Fall Franziska:Mutmaßlicher Kindermörder in der Zelle niedergestochen

  • Der mutmaßliche Mörder der zwölfjährigen Franziska ist im Gefängnis von einem Mithäftling niedergestochen worden. Er erlitt dabei schwere Verletzungen.
  • Ob die Gewalttat in Zusammenhang mit dem Mordvorwurf steht, ist noch unklar.
  • Der Mord an dem Mädchen in Neuburg an der Donau hatte wegen der Brutalität besondere Betroffenheit ausgelöst.
  • Ob der Prozess gegen den Angeklagten wie geplant am kommenden Montag beginnen kann, ist fraglich.

Von Wolfgang Wittl, Ingolstadt

Der mutmaßliche Mörder der zwölfjährigen Franziska ist selbst Opfer einer Gewalttat geworden. Der 27-jährige Stefan B. ist am Dienstag in der Justizvollzugsanstalt Kaisheim (Landkreis Donau-Ries) angegriffen und schwer verletzt worden.

Die Staatsanwaltschaft Augsburg bestätigte lediglich, dass einem 27 Jahre alten Häftling von einem 31-jährigen Zellenmitbewohner mit einem Gegenstand Stichverletzungen zugefügt wurden. Zum Tatablauf und zu einem möglichen Motiv könnten wegen derzeit laufender Ermittlungen keine Auskünfte erteilt werden, erklärte ein Sprecher. B. wurde offenbar mit Verletzungen an Hals und Kopf ins Krankenhaus gebracht, befinde sich aber nicht in Lebensgefahr. Die Kriminalpolizei Dillingen ermittelt wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung.

Die Tatwaffe ist bisher unauffindbar

Nach SZ-Informationen soll es sich bei der Waffe um kein Messer, sondern einen zunächst unauffindbaren spitzen Gegenstand handeln. In Frage käme etwa ein Nagel.

Die Tat soll sich am Dienstagnachmittag ereignet haben. Die beiden Gefangenen waren zu zweit in der Zelle untergebracht. Ob die Tat in Zusammenhang mit dem Mord an der zwölfjährigen Franziska steht, ist eine der wesentlichen Fragen, die nun zu klären sind. Bereits kurz nach seiner Verhaftung waren gegen B. im Internet Todesdrohungen ausgesprochen worden.

Generell sind Kindermörder und Sexualstraftäter in der Gefängnishierarchie ganz unten angesiedelt, immer wieder kommt es daher zu Übergriffen von Mithäftlingen. B. soll in der JVA Kaisheim von Anfang an keinen leichten Stand gehabt haben.

Beginn des Prozesses könnte sich verschieben

Der Mord an Franziska hatte wegen seiner Brutalität große Betroffenheit ausgelöst. Das zwölfjährige Mädchen war im Februar vergangenen Jahres nicht von einem Treffen mit Freundinnen zurückgekehrt. Einen Tag nach ihrem Verschwinden entdeckten Passanten ihren leblosen Körper in einem Baggersee südlich von Neuburg an der Donau.

Rasch fand sich eine Spur zu B., der nach einer wilden Verfolgungsjagd auf einer Bundesstraße nahe Donauwörth gefasst wurde. Laut Anklage wurde Franziska missbraucht und mit einem Holzscheit erschlagen. Ferner soll sich B. wenige Wochen vor der Tat an einer 13-Jährigen vergangen und außerdem im Jahr zuvor eine Bekannte vergewaltigt haben.

Ob der Prozess wie ursprünglich geplant am kommenden Montag beginnen kann, sei angesichts von B.s Verletzungen "eher unwahrscheinlich", sagte ein Sprecher des Landgerichts Ingolstadt am Mittwoch. Derzeit sind 18 Verhandlungstage mit 18 Sachverständigen und 102 Zeugen angesetzt. Das Urteil wird frühestens Ende April erwartet.

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