Fahndungserfolg:Doppelmord von Höfen ist aufgeklärt

Doppelmord in Höfen: Wieder mutmaßlicher Mittäter verhaftet

In dem Haus in Höfen starben zwei Menschen, die Eigentümerin überlebte schwer verletzt. Die Polizei ermittelte mit neuen Methoden.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Polizei nimmt tatverdächtigen Robert P. in Polen fest, er soll maßgeblich am Tod der beiden Senioren beteiligt sein

Von Claudia Koestler und Christian Sebald, Königsdorf

Der Doppelmord und der Raubüberfall in dem oberbayerischen Weiler Höfen bei Königsdorf (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) sind gut fünf Wochen nach der Tat aufgeklärt. Wie der Leitende Oberstaatsanwalt Hajo Tacke am Montag erklärte, wurde der letzte Tatverdächtige, der 43-jährige Robert P., am Freitag im polnischen Stettin festgenommen. P., der wegen Einbruchs in Deutschland vorbestraft ist, sitzt bereits in Auslieferungshaft. Schon vor Längerem haben die Ermittler in Deutschland und Polen drei weitere Tatverdächtige verhaftet: die 49-jährige Schwester von P., ihren 23-jährigen Sohn und einen 32-jährigen Bekannten der drei. Die beiden Männer sitzen ebenfalls in Polen in Auslieferungshaft. Die 49-jährige Frau, die als Pflegerin in Deutschland gearbeitet hat, ist hier in Untersuchungshaft.

Das Verbrechen in Höfen hatte großes Aufsehen und Unruhe im südlichen Oberbayern erregt. Nach den bisherigen Ermittlungen sind die Täter am Abend des 22. Februar in das Einfamilienhaus in dem abseits gelegenen Weiler nahe Bad Tölz eingedrungen - offenkundig, um es auszurauben. Dabei erschlugen sie eine 76 Jahre alte Frau aus dem Raum Frankfurt und einen 81-jährigen Mann aus Nordrhein-Westfalen, die sich als Gäste in dem Anwesen aufhielten. Die 76 Jahre alte Hausbesitzerin misshandelten sie so schwer, dass diese die Tat nur knapp überlebte. Zwar befindet sich die Seniorin auf dem Weg der Genesung. Aber die Polizei konnte sie immer noch nicht vernehmen. Besonders dramatisch war zudem, dass die Verletzte und die Leichen erst drei Tage später in der Nacht auf Faschingssonntag entdeckt wurden.

Polizei und Staatsanwaltschaft arbeiteten seither mit Hochdruck an der Aufklärung des Raubüberfalls. Allein die Soko Höfen mit ihren in Spitzenzeiten bis zu 59 Mitgliedern häufte in den fünf Wochen seit der Tat 7000 Überstunden an. "Die Beamten gingen 300 Hinweisen nach, sie verfolgten 500 Spuren und führten ungefähr 250 Zeugenvernehmungen durch", sagte der Präsident des Polizeipräsidiums Oberbayern-Süd, Robert Kopp. Auch die Spurensicherung in dem überfallenen Anwesen und seiner Umgebung geschah sehr akribisch. "Unsere Teams haben allein 2800 Lichtbilder gemacht, darunter zahlreiche neuartige dreidimensionale Aufnahmen aller Räume in dem Anwesen", sagte Kopp. Für den Polizeipräsidenten ist die schnelle Aufklärung freilich zuallererst "eine einmalige Teamleistung". Denn es waren ja nicht nur die Beamten des Polizeipräsidiums Süd an ihr beteiligt. Sondern auch Profiler des Polizeipräsidiums München, Spezialisten des Landes- und des Bundeskriminalamtes und Polizei und Staatsanwaltschaft in Polen. Außerdem war der Raubüberfall Thema in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY". Selbst Innenminister Joachim Herrmann (CSU) war voll des Lobs. "Das ist eine hervorragende Arbeit", sagte er am Montag.

Den ersten Hinweis auf die Täter hatte die Polizei noch in der Nacht der Entdeckung des Verbrechens erhalten. Nachbarn berichteten den Beamten, dass die 49-jährige Verdächtige zeitweise in Höfen als Pflegerin für den inzwischen gestorbenen Ehemann der 76-jährigen Hausbesitzerin gearbeitet hatte. Den Durchbruch erzielten die Ermittler wenige Tage später, als sie auf dem Gelände des Anwesens eine DNA-Spur des 43-jährigen P. entdeckten. Seit diesem Zeitpunkt waren dem Verdächtigen in Polen Zielfahnder auf den Fersen. Am Freitagabend gegen 22 Uhr nahmen sie den Mann im Raum Stettin fest - die näheren Umstände haben die dortigen Behörden ihren bayerischen Kollegen noch nicht mitgeteilt. Mit P.s Verhaftung ist die Arbeit für Polizei und Staatsanwaltschaft aber längst noch nicht getan. Nun müssen sie den genauen Ablauf des Verbrechens, die Rolle der einzelnen Verdächtigen und vieles andere mehr abklären. Bislang haben sie die drei in Polen inhaftierten Männer noch nicht zu den Vorwürfen vernehmen können.

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