Wie oft hat sich Edmund Stoiber seine lustigen Versprecher vorhalten lassen müssen: Egal, ob es um den Problembären Bruno ging, die "gludernde Lot" oder seine Transrapid-Rede. Die Wähler - auch die aus der CSU - haben sich prächtig amüsiert, die Opposition hat seine lustigsten Patzer im Wahlkampf mal auf einer CD verewigt - und im Internet genießen Videos seiner verunglückten Reden Kultstatus.
Stoiber trug es stets mit Fassung. Als bayerischer Ministerpräsident und CSU-Chef war es ja in erster Linie seine Aufgabe, dem Freistaat den Status des Klassenprimus zu erhalten. Für Selbstironie blieb wenig Zeit.
Doch dann kam der Sturz von seinen Ämtern. Fünf Jahre ist das nun her. Inzwischen berät er die EU bei Fragen der Entbürokratisierung. Seit einem halben Jahr ist Stoiber außerdem Vorsitzender des sogenannten Beirats von Pro Sieben Sat 1, einem prominent besetzten Gremium, das den TV-Konzern berät. Offenbar hat er großen Gefallen an seiner neuen Rolle und am Fernsehen gefunden - und seit dem Rückzug aus der Tagespolitik eine bis dahin gut verborgene Lässigkeit entwickelt.
Als das Medienmagazin Horizont Anfang der Woche in Frankfurt Pro-Sieben-Sat-1-Konzernchef Thomas Ebeling zum "Medienmann des Jahres" kürt, taucht Stoiber unvermittelt in einem Gratulations-Video auf. Pro-Sieben-TV-Ekel Bernd Stromberg, alias Christoph Maria Herbst, gibt in der Sequenz den bissigen Laudator und verhilft Stoiber in einer Nebenrolle zu seinem humoristischen Comeback.
Mit offener Weste, ohne Sakko, dafür in bester Laune versucht der Ex-Ministerpräsident einer Vorzimmerdame die Vorzüge einer Kaffeemaschine nahezubringen - ein Auftritt gespickt mit Anspielungen auf Stoibers einstige verbale Entgleisungen in seiner Transrapid-Rede. So lässig hat man Stoiber in den ganzen 15 Jahren seiner Amtszeit nicht gesehen. Die Gäste der Preisverleihung honorieren es mit Szenenapplaus.