Ex-Polizist rechnet mit Grünen ab:"Selbstherrliche Besserwisserei"

Krimifestival 2013

Teilte per Mail seine Schadenfreude mit: der ehemalige Münchner Mordermittler Josef Wilfling.

(Foto: Jakob Berr)

Er freut sich über ihre Abwahl - und beleidigt sie in E-Mails: Wilfling, früherer Chefermittler der Münchner Mordkommission, begleicht eine offene Rechnung mit einer ehemaligen Grünen-Abgeordneten auf seine Art.

Von Sebastian Beck

Was hätte der 15. September doch für ein wunderbarer Tag für Josef Wilfling sein können, hätte nicht das Gift des Ärgers seine Schadenfreude ungenießbar gemacht. An diesem Wahlsonntag jedenfalls verlor die Grünen-Rechtspolitikerin Susanna Tausendfreund aus Pullach ihren Sitz im Landtag. Für Wilfling - ehemals Leiter der Münchner Mordkommission und einer der bekanntesten Polizisten Bayerns - ein Grund zum Feiern, wie er Tausendfreund sogleich in einem Mail wissen ließ: "Ich wollte Ihnen nur mitteilen, wie erfreut ich und vermutlich 99,99 % aller bayerischen Polizisten sind, dass Sie den Einzug in den Landtag nicht mehr geschafft haben."

Mit Tausendfreund hatte Wilfling seit seinem Auftritt im NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags eine Rechnung offen: Zwei der Morde hatte die Terrorgruppe in München begangenen, was Wilfling im Februar 2013 eine Reihe unangenehmer Fragen der Grünen-Abgeordneten einbrachte. Sie zielten darauf ab, warum auch in München die Ermittler auf dem rechten Auge blind gewesen seien.

Bei Wilfling, einem Mann, der nicht für übertriebene Selbstzweifel bekannt ist, trat Tausendfreund damit eine Art Wut-Lawine los, die Anfang März in Form einer umfangreichen Mail über sie herein brach. Darin warf Wilfling der Grünen "Belastungseifer" und "täuschendes Verhalten" vor: "Meine Kollegen und ich sind keine Versager. Wir sind auch nicht auf dem rechten Auge blind und jeder einzelne von uns hätte alles gegeben, um die Serie schnell klären zu können." Mit Beleidigungen hielt sich Wilfling darin noch zurück, trotzdem übergab Tausendfreund den Brief dem Ausschussvorsitzenden Franz Schindler (SPD).

Ex-Polizist rechnet mit Grünen ab: Wurde aus dem Landtag gewählt: Grünen-Politikerin Susanna Tausendfreund.

Wurde aus dem Landtag gewählt: Grünen-Politikerin Susanna Tausendfreund.

(Foto: Claus Schunk)

Nach der Wahlniederlage gab es für den inzwischen pensionierten Spitzenbeamten dann aber kein Halten mehr - und er griff abermals beherzt in die Tastatur: "Leider war Ihre Abneigung gegen die Strafverfolgungsbehörden zu Ihrem Markenzeichen geworden, und dafür haben Sie jetzt Ihre Strafe bekommen. Langsam aber sicher geht nämlich die arrogante, aggressive und selbstherrliche Besserwisserei insbesondere der grünen Frauen den Leuten auf die Nerven."

Tausendfreund ist nun mittlerweile auch einigermaßen genervt: "Das ist an Unverschämtheit nicht mehr zu überbieten", sagt sie. Wilfling sei halt einer, der Fehler nicht eingestehen könne, aber immer sehr schnell gewusst habe, wer der Täter sei. Bei den NSU-Morden jedoch habe Fremdenfeindlichkeit für die Ermittler keine Rolle gespielt. Und überhaupt: Abgeordnetenbeschimpfung stehe ihm als ehemaligen Staatsdiener nicht zu.

Wilfling steht zu seinen Mails und sagt, er könne doch seine Meinung frei äußern. Die Schreiben seien hart formuliert, aber nicht beleidigend gewesen. Dann redet er sich allerdings schnell wieder in Rage. "Diese Damen, die immer nur giften, haben ihre Quittung bekommen", sagt Wilfling und meint damit neben Tausendfreund auch Parteichefin Claudia Roth und andere Grüne.

Vielleicht sollte aber auch er selbst den Ratschlag beherzigen, den er Tausendfreund gegeben hatte: "Genießen Sie einfach Ihren Ruhestand. Es bringt halt am Ende doch nichts, wenn man nur Gift und Galle verspritzt."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: