Ehrenbürgerschaft in Regensburg:Streit um Papst-Bruder

Regensburger CSU-Politiker wollen Georg Ratzinger als Ehrenbürger auszeichnen. Die SPD-Fraktion im Stadtrat fühlt sich dabei übergangen.

Eine mögliche Ehrenbürgerschaft für Papst-Bruder Georg Ratzinger sorgt in Regensburg für Streit innerhalb der Stadtratskoalition von SPD und CSU. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert Hartl warf dem CSU-Kreisvorsitzenden Franz Rieger vor, die Spielregeln innerhalb des Stadtparlaments "gröblichst verletzt" zu haben.

Ehrenbürgerschaft in Regensburg: Wegen einer möglichen Ehrenbürgerschaft von Georg Ratzinger gibt es Ärger in der Regensburger Stadtratskoalition.

Wegen einer möglichen Ehrenbürgerschaft von Georg Ratzinger gibt es Ärger in der Regensburger Stadtratskoalition.

(Foto: Foto: dpa)

Die Mittelbayerische Zeitung hatte berichtet, Rieger und ein Parteifreund wollten Ratzinger als Ehrenbürger vorschlagen. Es sei bisher Konsens gewesen, dass Vorschläge für städtische Auszeichnungen zunächst nichtöffentlich mit den im Stadtrat vertretenen Fraktionen besprochen würden, erklärte Hartl. Der CSU-Kreischef wies die Kritik zurück.

Der sozialdemokratische Fraktionschef kritisierte insbesondere, dass Rieger ohne Beteiligung seiner eigenen Fraktion und des Koalitionspartners einen Antrag angekündigt habe. "Eine abenteuerliche Vorgehensweise für einen Ehrungsvorschlag, noch dazu, wenn der Betroffene Ehrenbürger werden soll", meinte Hartl. Er warf Landtags-Direktkandidat Rieger vor, "offensichtlich im Wahlkampffieber" zu sein.

Zu dem Vorschlag selbst wollte sich Hartl nicht äußern. Er wies allerdings darauf hin, dass Georg Ratzinger als früherer Regensburger Domkapellmeister bereits mit einer Medaille der Stadt geehrt worden sei.

Rieger begründete seinen Vorschlag damit, dass der 84 Jahre alte Papstbruder als Chef der Regensburger Domspatzen die Stadt drei Jahrzehnte lang in aller Welt bekanntgemacht habe. Die Idee sei ihm gekommen, weil das italienische Castel Gandolfo, wo Benedikt XVI. seine Sommerresidenz hat, an diesem Donnerstag Georg Ratzinger die Ehrenbürgerschaft verleiht.

Rieger entgegnete, dass jeder eine Ehrenbürgerschaft ins Gespräch bringen könne. "Wir haben den Antrag noch gar nicht gestellt, das ist nur eine Anregung", sagte er. Letztlich sei es Sache von Oberbürgermeister Hans Schaidinger (CSU), dem Stadtrat eine Ehrung vorzuschlagen.

Bereits in den vergangenen Tagen hatte es in Regensburg heftige Diskussionen um den Papstbruder gegeben. Ein Freund des 84-Jährigen verlangte, dass der fast blinde Kirchenmusiker Privilegien erhalten solle, wenn er die Frühmesse besuchen wolle. Der Fahrer Ratzingers hatte zuvor einen Strafzettel bekommen, weil er vor der Kirche nahe des Doms im Parkverbot stand. Die Forderung nach einer Vorzugsbehandlung des Papst-Bruders wird seitdem sehr kontrovers diskutiert.

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