Erste Bilanz:Millionenschaden im Wald

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Sturmtief machte die Arbeit von Generationen zunichte

Von Christian Sebald, Passau

Die Schäden, die das Sturmtief Kolle Ende vergangener Woche in den Forsten des Bayerischen Waldes angerichtet hat, belaufen sich auf bis zu hundert Millionen Euro. Das hat der Passauer Landrat Franz Meyer (CSU) am Mittwoch erklärt. Hinzu kommen wenigstens 40 Millionen Euro Schaden an Gebäuden, Straßen und anderen Einrichtungen in den Gemeinden im Katastrophengebiet. Das ist das Resultat einer ersten Befragung der Kommunen. Die Aufräumarbeiten dauern unterdessen an. In der ganzen Region sind Baufirmen, Zimmerer, Spengler und andere Handwerksbetriebe komplett ausgebucht. Besonders schwierig wird die Abfuhr der kaputten Bäume und die Wiederaufforstung der Wälder sein. Forstminister Helmut Brunner (CSU) rechnet mit wenigstens zwei Millionen Festmetern Bruchholz in der Region. "Der Sturm hat Tausende Hektar Wald verwüstet und die Arbeit ganzer Waldbesitzer-Generationen zunichte gemacht", sagte er. Das Passauer Landratsamt rechnet allein in seinem Landkreis mit 3200 Hektar Kahlfläche, auf denen kein Baum mehr steht. Das entspricht einer Größenordnung von 4500 Fußballfeldern. "Die Aufräumearbeiten in den Wäldern werden ein Jahr dauern", sagte Landrat Meyer. "Ihre Wiederaufforstung ist ein Projekt von fünf bis sieben Jahren und kostet zehn Millionen."

Der Freistaat kündigte Hilfen an. "Wir lassen die Menschen nicht allein", sagte Finanzminister Markus Söder (CSU). Sturmopfern könnten Steuern gestundet, Vollstreckungen aufgeschoben und Steuervorauszahlungen gestreckt werden. Auch Sonderabschreibungen seien möglich. Betroffene sollten sich umgehend mit dem Finanzamt in Verbindung zu setzen. Kommunen werde bei der Behebung von Schäden an Schulen und Kindergärten geholfen. Auch an der Reparatur von Straßen und Brücken werde sich der Freistaat beteiligen. Brunner kündigte ein Hilfspaket für die Waldbauern in den Landkreisen Passau und Freyung-Grafenau an. Zugleich forderte er sie auf, die kaputten Bäume möglichst schnell aus den Wäldern herauszuholen, um eine Massenvermehrung von Schädlingen im kommenden Jahr zu vermeiden. Vor allem die unzähligen kaputten und beschädigten Fichten sind optimale Brutstätten für den Borkenkäfer.

Meyer und Brunner warnten eindringlich davor, die zerstörten Wälder zu betreten. "Der Aufenthalt in ihnen ist lebensgefährlich", sagte Brunner. "Die umgestürzten Stämme stehen unter Spannung, die Gefahr herabfallender Äste ist hoch." Jeder unachtsame Einsatz mit Motorsäge oder Axt könne tödliche Folgen haben. Brunner versprach, man werde die Arbeiten in den Wäldern mit schwerem Räumgerät und Holzerntemaschinen unterstützen. Im mittelfränkischen Fürth hingegen wurden die ersten Aufräumarbeiten beendet. Auch dort hatten in der Nacht zum Samstag heftige Gewitter gewütet. Wie im Bayerischen Wald wurden zahlreiche Maisfelder verwüstet, auch den Fürther Stadtwald hat es getroffen. "Die schlimmsten Schäden im Bereich der Forststraßen und -wege sind aber beseitigt", sagte ein Fürther Stadtförster, "unsere Wälder sind wieder zugänglich."

© SZ vom 24.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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