Eltmann in Unterfranken:23 Verletzte nach Explosion bei Schaeffler

Explosion in Fabrik

Großalarm nach einer Detonation beim Wälzlagerhersteller Schaeffler.

(Foto: dpa)
  • In einem Werk des Wälzlagerherstellers Schaeffler im unterfränkischen Eltmann ist es zu einer Explosion gekommen.
  • 23 Mitarbeiter wurden bei der Detonation verletzt, vier davon schwer.
  • Warum es zu der Explosion gekommen ist, soll nun das Landeskriminalamt ermitteln.

Von Olaf Przybilla, Eltmann

Margit Dorn war bestimmt mehr als 50 Meter entfernt, als es knallte. Aber diese Druckwelle werde sie nie vergessen, sagt sie. In der angrenzenden Siedlung im unterfränkischen Städtchen Eltmann (Landkreis Haßberge) werden sie später erzählen, sie hätten den Eindruck gehabt, da sei "grad ein Flugzeug abgestürzt".

Warum es in einem Werk des Wälzlagerherstellers Schaeffler am Montag zu einer Explosion gekommen ist, das wissen die Ermittler auch Stunden danach nicht zu sagen. Nur die Folgen des Knalls werden allmählich deutlich. Insgesamt 23 Mitarbeiter wurden bei der Detonation verletzt, diese Zahl korrigierte der Konzern am Montagabend auf Twitter noch nach oben. Vier davon sind schwer verletzt. Womöglich, sagt ein Pressesprecher der Polizei, bestehe bei einigen Verletzten sogar Lebensgefahr. Zunächst war am Montag von 20 Verletzten die Rede gewesen.

Sogenannte Tonnenrollen werden in dem Werk hergestellt, in der Härterei durchlaufen die Teile die Filter einer Salzreinigungsanlage. In dieser Anlage ist es zu dem Unglück gekommen. Mehrere Angestellte berichten vor den Werkstoren, dass an diesem Vormittag gerade eine Fremdfirma am Werk gewesen sei. Drei der Schwerverletzten sollen aus dieser Firma stammen. Firmensprecher Matthias Mederacke bestätigt dieses Detail so nicht. Aber er sagt, dass unter den Schwerverletzten auch Mitarbeiter seien, die nicht bei der Firma Schaeffler angestellt sind.

Kurz nach zehn Uhr ist es zu der Explosion gekommen, die Rettungskräfte lösten Großalarm aus. In einer Abteilung, in der mit heißen Salzen gearbeitet wird, sei eine große Anzahl von Schwerverletzten zu befürchten gewesen, sagt Polizeisprecher Björn Schmitt. Auch wenn eine Gefahr für die umliegenden Anwohner zu keiner Zeit bestanden habe. Zunächst hatten alle der 480 Angestellten das Werk in Eltmann verlassen müssen. Um die Mittagszeit, nachdem der Brand im Werk gelöscht war, konnte dann der größte Teil der Mitarbeiter zurückkehren an den Arbeitsplatz.

Auf der Industriestraße, die zu dem Werk führt, steht ein Mann, der 40 Jahre bei FAG Kugelfischer gearbeitet hat. So hieß das Werk bis 2003, bis der Konkurrent Schaeffler aus Herzogenaurach die Anlage von den Wälzlagerherstellern aus Schweinfurt übernommen hat. An einen solche Zwischenfall kann sich der Ex-Angestellte in all der Zeit nicht erinnern. Natürlich, man arbeite im Werk mit heißen Materialien. Aber die Abläufe werden "ja ständig kontrolliert", sagt er, kürzlich erst sei das Werk in Eltmann als besonders sicher zertifiziert worden. Und jetzt das.

Wie es da zu so einem Unfall kommen kann, könne er sich beim besten Willen nicht erklären. "Womöglich irgendeine falsche Mixtur beim Reinigen", sagt er, menschliches Versagen mache ja vieles möglich. "Aber ausgerechnet Eltmann", sagt er. Das FAG-Werk sei doch immer der Stolz der Kleinstadt gewesen. Früher arbeiteten dort sogar mal bis zu 2000 Mitarbeiter. Aber auch heute, wo es nur noch etwa ein Viertel davon sind, identifiziere sich "der ganze Ort" mit dem Werk am Main.

Geschockt sei der Betrieb, sagt auch Schaeffler-Sprecher Mederacke. Den materiellen Schaden könne man noch gar nicht beziffern, die Werkshalle sei ja jetzt erst mal weiträumig abgesperrt. Aber in Gedanken sei man nun ohnehin zunächst bei den Verletzten, die Verbrennungen und Verätzungen erlitten haben. Ein Teil von ihnen muss in Spezialkliniken versorgt werden.

"Die Verbrennungen sind zum Teil sehr schwer", sagt einer, überall waren Rettungskräfte, laut Polizei etwa 120, vier Hubschrauber waren im Einsatz. Es sah zunächst nach einem extrem schwerwiegenden Einsatz aus, sagt ein Beteiligter. Warum es zu der Explosion gekommen ist, sollen nun Beamte des Landeskriminalamts ermitteln.

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