Ex-CSU-Chef Erwin Huber:"Es gab keinen Plan zum Sturz von Stoiber"

Nein, die CSU hat Edmund Stoiber vor fünf Jahren nicht gestürzt: Auch der Rücktritt des einstigen Parteichefs sei ein Alleingang gewesen - nicht das einzige Detail, an das sich Erwin Huber fünf Jahre später erinnert.

Mike Szymanski

Zum ersten Mal nimmt mit Erwin Huber einer der Hauptakteure aus der CSU ausführlich Stellung dazu, wie es vor fünf Jahren bei der Winterklausur in Wildbad Kreuth zum Rückzug von Edmund Stoiber vom Amt des bayerischen Ministerpräsidenten und vom Parteivorsitz kam. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Ausgabe vom Freitag) widerspricht der frühere Parteichef der Darstellung, Stoiber sei gestürzt worden: "Auch der Rücktritt war ein Alleingang von Edmund Stoiber", sagt Huber jetzt. "Es gab keinen Plan zum Sturz von Stoiber."

CSU-Vorstandssitzung

Der ehemalige CSU-Chef Erwin Huber erinnert sich fünf Jahre nach dem Stoiber-Sturz: "Ich hatte mir persönlich nichts vorzuwerfen."

(Foto: dpa)

CSU-Chef Horst Seehofer hat kürzlich im Gespräch mit der SZ erklärt, Stoibers Sturz sei ein Fehler gewesen. Huber hält dagegen: Im Januar 2007 habe die CSU das Vertrauen, das ihr bei der Landtagswahl 2003 geschenkt worden sei, "verspielt". Aus Hubers Sicht wären Neuwahlen wahrscheinlich gewesen, zumal die Opposition einen Volksentscheid zur Auflösung des Landtags anstrebte: "Wenn es Kreuth 2007 nicht gegeben hätte, dann wäre wahrscheinlich noch im selben Jahr oder spätestens 2008 die CSU in der Opposition gelandet", sagte er.

Alle Versuche, die Nachfolge gemeinsam mit Stoiber zu regeln, seien damals gescheitert. "Die Fraktion hat ihn fast schon angefleht", sagt Huber. "Wir wollten sein Einverständnis. Wir wollten der Partei sagen: Wir haben eine einvernehmliche Lösung gefunden."

Als in der Partei bekannt wurde, dass Huber und Beckstein sich verständigt hatten, im Falle von Stoiber Rückzugs gemeinsam die Nachfolge anzutreten, hatte Stoiber nach Informationen der SZ ein klares Dementi von den beiden Politikern verlangt. Als dies jedoch ausblieb erklärte Stoiber am 18. Januar seinen Rückzug.

Huber sagte weiter: "Ich hatte mir persönlich nichts vorzuwerfen." Ähnlich hatte sich bereits Günther Beckstein in einem 2011 veröffentlichen Buch zu den Geschehnissen in Kreuth geäußert: "Nein, es war kein Putsch", schrieb Beckstein.

Edmund Stoiber sagt im Gespräch mit dieser Zeitung. "Ich beschäftige mich mit der Gegenwart und mit der Zukunft." Zu den Abläufen in Kreuth hatte er sich 2007 im Stern geäußert und damals erklärt: "Klar ist, dass ich natürlich nicht von mir aus in Kreuth meine Ämter zur Verfügung gestellt habe."

Der SZ sagt er heute: "Die 17 Prozent Verlust bei der Wahl 2008 haben unendlich geschmerzt. Die CSU stand bei meinem Abschied noch hervorragend da, bei 57, 58 Prozent. Dann muss irgendetwas passiert sein." Wie die CSU damals mit ihm umgegangen sei, "tat weh".

Nach tagelangem Machtkampf in der CSU hatte Edmund Stoiber im Januar 2007 die Konsequenzen aus den Spitzelvorwürfen der damaligen Fürther Landrätin Gabriele Pauli (CSU) und dem rasanten Ansehensverlust in der Bevölkerung gezogen und sich bereit erklärt, seine Ämter im Herbst abzugehen. Günther Beckstein trat seine Nachfolge als Ministerpräsident an, Erwin Huber wurde Parteichef. Ein Jahr später verlor die Partei bei der Landtagswahl die absolute Mehrheit.

Das ganze Interview lesen Sie im Bayern-Teil der heutigen SZ-Ausgabe.

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