Eichstätt:In die Spitze kommt Bewegung

Eichstätt: Barbara Loos steht dem Hochschulrat vor.

Barbara Loos steht dem Hochschulrat vor.

(Foto: Günther Reger)

Die neue Vorsitzende des Hochschulrats soll dafür sorgen, dass die Katholische Universität einen regulären Präsidenten bekommt. Oder eine Präsidentin?

Von Andreas Glas, Eichstätt

Von ihrem Schreibtisch aus schaut Gabriele Gien in große, dunkle Augen. Es sind die Augen eines ugandischen Mädchens, dessen Porträtfoto an der Wand neben der Bürotür hängt. Und immer wenn Gabriele Gien in diese Augen schaut, stellt sie sich die Frage: Soll ich kandidieren oder nicht? Das Bildungsprojekt in Uganda hat Gien mitaufgebaut, die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) unterstützt dort Slum-Schulen. Gabriele Gien hängt an dem Projekt, sie hängt an Afrika - aber es gibt noch eine andere Aufgabe, die sie reizt.

Seit gut einem Jahr ist die 53-Jährige Interimspräsidentin der KU Eichstätt-Ingolstadt, seither ist Ruhe eingekehrt an der Uni, nach außen wirkt das jedenfalls so. Man muss deswegen die Frage stellen, ob das was für sie wäre: Uni-Präsidentin, dauerhaft. Gien lächelt die Frage weg, sie könne sich zwar vorstellen zu kandidieren, "aber eine solche Entscheidung braucht Zeit", und diese Zeit wolle sie sich bis nach Weihnachten nehmen. Außerdem, sagt die Germanistin, entscheide am Ende nicht sie selbst über den Präsidentenposten, sondern das Wahlgremium.

Wie dieses Wahlgremium aussieht, diese Frage immerhin ist nun beantwortet. Am Donnerstag hat die KU im Rahmen einer Pressekonferenz die neue Vorsitzende des Hochschulrats vorgestellt. Sie heißt Barbara Loos, wurde zugleich an die Spitze des Wahlgremiums gewählt - und soll dafür sorgen, dass die Universität im kommenden Jahr endlich wieder einen regulären Präsidenten bekommt. Oder eben eine Präsidentin. "Wir können ja ruhig auch mal eine Präsidentin haben", sagte Loos, die bis zu ihrer Pensionierung Direktorin an einem Germeringer Gymnasium war und 18 Jahre lang Vorsitzende der Bayerischen Direktorenvereinigung gewesen ist.

Dass diese Präsidentin Gabriele Gien heißen könnte, dazu wollte sich Loos freilich nicht äußern. Der Posten wird ja demnächst offiziell ausgeschrieben, jeder Bewerber soll die gleiche Chance kriegen. Aber einen Satz lässt sich Loos dann doch zu Gabriele Gien entlocken: "Dass wir sehr gut mit der Professorin zusammenarbeiten." Statt über Kandidaten zu sprechen, wollte Loos am Donnerstag Aufbruchstimmung verbreiten. Hat die Uni auch nötig, nach den Turbulenzen der Vergangenheit.

Wer diese Turbulenzen verstehen will, muss die Besonderheiten in Eichstätt kennen. Die KU ist die einzige katholische Universität im deutschen Sprachraum, anders als andere Hochschulen hat sie neben dem Hochschulrat ein zweites Aufsichtsgremium: den Stiftungsrat als Vertreter der Kirche. Das Gerangel der beiden Gremien hatte immer wieder Präsidentschaftskandidaten und gewählte Präsidenten scheitern lassen. Zuletzt war Dominikanerpater Richard Schenk im Februar zurückgetreten. Aus gesundheitlichen Gründen zwar, aber er galt auch als überfordert mit Management und internen Konflikten an der Uni. Weil zwei der drei Nachfolgekandidaten kurzfristig absprangen, die Wahlordnung aber mindestens zwei Kandidaten vorsieht, platzte die jüngste Wahl. Der Vorsitzende des Hochschulrats, Wilhelm Vossenkuhl, legte daraufhin aus Wut sein Amt nieder, auch drei externe Ratsmitglieder traten zurück.

Nun ist der Hochschulrat wieder komplett, deren 16 Mitglieder plus acht Senatsvertreter und vier Vertreter des Stiftungsrats sollen im kommenden Jahr den neuen Präsidenten wählen. Bis dahin darf sich die KU über eine Millionenspritze der Bischöfe freuen. 5,5 Millionen Euro sollen in die Profilierung von Forschung und Lehre nach Eichstätt fließen. Das teilte Münchens Erzbischof Kardinal Reinhard Marx am Donnerstag mit.

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