Eskalation bei Abschiebeversuch:Metallstangen und Tränengas

Eskalation bei Abschiebeversuch: Flüchtlinge sollen den Einsatz in der Donauwörther Aufnahmeeinrichtung mit ihren Handys fotografiert haben.

Flüchtlinge sollen den Einsatz in der Donauwörther Aufnahmeeinrichtung mit ihren Handys fotografiert haben.

(Foto: privat)

Flüchtlinge bestreiten, gewalttätig gegen Polizisten geworden zu sein

Von Maximilian Gerl, Donauwörth/München

Wenn die Frau vom 14. März erzählt, kommen ihr die Tränen. Polizisten mit Metallstangen, Reizgas, Geschrei. "So etwas kannte ich nur aus Filmen", sagt die Frau, sie muss die Lage als furchtbar empfunden haben. Ihren Namen soll man besser nicht in der Zeitung lesen, so auch nicht den von vier anderen Asylbewerbern: "Sonst sind sie die nächsten im Italien-Flieger", argwöhnt ein Mitarbeiter des Bayerischen Flüchtlingsrats.

Vergangene Woche eskalierte die Situation in der Aufnahmeeinrichtung Donauwörth. Nach Behördenangaben wollten Polizisten einen Asylbewerber zur Abschiebung abholen, wurden aber durch etwa 50 Bewohner abgehalten. Die Polizisten zogen sich zurück, bis Verstärkung durch Bereitschaftsbeamte eintraf. 32 Flüchtlinge wurden festgenommen, gegen 30 erließ das Amtsgericht Augsburg Haftbefehle, unter anderem wegen Landfriedensbruchs.

In Donauwörth sind rund 600 Menschen untergebracht, die Hälfte stammt aus Gambia. Fünf von ihnen sind an diesem Donnerstag nach München ins Büro des Bayerischen Flüchtlingsrats gekommen, um ihre Sicht zu schildern - und die widerspricht der offiziellen Darstellung deutlich: Niemand sei aggressiv aufgetreten, niemand habe die Polizei aufgehalten. "Wer bin ich", sagt einer, "stehe ich über dem Gesetz?" Demnach lagen die meisten Asylbewerber im Bett, als die Polizei eintraf. Plötzlich Feueralarm, warum, bleibt unklar. Alle Bewohner seien nach draußen geeilt, die Polizisten seien aber von der Menge überfordert gewesen. Mit Verstärkung hätten sie dann die Korridore im Haus blockiert und Tränengas versprüht. Um atmen zu können, hätten einige Bewohner Fensterscheiben eingeschlagen.

Die Flüchtlinge zeigen Handyaufnahmen, die von jenem Tag stammen sollen. Auf einem Foto sind Polizisten mit langen Stangen zu sehen, auf einem anderen ringen die Beamten einen Mann zu Boden. In einem Video sind sie vor einem Hauseingang zugange; ob sie ihn versperren oder hineinwollen, wird nicht klar. Aus dem Innenministerium heißt es, über Einzelheiten des Einsatzes wisse man nichts. Dass ein Gericht Haftbefehle erlassen habe, geschehe sicher nicht grundlos. Ansonsten gehe man davon aus, dass die "überwiegende Mehrheit der Bewohner keine Probleme" mache. Mehr Ordner sollen künftig für Sicherheit sorgen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: