Drehorte in Bayern:Zu Besuch in den Kulissen

"Fack ju Göthe", "Wikie" oder "Der Bulle von Tölz": Viele bekannte Filme sind in Bayern gedreht worden. Vor schillernden grünen Seen oder in prunkvollen Schlössern. Neun Vorschläge für Ausflüge zu Schauplätzen.

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Wickie und die starken Männer

Quelle: Constantin Film

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Wickie am Walchensee

Was haben die Wikinger mit Bayern zu tun? Nicht viel - zumindest auf den ersten Blick. Der Regisseur und gebürtige Münchner Michael Bully Herbig erklärte das Ufer des mitten in Oberbayern gelegenen Walchensees 2008 zum Drehort für seinen Kinofilm "Wickie und die starken Männer" - und errichtete dort die Heimat des Helden, das Filmdorf "Flake". Heute kann Flake von jedermann betreten werden: Ein Jahr nach Abschluss der Dreharbeiten wurde der Gemeinde Kochel (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) ein Teil des Dorfs überlassen, die es am 12. September 2009 mit einem Wikingermarkt eröffnete. Der ist inzwischen zur jährlichen Tradition geworden: Auch an diesem Wochenende, 6. und 7. September, findet wieder ein Wikingermarkt statt. Zu finden ist Flake zwischen der Badewiese am Café Bucherer und dem Gelände der Wasserwacht direkt am Walchensee. Es kann noch bis 31. Oktober besucht werden, dann beginnt die Winterpause. Wöchentlich finden Führungen statt. Der Eintritt ist frei.

Thekla Kraußeneck

TV-Serie "Irgendwie und Sowieso", Ottfried Fischer als Sir Quickly beim Ochsenrennen

Quelle: Bayerischer Rundfunk

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Irgendwie in Isen

Bald 30 Jahre ist es her, dass der dauerdepressive Jungbauer Sir Quickly zusammen mit dem Autobastler Sepp und dem intellektuellen Effendi zum ersten Mal im Fernsehen auftauchten. Und jedes Mal, wenn "Irgendwie und sowieso" seither wiederholt wird, fragen sich die Zuschauer, wo Franz Xaver Bogners Serie eigentlich gedreht wurde. Wo die kleinen Orte und Gehöfte, die grünen Wiesen und die für Bayern typischen Kirchtürme liegen mögen. Die Serie spielt im fiktiven Ort Zell im Landkreis Ebersberg. Gedreht wurde aber größtenteils in München sowie den Landkreisen Erding und Landshut. Das Isental mit seinen Hügeln und Wiesen bildete die Kulisse für die Verstrickungen und Erlebnisse der jungen Leute, dargestellt von Ottfried Fischer, Elmar Wepper, Robert Giggenbach und Olivia Pascal, die sich gegen Autorität und Tradition auflehnen, erste Lieben erleben und wilde Feste feiern. Eines dieser Feste - Sir Quicklys Geburtstag in der dritten Folge - findet im historischen Saal des Gasthauses Klement in Isen statt. Dort wird noch heute gefeiert - Hochzeiten, Faschingspartys, Kabarettabende. Und vom Biergarten des Gasthofes aus lässt sich bei einer gemütlichen Brotzeit die Kreuzung überblicken, an der sich Sir Quickly und seine Freunde in der Serie wilde Autorennen liefern. Und dabei wunderbar in Erinnerungen an die eigene Jugend schwelgen - an die Zeit damals, als "Irgendwie und Sowieso" das erste Mal im TV lief.

Franziska Hartmann

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Quelle: Bauersachs

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Bruchlandung in Erding

Dieser Dreh liegt nun wirklich lange zurück. Es war im Kriegsjahr 1941, als ein überaus bekannter Schauspieler für Filmaufnahmen ausgerechnet in Erding Station machte: Heinz Rühmann hatte in den Zwanzigerjahren schon Bühnenkarriere gemacht, im Nationalsozialismus nahm seine Laufbahn auch beim Film weiter Fahrt auf. Rühmann war zudem begeisterter Hobbypilot. In der Komödie "Quax, der Bruchpilot" durfte er auch im Film an den Steuerknüppel. Erding wurde zur Kulisse von Quax' Heimat, wo er in einer Szene auch spektakulär mit dem Flieger landen sollte. Und das tat Rühmann denn auch: Er steuerte den Doppeldecker selbst am Schönen Turm vorbei und landete gekonnt auf dem engen, von Häuserzeilen umstandenen Schrannenplatz. Zahllose Komparsen aus Erding bejubelten die erfolgreiche Landung. Noch heute sieht der Schrannenplatz so ähnlich aus wie damals. Dass das extrem beengte Areal als Landepiste für ein Sportflugzeug gedient hat, mag man sich kaum mehr vorstellen.

