Erinnerung an NS-Zeit:Streit um Zeppelintribüne

Zeppelintribüne in Nürnberg

Nazi-Relikt aus Kalkstein: Die Nürnberger Zeppelintribüne bröckelt an zahlreichen Stellen.

(Foto: dpa)
  • Die Zeppelintribüne auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg bröckelt an zahlreichen Stellen.
  • Oberbürgermeister Ulrich Maly und der ehemalige Kulturreferent Hermann Glaser sind sich uneins darüber, was nun aus der Tribüne werden soll.
  • Eine Instandsetzung würde 75 Millionen Euro kosten.

Von Olaf Przybilla

Der eine, Hermann Glaser, ist mehr als 50 Jahre in der SPD und gilt als einer der bedeutendsten Kulturhistoriker der Republik. Der andere, Ulrich Maly, ist Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg und ebenfalls in der SPD. Beide duzen sich seit langem, jetzt aber muss man sich mal streiten: Während Maly und die gesamte Nürnberger Stadtpolitik die Instandsetzung der Zeppelintribüne auf dem ehemaligen NS-Reichsparteitagsgelände planen und dafür Kosten von vermutlich 75 Millionen Euro in Kauf nehmen wollen - ist Glaser, als Nürnberger Kulturreferent früher selbst für das Gelände zuständig, gar nicht der Ansicht, dass das sinnvoll eingesetztes Geld ist.

Mahnmal für den einen, stumme Steine für den anderen

Im SZ-Streitgespräch kreuzen die beiden jetzt die Klingen: Für Maly ist die Tribüne ein Mahnmal für die Masseninszenierung der NS-Hybris, das als authentischer Lernort unbedingt instand gesetzt werden muss: "Hier hat der Weg in die Barbarei in Nürnberg seine topografischen Wurzeln", argumentiert Maly. Glaser dagegen will die Tribüne weithin sich selbst überlassen, höchstens Teile konservieren als eine Art "Tschernobyl der Geschichte". Er argumentiert, dass Steine nicht sprechen und die folgenden Generationen nicht auf instandgesetzten Steinen stehen müssen, um vor Augen geführt zu bekommen, was damals geschah in Nürnberg.

Glaser will bröckelnde Bühnenruine einsargen lassen

Glaser schwebt eine Einsargung der bröckelnden Tribünenruine vor, Maly lehnt sowas ab: Würde die Ruine durch einen Bauzaun oder Panzerglas gesichert, fürchtet der Oberbürgermeister eine "Mystifizierung" der Anlage. Dabei sei die Zeppelintribüne "nichts anderes als die größte Toilettenanlage dieser Stadt".

Am Ende nähern sich die beiden ein bisschen an, der Dissens aber bleibt. Und beim Thema Erinnerungskultur hat der 86-jährige Glaser noch eine Bitte an den 54-jährigen Maly. "Fang an, Dich noch ein bisschen aufzulockern."

Das ganze Interview lesen Sie in der SZ vom 31. Dezember oder bei SZ Digital https://zeitung.sueddeutsche.de

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