Erwin Huber:Absturz einer politischen Allzweckwaffe

Er galt als rechte Hand von Edmund Stoiber, der in ihm eine politische Allzweckwaffe sah. Nach Stoibers Abgang konnte sich Erwin Huber selbst nicht mehr lange halten. Seine Karriere in Bildern.

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Erwin Huber war sich so sicher. "Es wird kein schlechtes Wahlergebnis geben, sondern die CSU wird die Wahl gewinnen", sagte der Niederbayer noch wenige Tag vor der Landtagswahl. Doch seit am Wahlsonntag um 18 Uhr die ersten Hochrechnungen über die Bildschirme flimmerten, die die CSU zunächst bei 43 Prozent sahen, ist im Freistaat nichts mehr so wie früher. Auch nicht für den Parteichef.

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Kaum hatte die CSU den ersten Schock der Hochrechnungen überwunden, ging es im bayerischen Landtag nur noch um eine Frage: Wie lange werden sich Erwin Huber, Generalsekretärin Christine Haderthauer und auch Ministerpräsident Günther Beckstein noch in ihren Ämtern halten können? Darüber, dass die drei ihre Hüte nehmen müssen, war man sich zwar einig - nicht jedoch über die Frage nach dem Wann. Waren die einen noch der Meinung, man dürfe nichts überstürzen, konnte es anderen nicht schnell genug gehen.

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Diese Krise konnte Erwin Huber nicht durchstehen. Sicher ist. Er ist ein Politiker, der eine ebenso lange wie abwechslungsreiche Karriere in der CSU hinter sich hat - in der er immer wieder herber Kritik ausgesetzt war.

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Nach einer klassischen Karriere in der Jungen Union wird Huber 1978 erstmals in den Landtag gewählt. Neun Jahre später - nachdem Huber zum Vorsitzenden des Umweltausschusses aufgestiegen war - beruft der damalige Ministerpräsident Franz Josef Strauß den Niederbayern zum Generalsekretär. Eine Zeit, in der ihm immer wieder vorgeworfen wurde, ihm fehle die Verbindung zur Basis.

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Drei Jahre später scheint dieser Vorwurf jedoch keine Rolle mehr zu spielen. Mit einem Spitzenergebnis von 92,7 Prozent wählt die niederbayerische CSU ihn zu ihrem Bezirksvorsitzenden.

Mit diesen beiden Posten in der Tasche war klar: Hubers Weg wird ihn ins Kabinett führen. Weder die bösen Zungen, die ihn schon damals als Wadlbeißer von CSU-Chef Theo Waigel sahen, noch das Nein zu Stoibers Ruf ins Kabinett konnten daran was ändern.

Erwin Huber 1998 auf Schloss Neuschwanstein

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Als Edmund Stoiber den Reisbacher 1993 ins Kabinett holen wollte, lehnte dieser zunächst ab. Als bekennender Anhänger von Theo Waigel zog Huber es vor, Generalsekretär zu bleiben. Doch ein Jahr später konnte auch Huber dem Ruf ins Kabinett nicht mehr wiederstehen. Schon gar nicht, als Stoiber ihm 1995 seinen "Traumposten" anbot - den des Finanzministers.

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Während Hubers Engagement für eine Reform des Länderfinanzausgleiches wohl nur einer interessierten Öffentlichkeit bekannt war, sorgten die Verwicklungen seines Finanzministeriums in die Steueraffäre des bayerischen "Bäderkönigs" Eduard Zwick für mehr Medienrummel. Die Rücktrittsforderungen der Opposition 1998 wies er als "politische Infamie" zurück. Und Ministerpräsident Stoiber stellte sich hinter seinen Minister.

Finanzminister Huber (links) unterhält sich vor einer gemeinsamen Kabinettssitzung mit seinem baden-württembergischen Amtskollegen Gerhard Mayer-Vorfelder. Beide wollen eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht gegen den Länderfinanzausgleich beschließen.

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Nach der Landtagswahl 1998 holt Stoiber Huber zu sich in die Staatskanzlei - als Leiter mit besonderen Zusatzaufgaben: Während Stoiber sich in die Bundespolitik einmischt, soll Huber den Laden im Freistaat am Laufen halten. Während Huber seine Aufgabe - wie immer - diszipliniert, loyal und geräuschlos erledigt, macht er sich damit in den eigenen Reihen wenig Freunde.