Christina Warta

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Quelle: Manfred Neubauer

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Des Bullen Büro

Es kommen nicht oft Besucher in die Kurstadt, denen dieser Titel kein Begriff ist: Der "Bulle von Tölz" ist dort bis heute eine Berühmtheit. Wer auf den Spuren des von Ottfried Fischer verkörperten TV-Kommissars Benno Berghammer wandeln möchte, kommt in Bad Tölz auf seine Kosten. Die Tourist-Info bietet Führungen an - etwa zur Wandelhalle im Kurviertel, in der sich das fiktive Polizeirevier befand. Wer lieber allein unterwegs ist, kann sich mit Hilfe eines Falt-Flyers selbst von Drehort zu Drehort bringen. Auf dem Max-Höfler-Platz hat die Stadt Bad Tölz im Juni 2013 einen "Bullenbrunnen" errichten lassen. Am 26. September wird das Angebot durch ein Museum erweitert, das dem "Bullen" gewidmet ist. Kleiner Wermutstropfen für Fans: Die Pension Resi, die in fast jeder Episode zu sehen war, steht nicht in Bad Tölz, sondern im gut 30 Kilometer entfernten Irschenhausen. Da das "Hollerhaus" in Privatbesitz ist, kann es leider nicht besichtigt werden; jedoch finden dort häufig kulturelle Veranstaltungen statt, die einen Besuch lohnen.

Thekla Kraußeneck

Kinostarts - 'Fack Ju Göhte' Elyas M'Barek

Quelle: Constantin Filmverleih

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Fack ju Oberlaus

Einen Filmstar streicheln, ihm vielleicht sogar einen kleinen Klaps geben - auf dem Erlebnisbauernhof in Oberlaus ist dies möglich, seit im Sommer 2013 die Filmklasse 10b mit ihrem Lehrer das Landleben im Erfolgsfilm "Fack ju Göhte" kennenlernten. Ob die Esel Socke und Nils, die Lamas Susi und Strolchi oder Ziegenbock Andi und seine Mädels - sie alle haben sich tierisch gut in Szene gesetzt bei den dreitägigen Dreharbeiten im Vorjahr. Die Schulkomödie entstand zwar vor allem im Unterhachinger Lise-Meitner-Gymnasium, für den Schulausflug aufs Land wählten die Filmemacher aber das landwirtschaftliche Anwesen des realen Bauern Michael Huber, der Landwirtschaft nach Bioland-Richtlinien betreibt. Auf circa 20 Hektar Wiesen, Acker und Wald ist freilich bequem Platz auch für Streicheltiere und für Kinder, um die sich Bauer Huber persönlich kümmert. Oberlaus gehört zur Gemeinde Feldkirchen-Westerham und ist vom Münchner Süden aus über die Rosenheimer Landstraße am besten zu erreichen.

Michael Morosow

Schloss Emmeram, Regensburg

Quelle: dpa

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Fürstlich und teuflisch

Sonderlich freundlich fiel die Kritik seinerzeit nicht aus: "David Garrett, bleib bei deinen Saiten", "Rockstar vergeigt" und ähnliches war in den Zeitungen über den Film "Der Teufelsgeiger" vergangenes Jahr zu lesen, der sich dem Leben des Musikers Niccolo Paganini widmete. Vor allem Drehbuch und Darsteller fielen komplett durch. Immerhin war die Kulisse eine wahrhaft fürstliche: Das Schloss St. Emmeram in Regensburg, der Sitz der Familie Thurn und Taxis. Das Schloss, das mehr Zimmer hat als der Buckingham Palace, ist bei Filmschaffenden beliebt. Marcus H. Rosenmüller etwa drehte hier Vatikan-Szenen für seinen Film "Wer's glaubt, wird selig". Das Schloss am Rande der Regensburger Altstadt kann bei Führungen teilweise besichtigt werden. Besonders sehenswert sind der Wintergarten, der Ballsaal, und der Kreuzgang des ehemaligen Klosters St. Emmeram.

