Erwin Huber:Der neue Kopf der CSU

Der Bub vom Einsiedlerhof hat es an die Spitze der CSU geschafft. Erwin Huber, im tiefsten Niederbayern aufgewachsen, gilt als konservativ, streng katholisch und stark im Bayerischen verwurzelt. Nun soll die Interessen seiner Partei auch in Berlin durchsetzen.

Erwin Huber schnauft tief durch. Von einem Bein auf das andere wippend, mit Händen und Armen wild gestikulierend, hat er gerade minutenlang geredet. Von Franz Josef Strauß, vom Mannschaftsgeist, von Kommunalwahlen und von seinem Kontrahenten Horst Seehofer.

Es war keine blendende Rede, aber eine voller Leidenschaft. Und nach dem Durchschnaufen weiß er, dass es sich gelohnt hat: Mit rund 58 Prozent der Stimmen wählt ihn der CSU-Parteitag gegen Horst Seehofer und Gabriele Pauli zum neuen Vorsitzenden. Der vaterlos in ärmlichen Verhältnissen auf einem Einsiedlerhof in Niederbayern aufgewachsene Huber hat damit nach jahrelanger Dienerschaft für Edmund Stoiber sein großes Ziel erreicht.

Huber scheute sich nicht, sein angeblich größtes Manko in den Mittelpunkt seiner Bewerbung zu stellen. Seit 35 Jahren sitze er im Kreistag von Dingolfing. Aber von wegen Provinzialität, wie sie ihm seine Gegner vorwerfen: In den Städten und Dörfern Bayerns gewinne die CSU ihre Wahlen. Zuvor hatte ihm schon sein Kontrahent, Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer, gegen jeden Verdacht in Schutz genommen, Hubers Horizont ende am Weißwurst-Äquator. "Der Erwin Huber hat die gleiche bundespolitische Kompetenz."

Auch wenn er selten in Lederhose auftritt, steht der 61-Jährige dennoch wie kein anderer aus der CSU-Führungsspitze für das bayerische "mir san mir"-Gefühl. Zeigen tut er das durch Frechheit und Bauernschläue ebenso wie durch Charme und Humor. Huber sagt, er könne den Metzgermeister ebenso überzeugen wie die Schauspielerin Veronica Ferres, die er zu seinen Anhängern zählt. Als seine größten Stärken nennt Huber, der an seinen freien Tagen auf dem Rennrad durch Niederbayern tourt, "Zuverlässigkeit, treu zur Sache zu stehen, Einsatzbereitschaft, Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit".

Vom Finanzbeamten zum CSU-Chef

Der bayerische Wirtschaftsminister hat auf seinem steinigen Karriereweg tatsächlich großen Einsatz gezeigt. Er selbst bezeichnet sich als "Workaholic". Am 26. Juli 1946 im niederbayerischen Reisbach geboren, konnte er aus finanziellen Gründen nur zur Realschule gehen. Von 1963 an arbeitete Huber als Finanzbeamter, die Ausbildung schloss er als Jahrgangsbester ab. In der Abendschule holte Huber das Abitur nach und wurde Diplom-Volkswirt.

Parallel zur beruflichen Karriere kam Huber eher zufällig in die Politik. Weil 1967 sein JU-Kreisverband tief zerstritten war, musste jemand Unbelastetes als Vorsitzender her - die Wahl fiel auf den frommen Katholiken. Danach wurde er 1972 Kreistagsmitglied, 1978 Landtagsabgeordneter und 1988 noch unter Franz Josef Strauß CSU-Generalsekretär.

Bis 1994 behielt Huber den Job. Unter Ministerpräsident Stoiber war er Staatskanzleichef, Finanz- und Wirtschaftsminister - eine je nach den Bedürfnissen eingesetzte Allzweckwaffe. Stoiber lobte oft die Loyalität Hubers - und fühlte sich arg getäuscht, als ihn dieser zusammen mit Günther Beckstein aus dem Amt drängte.

Konservative Haltung

Aber wofür steht Huber? Obwohl er auf Bundesebene Koalitionsverträge mit aushandelte und von Angela Merkel mit dem Job des Kanzleramtsministers gelockt wurde, ist er in der öffentlichen Wahrnehmung nie über den Rang eines Landespolitikers hinaus gekommen. Zwei Säulen machen ihn aus: Da steht beim verheirateten Vater von zwei erwachsenen Kindern eine stramm konservative Haltung, die er mit dem Satz "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein" kürzlich wieder nach außen trug. Und zum anderen ist da der gewiefter Finanzexperte, der sowohl Sparmöglichkeiten als auch Chancen für wählerfreundliche Ausgaben aus einem Haushalt zu lesen weiß.

Die Zukunft Hubers liegt nun in Berlin. Er hat schon angekündigt, bei der nächsten Bundestagswahl 2009 als CSU-Spitzenkandidat anzutreten. Doch bis dahin muss die CSU im kommenden Jahr zunächst die Kommunal- und Landtagswahlen überstehen. Bis dahin weiß Huber allerdings, worauf es in der CSU nach den Monaten der Zerrissenheit um den Abgang Stoibers ankommt. "Ich bitte alle, dass wir zusammen stehen und zusammen halten", appelliert er an den Parteitag.

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