Energiewende:Kaum noch Widerstand

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Die meisten Landräte und Bürgermeister nehmen den möglichen Streckenverlauf für die Stromtrasse abwägend hin. Sie haben sich wohl damit abgefunden

Erdkabel statt Riesenmasten, ergänzt durch Dialog: Die veränderte Politik bei der Stromtrassen-Planung zeigt Wirkung. Als der Betreiber Tennet am Dienstag den möglichen Streckenverlauf präsentierte, war das für die meisten Landräte und Bürgermeister keine Überraschung. Von totaler Ablehnung war danach in Franken und der Oberpfalz wenig zu hören, die meisten haben sich offenbar damit abgefunden, dass die Stromtrassen kommen.

Die Kommunalpolitiker wollen versuchen, im nun folgenden Planungsverfahren das Beste für ihre Region herauszuholen und Beeinträchtigungen für Natur und Landwirtschaft so gering wie möglich zu halten. Das Verfahren - ähnlich einem Raumordnungsverfahren - wird von der Bundesnetzagentur durchgeführt. Sie wird am Ende einen 500 bis 1000 Meter breiten Korridor festlegen, in dem die Trassen verlaufen sollen. Bis dahin - noch vor den Sommerferien - soll es öffentliche Anhörungen geben, bei denen Bürger und Kommunen offiziell ihre Bedenken zu den alternativen Varianten vorbringen können, anschließend sind schriftliche Stellungnahmen möglich.

Am Dienstagabend hatten Tennet und das bayerische Wirtschaftsministerium die Bürgermeister und Landräte, die vom SuedOstLink betroffen sein könnten, zu einer vertraulichen Informationsveranstaltung nach Regensburg eingeladen. Am Mittwochnachmittag folgte ein Treffen für Amtsträger aus Unterfranken, bei dem es um die aktuellen SuedLink-Pläne ging.

Der Tirschenreuther Landrat Wolfgang Lippert (Freie Wähler) musste in Regensburg erfahren, dass die bevorzugte Trasse durch seinen Landkreis verläuft. "Es ist schon überraschend, dass man jetzt den Ostschwenk um Tirschenreuth herum favorisiert", sagt er. Bei dieser Variante gebe es zwar weniger Hindernisse, "aber es ist ein erheblich weiterer Weg". Völlig unvorbereitet traf es Lippert jedoch nicht: "Uns war von vornherein klar, dass der Landkreis Tirschenreuth nicht verschont bleiben wird." Nun müsse man genau abwägen, welche Probleme mit der neu favorisierten Trasse entstehen. "Es kann jetzt natürlich sein, dass Bevölkerungsteile wach werden, die damit nicht gerechnet haben."

Dass es mit den neuen und unterirdischen Leitungen kaum Protest geben wird, "wage ich noch nicht zu prognostizieren", sagt auch Thomas Schiebel (Freie Wähler), Landrat des Main-Spessart-Kreises. Die favorisierte Trasse des SuedLinks verläuft ungefähr entlang der Landkreisgrenzen zwischen Main-Spessart und Würzburg. Was den Verlauf angeht, sei es noch zu früh für eine abschließende Bewertung. "Wir werden uns erst mal fachlich damit auseinandersetzen", kündigt Schiebel an und betont: Änderungen seien möglich, "nichts ist in Stein gemeißelt". Wichtig sei, dass es nachvollziehbare Gründe für den Trassenverlauf gebe, "nicht politische".

"Sie muss ja irgendwo hin", kommentiert Wunsiedels Landrat Karl Döhler (CSU) die fehlende Aufregung über die Trassenpläne. Der Bundestag habe sie gewollt, nun "muss man einfach die bestmögliche Lösung suchen". Auf Höhe Wunsiedel gibt es zwei Varianten, die eine verläuft an der A 9, die andere westlich des Fichtelgebirges. Für ihn seien das "gleichwertige Alternativen", die man darauf abgeklopfen müsse, wie sie mit so wenig Eingriffen wie möglich realisiert werden könnten. Über den Dialog zwischen Tennet und Kommunen, den bisher das Wirtschaftsministerium steuerte, äußert sich Döhler positiv: Es laufe sehr transparent.

Eine Gegnerin der Stromtrasse bleibt Regensburgs Landrätin Tanja Schweiger (Freie Wähler). Daran änderten auch die konkretisierten Planungen nichts. "Wir brauchen den Südost-Link in dieser Form nicht", sagte sie. Die Strecke diene in erster Linie dazu, Braunkohlestrom nach Bayern zu transportieren.

© SZ vom 09.03.2017 / gla, henz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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