Andreas Schubert

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Quelle: Robert Haas

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Magischer Lichthof

Diesen Ort sollte man nicht deshalb besuchen, weil er als Filmkulisse diente für "Sophie Scholl - Die letzten Tage". Der Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität in München ist ein historischer Ort, eben jener, an dem die Geschwister Hans und Sophie Scholl nicht nur im Film, sondern auch in der Realität Flugblätter verteilten, auf dem sie zum Widerstand gegen die Nazis aufriefen. Von der obersten Treppenbrüstung sind die Blätter damals, im Februar 1943, in den Hof hinabgesegelt, und hätte nicht der Hausmeister die Geschwister bei ihrem Tun beobachtet und denunziert, die Scholls wären wohl nicht festgenommen und hingerichtet worden. In Marc Rothemunds vielfach ausgezeichneten und sogar für einen Oscar nominierten Film werden die letzten Tage der Studentin Sophie Scholl beschrieben: vom Druck und der Verteilung der Flugblätter an der Uni über die Gerichtsverhandlung bis zu ihrer Hinrichtung in Stadelheim. Auch heute hat der Lichthof eine nahezu magische Atmosphäre: Das einfallende Tageslicht scheint, ebenso wie das Stimmengewirr der Studenten, stets gedämpft zu sein. In der Denkstätte "Weiße Rose", die ebenfalls im Hauptgebäude der LMU untergebracht ist, kann man noch mehr zum Thema erfahren.

Christina Warta

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Quelle: Claus Schunk

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Gipfel auf Sendung

Der Wendelstein ist nicht einfach irgendein Berg, nein. Seine Silhouette ist unverwechselbar, gerade wenn man ihn wochentags sehnsuchtsvoll von Norden, von München aus, betrachtet. Weithin sichtbar und eine Art Markenzeichen des Wendelsteins ist auch die weiß-rote Sendeanlage des Bayerischen Rundfunks auf dem Gipfel: die höchstgelegene Sendestation in Deutschland. In "Wer früher stirbt ist länger tot" von Regisseur Marcus H. Rosenmüller sendet Radiomoderator Alfred von hier oben seine Show. Für die Aufnahmen wurde ins Panoramarestaurant eigens ein Hörfunkstudio eingebaut. Hier versucht Alfred schließlich, seinem Leben ein Ende zu setzen - und wird von Sebastian zufällig und unfreiwillig gerettet. Das Studio existiert in Wirklichkeit nicht, trotzdem gibt es auf dem Wendelstein allerhand zu sehen: das Wendelsteinkircherl, eine Höhle, die Sternwarte - und natürlich die famose Aussicht. Wenn sich der Sommer langsam dem Ende zuneigt, ist deshalb die Zeit für eine Wanderung auf den Wendelstein über die sonnigen Südflanken gekommen. Gestartet wird in Osterhofen, wo so mancher möglicherweise von seinen guten Vorsätzen abweicht und sich am Ende doch mit der Seilbahn emportragen lässt. Weil von Brannenburg aus auch eine Zahnradbahn den Berg erklimmt, ist man auf dem Wendelsteingipfel nie allein. Macht nichts: Der Blick bleibt trotzdem einzigartig.

Christina Warta

Buchheim-Stiftung und Bavaria Filmtour streiten um Kulisse aus 'Das Boot'

Quelle: Andreas Gebert/dpa

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Bavaria

Nirgendwo sonst in München und Umland bekommt man mehr Filmkulissen, mehr Drehorte auf einem Fleck. Wobei dieser Fleck ziemlich groß ist: Auf rund 300 000 Quadratmetern breitet sich in Grünwald die Bavaria Filmstadt aus. Hier war schon Platz für ein U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg und für ein von Schneemassen verschüttetes Dorf, für ganze Straßenzüge und eine Zechensiedlung, für die Fabelwesen aus der "Unendlichen Geschichte" und all die Figuren aus den Filmen von Michael "Bully" Herbig. Natürlich ist hier fast alles Kulisse, doch es ist ja gerade das Unfertige, das Ausgehöhlte, das den besonderen Reiz dieser Stadt der Fakes ausmacht. Hier im Münchner Süden haben viele bekannte Regisseure und Schauspieler gedreht: Alfred Hitchcock, Billy Wilder, Rainer Werner Fassbinder, Hanna Schygulla, Steve McQueen und zuletzt erst wieder Samuel L. Jackson. Kein Wunder also, dass jedes Jahr fast 400 000 Besucher dieses einzigartige Flair des bayerischen Hollywoods erleben wollen.

Christina Warta

© SZ vom 05.09.2014/aag
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