Ehrenamt:Ausgezeichnete Flüchtlingshelfer

Ehrenamt: Mit dem Infomobil ist der Bayerische Flüchtlingsrat immer wieder vor Abschiebelagern unterstützend zur Stelle.

Mit dem Infomobil ist der Bayerische Flüchtlingsrat immer wieder vor Abschiebelagern unterstützend zur Stelle.

(Foto: oh)

Asylprojekte und ihre Mitarbeiter werden mit Preisen geehrt

Asylhelfer in Bayern sind mittlerweile nur noch bedingt freundliche Worte bezüglich ihres Engagements gewohnt. Der Vorwurf des CSU-Politikers Alexander Dobrindt von der "aggressiven Anti-Abschiebe-Industrie" empfinden viele als persönliche Beleidigung und Missachtung ihrer Arbeit. Ende vergangener Woche referierte in diesem Sinne ein Rechtsanwalt auf dem Ostbayerischen Asylgipfel in Regensburg über "die Kriminalisierung von Flüchtlingen und Ehrenamtlichen". In diese Woche aber fallen nun gleich zwei Preisverleihungen für ehrenamtliche Asylhelfer - eine offizielle und eine alternative.

Am Mittwochabend etwa ehrten Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Innenminister Joachim Herrmann und Mechthilde Wittmann, die Integrationsbeauftragte der Staatsregierung (alle CSU), drei Hilfsprojekte unter dem Motto "Startklar für Ausbildung und Beruf - Integration auf dem Arbeitsmarkt". Mit dem Bayerischen Integrationspreis ausgezeichnet wurden das in Landsberg am Lech ansässige "Trauma-Ersthelfertrainig für Geflüchtete" des Bayerischen Roten Kreuzes, das Puchheimer Projekt "Learn4Work - Geflüchtete finden ihren Weg in den Arbeitsmarkt" sowie der Münchner Verein "StayWelcome", der Geflüchteten etwa mit Workshops den Einstieg ins Berufsleben ermöglicht.

So ganz anders dann die Auszeichnung, die am Freitagabend um 20 Uhr im Münchner Kulturzentrum "Bellevue di Monaco" verliehen wird: Dort ehrt die aus der westdeutschen Friedensbewegung hervorgegangene Martin-Niemöller-Stiftung, welche sich den Zielen der Bekennenden Kirche verpflichtet fühlt, das Infomobil-Team des Bayerischen Flüchtlingsrats. In der Laudatio, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt, heißt es, die Aktiven des Infomobils wollten sich nicht damit abfinden, dass Menschen mit Fluchterfahrung in ihrer Würde verletzt werden. "Indem sie regelmäßig mit ihrem Bus vor Abschiebelagern stehen, helfen sie den Betroffenen dort nicht nur konkret, sondern signalisieren Hoffnung und Menschlichkeit in einem unmenschlichen Alltag, der von Bewachung, Dienstleistung und Verwaltung geprägt ist und Menschen nicht mehr in ihrer Individualität wahrnimmt", würdigt die Stiftung das seit 2016 bestehende Team, das in diesem Jahrzehnt wohl eher nicht mehr damit rechnen darf, von CSU-Politikern für "Menschlichkeit und Hartnäckigkeit" ausgezeichnet zu werden.

Das übernimmt nun aber die Martin-Niemöller-Stiftung, die sich zuvor ein Bild davon gemacht hatte, wie sehr die Aktiven des Flüchtlingsrats oft in ihrer Arbeit behindert werden - etwa durch Hausverbote im Transitzentrum Manching und seinen Ingolstädter Dependancen.

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