Energiewende in Bayern:Stromangebot aus Österreich stößt auf Widerstand

Das Angebot klingt verlockend: Ein Stromversorger aus Österreich könnte alle bayerischen Atomkraftwerke auf einmal ersetzen. In der CSU stößt das auf ein gemischtes Echo, die Grünen sprechen dagegen von einer "vergifteten" Offerte.

Von Frank Müller und Christian Sebald

Das Angebot des österreichischen Energieversorgers Verbund, dem Freistaat 5200 Megawatt Kraftwerkskapazitäten zur Verfügung zu stellen und so einen wichtigen Beitrag zur Lösung der aktuellen Probleme der Energiewende zu leisten, stößt in der CSU auf ein gemischtes Echo. Die Grünen lehnten die Offerte rundweg ab, die SPD plädierte für eine sorgfältige Prüfung.

Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) sprach von einem "ehrenwerten Angebot", die Staatsregierung sei aber nicht der richtige Adressat. "Der Freistaat kauft keinen Strom", sagte sie, "der Markt kauft." CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer reagierte positiv. "Das ist mit Sicherheit gut." Mit Strom aus Österreich "braucht man keine Riesenleitung quer durch die Republik", sagte er und spielte auf den Streit um die geplanten Nord-Süd-Trassen durch Deutschland an. Finanzminister Markus Söder wiederum, der mit dem Erbe der von der Landesbank gekauften österreichischen Hypo Alpe Adria kämpft, scherzte: "Wir kaufen nichts von Österreich."

Grüne sprechen von "vergiftetem" Angebot

Die Grünen nannten die Offerte "vergiftet". Der österreichische Kraftwerkspark bestehe großteils aus veralteten Gas- und sogar Ölkraftwerken mit einer schlechten Umweltbilanz. "Solche dreckigen Anlagen haben wir auch in Bayern zuhauf", sagt der Grünen-Abgeordnete Martin Stümpfig, "wenn wir solchen Strom wollten, bräuchten wir ihn nicht aus Österreich zu kaufen."

Damit aber sei eine echte Energiewende nicht zu machen. Ziel müsse vielmehr möglichst viel Strom aus Erneuerbaren Energien sein. "Und dafür brauchen wir die Stromautobahnen", sagte Stümpfig. "Sie sind wichtig, um ein regionales Überangebot an Wind- oder Solarstrom in andere Gebiete zu transportieren und die Stromnetze zu stabilisieren."

Die SPD-Abgeordnete Natascha Kohnen (SPD) hingegen forderte ein Gesamtkonzept für eine energiepolitische Kooperation zwischen Bayern, Österreich und den anderen Staaten im Alpenraum. "Dabei müssen wir auch prüfen, welche Folgen der Vorschlag zum Beispiel auf den Strompreis hätte", sagte sie.

Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber hatte am Montag erklärt, sein Konzern habe so viele Kraftwerkskapazitäten, dass man im Freistaat zumindest vorerst auf Reservekraftwerke und den Bau ebenso teurer wie umstrittener Stromautobahnen verzichten könne.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: