Fall Budge:Wichtiger Aufkleber

Plastiken aus der berühmten Sammlung eine Bankierspaares

Beim Namen Budge werden Fachleute hellhörig. Objekte aus der Sammlung des jüdischen Bankierspaares gelten als "NS-verfolgungsbedingt entzogen". Henry und Emma Budge hatte in ihrer Hamburger Villa eine der größten privaten Kunstsammlungen der damaligen Zeit aufgebaut, mit mehr als 1500 Objekten.

Henry Budge starb 1928 in hohem Alter, seine Frau Emma im Jahr 1937 kurz vor ihrem 85. Geburtstag. Anders als in ihrem Testament festgelegt, wurde die Kunstsammlung danach öffentlich versteigert, viele Stücke dabei unter Wert verkauft. Der Erlös kam auf ein Sperrkonto, über das die Erben nicht frei verfügen konnten.

Die Herkunft des Porzellan-Husaren aus Ludwigsburg, um 1765/70 entstanden, war bisher nicht bekannt. (Foto: GNM)

Vertreter der Erben bemühen sich seit Jahren darum, die Sammlungsgegenstände ausfindig zu machen. Auch an das Germanischen Nationalmuseum haben sie bereits 2006 Restitutionsansprüche gestellt: Es ging um vier Plastiken, die das Museum über Zwischenhändler erworben hatte. 2013 gab das Museum zwei Skulpturen zurück, die anderen beiden - zwei Figurengruppen des sächsischen Hofbildhauers Gottfried Knöffler - kaufte das Museum erneut.

Dass der Fall nicht abgeschlossen ist, hat das Museum erst im Zuge seines aktuellen Forschungsprojekts zur Provenienz gemerkt. Die Wissenschaftler fanden eine kleine, dekorative Figur aus der Ludwigsburger Porzellanmanufaktur, von der bisher nicht bekannt war, dass sie aus der Sammlung Budge stammt.

Emma Budge, 1852 als Tochter einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren, baute mit ihrem Mann Henry in Hamburg eine der größten privaten Kunstsammlungen dieser Zeit auf. (Foto: Germanisches Nationalmuseum)

Ein Aufkleber mit den Buchstaben "H.E.B." auf der Unterseite brachte das Museum nun auf die richtige Spur. 2016 wurden die Erben informiert, es floss nochmals Geld, die Figur blieb in Nürnberg.

© SZ vom 06.11.2017 / henz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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