Landtagswahlkampf:Seehofer kürt Aigner zur starken Frau der CSU

Es ist die bislang spektakulärste Personalie im bayerischen Landtagswahlkampf: Die Achse Seehofer-Aigner soll der CSU die absolute Mehrheit sichern. Seine eigene Zukunft lässt der Ministerpräsident zwar noch offen. Aber im Rennen um seine Nachfolge könnte eine Vorentscheidung gefallen sein.

Frank Müller, Ingolstadt

Sie hätten auch gar nichts sagen müssen: Schon das Bild, wie CSU-Chef Horst Seehofer und seine neue starke Parteifrau Ilse Aigner am Samstagmittag in Ingolstadt einträchtig nebeneinander saßen, machte alles klar. Ilse Aigner wechselt von Berlin nach München, um bei der "Mutter aller Schlachten", wie Seehofer die Landtagswahl im nächsten Jahr nennt, so viele Stimmen wie nur möglich im CSU-Problemgebiet Oberbayern zurückzuholen.

Bundesministerin Aigner wechselt nach Bayern

Hat der Ministerpräsident seine Nachfolgerin schon fest im Blick? Horst Seehofer und Ilse Aigner bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Ingolstadt.

(Foto: dapd)

Dass der Verbraucherschutzministerin der Schritt aus dem Bundeskabinett in eine nicht ganz so sichere Münchner Zukunft nicht leicht fällt, gab Ilse Aigner unumwunden zu. "Verantwortung" für die Partei habe sie dazu bewogen, sagte sie. Und dass dies "wirklich meine Entscheidung" gewesen sei. Das bestätigte auch Seehofer. Er hätte auch ein Nein akzeptiert, sagte er. Aigner will ihr Berliner Amt nun noch bis zum Ende der Amtsperiode im kommenden Herbst wahrnehmen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habe sie vorab informiert, sagte Aigner.

Die bislang spektakulärste Personalie im laufenden Landtagswahlkampf ist zugleich der Höhepunkt im Bestreben Seehofers, der CSU unter allen Umständen ihre bayerische Machtbasis zu sichern. Für den Parteichef hat eine möglichst starke Bestätigung seiner Regierung im kommenden Jahr schon seit längerem absolute Priorität.

Am Samstag machte er deutlich, dass er den Verlust der absoluten Mehrheit im Jahr 2008 noch immer als Trauma für die Partei und für sich selbst betrachtet. Er sei groß geworden in der Partei mit ihren unumstrittenen Persönlichkeiten wie Edmund Stoiber, sagte Seehofer. "Ich will die Partei wieder dort hinführen." Bei der Wahl 2008 war die CSU in Bayern auf gut 43 Prozent regelrecht abgestürzt. Die größten Verluste fuhr dabei ausgerechnet das CSU-Stammland Oberbayern ein - der Bezirk also, dem Aigner vorsteht und wo sie nun antreten soll.

Weder Seehofer noch Aigner wollten sagen, von wem die Idee, die am Freitag bereits durchgesickert war, ursprünglich stammt. Sie habe sich in gemeinsamen Gesprächen seit der Sommerpause entwickelt, sagte Aigner. Seehofer sprach selbst an, dass sich an Aigners Schritt nun einige Personalspekulationen reihen würden.

Ein schlechter Tag für Haderthauer und Söder?

In der Tat gilt die neue Achse Seehofer-Aigner als wichtige Vorentscheidung für eine über kurz oder lang anstehende Nachfolge Seehofers in seinen Ämtern als Parteichef und Ministerpräsident.

Darauf hatten sich zuletzt parteiintern vor allem die beiden bayerischen Kabinettsmitglieder Christine Haderthauer und mehr noch Markus Söder Hoffnungen gemacht. Die Frage, ob der Samstag für die beiden ein schlechter Tag gewesen sei, brachte Seehofer in Stimmung.

Es gebe keinerlei Vorfestlegung und keine Versprechungen an Aigner, sagte er. "Ich bin doch nicht verrückt." Wer sich in solchen Fragen zu weit aus dem Fenster lehne, werde es mit ihm zu tun bekommen, drohte Seehofer.

Gleichwohl gestand der Parteichef ein, "dass die personelle Aufstellung noch ein Stückchen wichtiger ist als das Programm". Ohne überzeugende Persönlichkeiten, wie sie die CSU habe, sei eine Wahl nicht zu gewinnen, sagte er.

Eine Personalie ließ Seehofer allerdings auch am Samstag offen: seine eigene. Zur Frage, ob er 2013 überhaupt als Spitzenkandidat in den Wahlkampf zieht, wollte er sich nicht äußern. Seehofer lässt dies seit Monaten demonstrativ in der Schwebe. Er wolle sich erst nach Gesprächen mit der Landtagsfraktion bei der am Montag beginnenden Klausurtagung im oberfränkischen Kloster Banz entscheiden, sagte er.

Zwar wäre alles andere als ein Wiederantritt eine völlig unerwartete Sensation. Doch für den Fall des Falles gäbe es seit Samstag eine klare Favoritin: Ilse Aigner.

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