Erotikpartys:Geschlossene Gesellschaft

Lasziv, frivol, dirty soll es zugehen: In Diskotheken im Großraum München laden Veranstalter derzeit zu freizügigen Erotikpartys mit mehreren Hundert Gästen. Die Behörden haben damit keine Probleme.

Von Suse Bucher-Pinell und Florian Fuchs

Das Jailhouse in Bad Tölz liegt ein bisschen abseits, hinter den Kinos, direkt an der Isar und neben der örtlichen Festwiese. Das Hofbräuhaus Traunstein hat die Festhalle im Jahr 2002 bauen lassen, damals noch unter dem Namen Biertempel.

Der Bau war der Pflege der bayerischen Wirtshauskultur gewidmet, am kommenden Samstag jedoch werden wohl andere Aspekte als das Reinheitsgebot im Vordergrund stehen. Ganz andere sogar: Lasziv, frivol und "dirty" soll es laut Werbung zugehen, wenn Veranstalter Dream-Event für Samstagnacht zum "Jailhouse Dream"-Fest lädt. Es ist nicht die einzige Erotikparty, die verschiedene Veranstalter in der Umgebung von München inzwischen in großen Hallen und Diskotheken organisieren - für jeweils mehrere hundert Gäste.

Im Echinger Gewerbegebiet etwa hat ein Swingerclub eine Halle zur Disco ausgebaut und veranstaltet dort regelmäßig große Partys. Im Turmkeller, einem anderen Club in Bad Tölz, finden SM-Partys statt. Das Fest im ehemaligen Biertempel aber lehnt sich eher an die Tradition der Münchner Schabernackt-Bälle an, die inzwischen jährlich zur Faschingszeit im Löwenbräukeller stattfinden.

"Kommen's so oder so - aber mit'm bisserl was o" ist seit jeher das Motto dieses frivolen Faschingsballs, als Regel gilt, dass allein die Scham bedeckt sein muss. Beim Jailhouse-Dream will der Veranstalter erklärtermaßen ein bisschen weitergehen: Burlesque, exzessiv, lasziv und hocherotisch sollen die Kostüme sein - und es darf auch nicht jeder rein. Veranstaltungen wie diese sind geschlossene Gesellschaften, Diskretion ist oberstes Gebot. Die Gäste erhalten für ihr Eintrittsgeld nicht nur ein opulentes Buffet, sondern dürfen sich auch in die "Relax Lounge" oder in einen Whirlpool zurückziehen.

Keine Probleme mit Erotikpartys

Im Ordnungsamt Bad Tölz hat man mit derlei Vergnügen kein Problem, solange es keine Straftaten gibt. Vorwürfe, dass Dream-Event, die ihren Sitz in München hat, Prostituierte in die Halle einschleuse und es auf den Partys Drogen gebe, weist Geschäftsführer Lars Mrasek als "Quatsch" und üble Nachrede von ehemaligen Geschäftspartnern zurück. Er kündigt an, mit Strafanzeigen gegen die Beschuldigungen vorgehen zu wollen.

Tatsächlich heißt es bei der Münchner Polizei, dass es noch nie Probleme mit Erotikpartys dieser Art gegeben habe. Eine Sprecherin des Kreisverwaltungsreferats sagt, dass Veranstalter erotischer Feste eben auf das Verbot der Prostitution achten müssten, auf den Jugendschutz und darauf, dass die Party von außen nicht einsehbar sei.

Geschäftsführer Mrasek betont, dass es vor allem um "Gaudi und Spaß" gehe. "Das ist alles, was wir wollen." Der Zuspruch von Hunderten Gästen gebe ihm Recht bei seinem Konzept, wobei er streng auf die Auswahl der Gäste achte, die sich im Internet registrieren und dabei Fragen zur eigenen Person beantworten müssen.

Die Party am Samstag wird man nun wohl auch im Ordnungsamt zu Bad Tölz genauer beobachten. Im Vorfeld gestaltete sich die Recherche allerdings etwas schwierig: Die Firewall der Computer im Rathaus blockiert die Seite des Veranstalters.

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