einzige heiße Spur - und zugleich sind zahlreiche Fragen unbeantwortet.

Alois Mannichl ist ein erfahrener Polizeibeamter. Seit 35 Jahren tut er Dienst und hat wohl ein trainiertes Auge für Details. Zugleich muss der Täter mehr als nur einen Wimpernschlag lang vor Mannichl gestanden haben. "Herr Mannichl öffnete die Haustür und wurde von dem Unbekannten zunächst verbal bedroht und dann mit einem Messer niedergestochen", hieß es in der ersten Presseverlautbarung zum Fall.

Doch die Täterbeschreibung, die Mannichl den Kollegen lieferte, entspricht nicht dem, was man von einem Profi erwarten würde. Sie ist wenig detailliert und hat sich in den vergangenen zwei Wochen nicht geändert: Ein Mann um die 1,90 Meter mit kräftiger Statur, einem runden Gesicht und einer Glatze soll zugestochen haben.

Bekannt ist sonst nur, dass der Täter einen Leberfleck oder eine Tätowierung am Hals hatte, keinen Bart trug und einen bairischen Dialekt sprach, eventuell mit österreichischer Einfärbung. Ein Phantombild konnte das Opfer nicht anfertigen.

Mittlerweile wird nach einer fünfköpfige Personengruppe gesucht, darunter zwei Männer mit auffälligen Tätowierungen. Von einem Mann mit dem Bild einer grünen Schlange hinter dem Ohr war am 14. Dezember die Rede, er sei möglicherweise identisch mit dem Täter.

Mittlerweile betont die Polizei, es sei unklar, ob die Gruppe und dieser Mann irgendetwas mit der Tat zu tun hätten, und ebenso unklar sei, aus welchem Milieu diese Personen stammten.

Trotz einer länderübergreifenden Fahndung blieb die Suche nach dem Mann mit der Schlange und seinem Kompagnon - er soll ein pfeildurchstoßenes Kreuz im Gesicht tragen - ergebnislos. Zudem können die Ermittler anscheinend überhaupt nichts mit diesen beiden Symbolen anfangen.

Hatte der Täter möglicherweise doch eingehender Kenntnis vom Wohnumfeld des Polizeidirektors Mannichl? Schließlich hat er ein Küchenmesser benutzt, das Mannichls Ehefrau drei Tage zuvor nach einer nachbarschaftlichen Adventsfeier im kleinen Eingangsbereich liegen gelassen hatte.

Wieso greift ein Attentäter zu solch einer Waffe und nicht zu einem mitgebrachten Messer? Und wieso wusste er überhaupt, dass dieses Messer herumlag? Noch rätseln die Ermittler.

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