Energie:Kritik an Pumpspeicher-Kraftwerk

Bund Naturschutz fordert, Projekt auf der Donauleiten bei Riedl aufzugeben

Von Christian Sebald

Pumpspeicher-Kraftwerke (PSW) sind wegen des massiven Eingriffs in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild hoch umstritten. Zudem sagen viele Experten, dass sie wirtschaftlich unrentabel und als Stromspeicher nicht wirklich nötig seien für das Gelingen der Energiewende. In Bayern sind denn auch die meisten Pläne für neue PSW längst wieder in den Schubladen verschwunden. Einzig die österreichische Verbund AG, die zahlreiche Wasserkraftwerke am Inn und das Donau-Kraftwerk Jochenstein betreibt, hält an ihren Plänen für ein PSW auf der Donauleiten nahe der Ortschaft Riedl fest. "Wir stehen zu den Projekt", sagt ein Verbund-Sprecher. "Wir haben jetzt Unterlagen nachgereicht, wir erwarten, dass wir 2018 einen Erörterungstermin bekommen." Zuvor hatte der Bund Naturschutz (BN) den Kraftwerksbetreiber aufgefordert, das Projekt nun endlich aufzugeben.

PSW sind nach wie vor die einzigen ausgereiften Speicher für größere Mengen Strom. Obwohl die Technologie schon aus den 1920er-Jahren stammt, bleibt ihr Prinzip einfach und bestechend. Steht mehr Strom zur Verfügung, als verbraucht wird, pumpt man damit Wasser aus einem Fluss, See oder künstlichen Speicher einige Hundert Meter hoch in ein Becken. Fehlt Strom, leitet man das Wasser aus dem Speicher durch die Rohre nach unten auf Turbinen und erzeugt so exakt die Menge Energie, die man braucht. In Bayern gibt es neun PSW mit 550 Megawatt Gesamtleistung und drei Millionen Kilowattstunden Speicherkapazität, sie sind alle schon relativ alt. Das PSW Riedl, das oberhalb des Donau-Kraftwerks Jochenstein in die Landschaft betoniert werden und sein Wasser aus der Donau beziehen soll, wäre mit 300 Megawatt Leistung für bayerische Verhältnisse eine Großanlage, technologisch aber eine eher kleine. Das PSW Atdorf in Baden-Württemberg hätte 1400 Megawatt Leistung haben sollen. Nun sind die Betreiber von den Plänen abgesprungen.

Der BN fordert von der Verbund AG, dem baden-württembergischen Vorbild zu folgen. "Jetzt ist die Chance für den geordneten Rückzug", sagt der BN-Chef im Passauer Land, Karl Haberzettl, "PSW stammen aus der alten Welt der zentralistischen Stromerzeugung. Wir brauchen kleine, dezentrale Haushaltsspeicher in den Kellern, die überschüssigen Sonnenstrom von den Solaranlagen auf dem Dach aufnehmen." Die Donauleiten mit ihren vielen seltenen Tierarten wie der Äskulapnatter oder der Smaragdeidechse sei zu wertvoll, "als dass sie für so eine Steinzeit-Anlage zerstört werden darf". Verbund widerspricht scharf. "Das PSW Riedl hat einmal die Kapazität von 90 000 Haushaltsstromspeichern", sagt der Sprecher. "Die Technik ist ausgereift und hocheffizient, genau das brauchen wir, damit die Energiewende ein Erfolg wird."

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