Miesbacher Ex-Landrat:Kreidl zahlt 3000 Euro an den Landkreis

Jakob Kreidl, 2014

Ex-Landrat Jakob Kreidl zahlt dem Landkreis 3000 Euro zurück - viele Kreisräte ärgert die geringe Summe.

(Foto: Johannes Simon)
  • Jakob Kreidl hat für seine zahlreichen Verfehlungen knapp 3000 Euro an den Landkreis zurückbezahlt.
  • Der Miesbacher Ex-Landrat hatte sich mit dem Kreis auf einen außergerichtlichen Vergleich geeinigt.
  • Die Kreisräte haben den Vergleich akzeptiert, doch viele von ihnen sind verärgert und bitter enttäuscht.

Von Heiner Effern und Christian Sebald

Der Miesbacher Ex-Landrat Jakob Kreidl (CSU) hat für seine zahlreichen Verfehlungen knapp 3000 Euro an den Landkreis zurückbezahlt. Der Kreistag stimmte Anfang März einem außergerichtlichen Vergleich mit dem Ex-Politiker zu, der vor gut einem Jahr über seine zahlreichen Affären gestürzt war, darunter vor allem das 118 000 Euro teure Geburtstagsfest, das er sich fast ganz von der örtlichen Sparkasse und dem Landkreis hat bezahlen lassen. Der Vergleich betrifft zwei Privatreisen aus dem Jahr 2011, die Kreidl über den Landkreis abgerechnet hatte. Außerdem bezieht er sich auf fünf Dienstflüge, für die er bessere Plätze hatte buchen lassen, als ihm zustanden. Kreidls Geburtstagsfest, für das der Kreis 33 000 Euro bezahlt hatte, und andere teure Annehmlichkeiten, die der Ex-Politiker sich und seinem Umfeld auf Kosten seines Landkreises gegönnt hatte, bleiben außen vor.

Zwar haben die Kreisräte den Vergleich akzeptiert, aber etliche sind bitter enttäuscht und verärgert. "Wenn man Kreidls gesamte Verfehlungen zu Lasten der Landkreis-Kasse aufsummiert, dann kommt man mindestens auf einen hohen fünfstelligen Betrag", sagt einer. "Es ist richtig schlimm, dass er jetzt womöglich mit 3000 Euro davonkommt." Tatsächlich benennen die Rechnungsprüfer des Landkreises in ihrem Bericht deutlich mehr Verfehlungen als jetzt in dem Vergleich auftauchen.

Der Kreis fordert nur wenige Kosten zurück

So üben die Prüfer nicht nur scharfe Kritik an den überzogenen Kosten von Kreidls Geburtstagsfest. Sie stellten auch fest, dass zu keinem Zeitpunkt ein kommunales Gremium in Planung und Abwicklung der Feier im Bauernhofmuseum des Ex-Skistars Markus Wasmeier in Schliersee eingebunden war, wie das gesetzlich der Fall hätte sein müssen. Das Gleiche gilt für eine Bürgermeisterfahrt in zwei noble Skiorte, die viele im Nachhinein eine "pure Lustreise" nennen und die den Landkreis 36 000 Euro gekostet hatte. Es trifft aber auch für zahlreiche Gefälligkeitsgeschenke, Bewirtungen und andere Gaben Kreidls zu.

Dennoch verteidigt der Miesbacher Landrat Wolfgang Rzehak (Grüne) den Vergleich. "Es ist eben ein Unterschied zwischen dem, was moralisch verwerflich ist, und dem, was man rein rechtlich an Ansprüchen durchsetzen kann", sagte der Landrat, der sich derzeit im Urlaub befindet, der SZ. "Wir haben von Anbeginn gesagt, dass wir gegenüber Kreidl durchsetzen, was durchsetzbar ist." Das ist offenbar sehr wenig. Für eine Romreise zum 60. Priesterjubiläum von Papst Benedikt im Jahr 2011, die Kreidl privat unternommen, dann aber als Dienstreise abgerechnet hatte, forderte der Landkreis 500 Euro zurück, für eine Israelreise im selben Jahr 1368,64 Euro. Und für die fünf Dienstflüge, die der Ex-Landrat widerrechtlich hatte upgraden lassen, bezahlte er laut Vergleich 1060 Euro. Insgesamt überwies er dem Landkreis 2928,64 Euro - "allerdings erst nach einigem Hin und Her", wie ein Kreisrat verbittert sagt.

Auch die Partei will Geld haben

Er und andere trösten sich damit, dass die vielen Affären für den Ex-Landrat durch den Vergleich nicht ausgestanden sind. So sind nach wie vor Rückforderungen der Sparkasse von bis zu 1,7 Millionen Euro offen, auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München II wegen Untreue laufen noch. Diese beiden Verfahren könnten für den Ex-Politiker weitaus unangenehmer werden als der Vergleich.

Doch nicht nur der Landkreis und die Sparkasse verlangten von Kreidl Geld zurück, sondern auch die CSU. Der Miesbacher Kreisverband überzog trotz des letztlich eingestellten Wahlkampfs um den Landratsposten sein Budget für die Kommunalwahl 2014 deutlich. Dafür wurden viele zur Kasse gebeten, aber keiner musste annähernd so viel zurückzahlen wie der frühere Landrat. Die Summe soll deutlich höher sein als die 3000 Euro, die Kreidl dem Landkreis rückerstattete. CSU-Kreischef Alexander Radwan bestätigte lediglich, dass Kreidl "einen maßgeblichen Teil" der Budget-Überschreitungen beglichen habe. Die CSU hatte Kreidl im Oktober 2013 wieder als Landrat nominiert, doch bis zum Wahltermin geriet er wegen seiner Affären so unter Druck, dass ihn Parteichef Horst Seehofer schon vorher zum Verzicht zwang. Für eine Stellungnahme war Kreidl nicht zu erreichen.

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