Provokation an Katholischer Uni Eichstätt:Neuer Präsident will Lehrstuhl für evangelische Theologie einführen

Es ist eine kleine Revolution: Der neu gewählte Präsident der Katholischen Universität Eichstätt will einen neuen Lehrstuhl einrichten - ausgerechnet für evangelische Theologie.

Für die einen war es ein überfälliger Schritt, für andere Verrat: Kaum hatte der neue Präsident der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU), Richard Schenk, seine Arbeit angetreten, verkündete er, einen Lehrstuhl für evangelische Theologie einrichten zu wollen - ausgerechnet an der einzigen katholischen Universität des deutschsprachigen Raums. Schließlich könne man mit einer Hand nicht klatschen.

Neuer Präsident an der Uni Eichstätt

Mit einer Hand kann man nicht klatschen, sagt Uni-Präsident Richard Schenk, deshalb hat er noch vor seiner Amtseinführung eine kleine Revolution verkündet: Ein eigener Lehrstuhl soll sich mit evangelischer Theologie befassen.

(Foto: dpa)

Er habe "schon Vorgespräche geführt" und sei sicher, "dass wir die Ressourcen haben", sagte Schenk der Eichstätter Kirchenzeitung. Der 60-Jährige hatte damit eine kleine Revolution verkündet - und das noch vor seiner offiziellen Amtseinführung.

Die nämlich findet erst am heutigen Donnerstag im Rahmen des Uni-Feiertags "Dies academicus" statt. Schenk war im Juni überraschend zum KU-Chef gewählt worden. Zum ersten Mal seit April 2008 steht nun wieder ein gewählter Präsident an der Spitze der kleinen Kirchen-Uni im Altmühltal, die jahrelange Führungskrise scheint beendet. Zuvor war die Kür eines Uni-Chefs zweimal gescheitert: 2008 hatte sich der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke geweigert, den bereits gewählten Theologen und Manager Ulrich Hemel als Uni-Chef zu ernennen.

Ein Jahr später brachen Bayerns Bischöfe nach vollzogener Wahl die Verhandlungen mit dem Theologen Reinhard Hütter ab. Seine finanziellen Forderungen gingen ihnen zu weit.

Als Interimspräsident holten Bayerns Bischöfe den Moraltheologen Andreas Lob-Hüdepohl - er galt auch als Favorit bei der Präsidentenwahl. Doch er unterlag dem US-amerikanischen Dominikaner-Pater Schenk, was Uni-Bedienstete auf Lob-Hüdepohls Führungsstil zurückführten. "Er hat Gräben aufgerissen, aber keine zugeschüttet", hieß es.

Nun soll Schenk, der zuvor als Professor für Philosophie und Theologie in Berkeley gelehrt hat, die Uni mit ihren 4800 Studierenden aus dem Graben ziehen. Die Forschung gehört gestärkt, das Verhältnis zu ihrem Träger - also der bayerischen Bischofskonferenz - geklärt und die von seinem Vorgänger angestoßenen Reformen vollendet - sofern Schenk dies überhaupt will.

Die Idee eines Lehrstuhls für evangelische Theologie sei auf positive Resonanz gestoßen, sagt ein Sprecher der KU. Einen Zeitplan oder konkrete Pläne gebe es noch nicht. Mit Spannung darf erwartet werden, wie sich der Münchner Kardinal und Großkanzler der KU, Reinhard Marx, und Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) heute zu Schenks Idee äußern.

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