Ministerpräsident Edmund Stoiber, rechts, und seine neue rechte Hand, der Leiter der Staatskanzlei, Erwin Huber.

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Die Insolvenz der Kirch-Gruppe im Jahr 2001, die viele Jahre von der Bayerischen Landesbank mit offenbar riskanten Krediten versorgt wurde (Huber gehörte damals dem Verwaltungsrat an), kratzte zusätzlich am Managerimage des Ministers.

Ungeachtet der öffentlichen Kritik stand Huber bereits ein Jahr im Rampenlicht: als Stoiber Kronprinz.

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Während Edmund Stoiber um das Amt des Bundeskanzlers kämpfte, galt Huber als einer der möglichen Stoiber-Erben. Sein Konkurrent Günther Beckstein war im Falle eines Stoiber-Sieges als Bundesinnenminister im Gespräch.

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Doch daraus wurde nichts: Stoiber blieb in Bayern, holte 2003 für die CSU erstmals die Zweidrittelmehrheit und brachte unter anderem die Verwaltungsreform im Freistaat auf den Weg. Für die Umsetzung der unpopulären Pläne ist indes Huber zuständig. Bei den Anhängern verliert er an Beliebtheit, muss sich zahlreiche Vorwürfe gefallen lassen. Vor allem sein Spruch, man dürfe nicht die Frösche fragen, wenn man den Sumpf trockenlegen wolle, stieß auf Kritik.

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Stoiber ließ sich davon nicht beirren, beauftragte Huber als Mitglied einer Viererkoalition im vorgezogenen Bundestagswahlkampf 2005 mit der Formulierung eines Wahlprogrammes. Mit geringem Erfolg, wie der knappe Wahlsieg der Union zeigen sollte. Während Stoiber für sich ein Superministerium beanspruchte, entbrannte in Bayern ein Machtkampf zwischen Erwin Huber und dem damaligen Innenminister Günther Beckstein um das Amt des Ministerpräsidenten.

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Doch Stoiber machte einen Rückzieher, kehrte als Regierungschef nach Bayern zurück - und legte damit den Grundstein für eine heftige Führungskrise in der Partei, an dessen Ende sein erzwungener Rücktritt Anfang 2007 stand. Nutznießer der Katharsis waren Huber und Beckstein - der eine wurde Parteichef und Finanzminister, der andere Ministerpräsident.

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Doch das Führungstandem legte einen unglücklichen Start hin: zu wenig Profilbildung und provinzielles Auftreten waren nur zwei Kritikpunkte, die sich Huber und Beckstein auch aus den eigenen Reihen anhören mussten.

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Auch mit seinem Steuerkonzept und der Forderung nach der Wiedereinführung der Pendlerpauschale konnte Huber nicht punkten - vor allem nicht bei Kanzlerin Angela Merkel. Sie erteilte seinen Forderungen schon sehr früh eine klare Absage.

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Nach dem CSU-Debakel bei der bayerischen Landtagswahl beklagte sich CSU-Chef Huber, dass er "keinen Rückenwind aus der Bundespolitik" erhalten habe - und gab damit der CDU eine Teilschuld an der desaströsen Wahlniederlage gibt. Seine Stellung festigte er damit nicht, im Gegenteil...

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...wenige Tage nach der Wahl sah sich Huber nach massiven Drängen der CSU Oberbayern (und seines ehemaligen Mentors Edmund Stoiber) gezwungen, seinen Verzicht auf den Parteivorsitz zu erklären. Sein Nachfolger wird nun der Mann, gegen den er sich auf dem CSU-Parteitag 2007 noch durchsetzte: Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer.

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Eigentlich wollte Huber im Kabinett Seehofer Finanzminister bleiben, doch die Milliardenlasten bei der BayernLB, deren Verwaltungsratsvorsitzender er war, zwangen ihn letzten Endes dazu, auch dieses Amt aufzugeben. Damit endet Hubers mehr als 20-jährige Karriere in Spitzenämtern der CSU.

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