Unglück bei Flugschau:Ermittlungsverfahren gegen Unglückspiloten

Gegen den Piloten des Doppeldeckers, der bei einer Flugschau ins Publikum raste, wird ermittelt - dafür werden auch Videos von Zuschauern gesichtet. Unterdessen ringt ein weiteres Opfer mit dem Tod.

Nach dem tödlichen Unfall bei einer Flugschau im mittelfränkischen Schnaittach hat die Polizei ein Verfahren gegen den Unglückspiloten eingeleitet. Es gehe dabei um fahrlässigeTötung und fahrlässige Körperverletzung, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Nürnberg am Montag. Der 68-jährige Pilot mache nach wie vor von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. Er war beim Unglück unverletzt geblieben, während eine 46-jährige starb, als sie der Propeller erfasste.

Doppeldecker bei Flugschau abgestürzt

Nach dem Unglück auf dem Segelflugplatz Lauf-Lillinghof untersuchen Polizei und Luftfahrt-Experten die Unfallursache.

(Foto: dpa)

Unterdessen schwebt ein weiteres Opfer in Lebensgefahr. Vier weitere Schwerverletzte befanden sich auf dem Weg der Besserung, wie die Polizei mitteilte. Am Sonntag waren auf dem Flugfeld insgesamt 38 Menschen verletzt worden.

Das Flugzeug war beim Start zu einem Formationsflug nach rechts ausgebrochen und in die Zuschauermenge gerast. Die Unfallursache ist noch unklar - Experten der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung ermitteln gemeinsam mit der Kriminalpolizei in sämtliche Richtungen, auch technische Mängel an der Maschine werden nicht ausgeschlossen.

Die Ermittler werten unterdessen neben den Zeugenaussagen auch Foto- und Videoaufnahmen von aus, die die Zuschauer auf der Flugschau gemacht haben. "Weil Kameras inzwischen so weit verbreitet sind, wird jeder Start bei einer Flugschau aus vielen Perspektiven aufgenommen", sagte Andreas Wilke von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung zu sueddeutsche.de. "Das ist wichtig für uns, um die Schilderungen der Zeugen mit dem tatsächlichen Ablauf abgleichen zu können".

Am Montag wurde zunächst die Untersuchung des Flugzeugwracks fortgesetzt, die am Sonntagabend wegen Dunkelheit abgebrochen wurden. Polizisten bewachten in der Nacht die rund 70 Jahre alte Maschine, um Manipulationen zu verhindern. Außerdem hat die Polizei Montag begonnen, Zeugenaussagen der veletzten Zuschauer in den Krankenhäusern aufzunehmen.

Der Doppeldecker - ein Original-Oldtimer vom Typ Tiger Moth - war bei dem jährlich vom Segelclub Lauf veranstalteten Flugtag eine der Hauptattraktionen. Zum Programm gehörten auch Segelkunstflug, Fallschirmformations-Sprünge sowie Rundflüge mit Hubschraubern.

Mehrere Augenzeugen berichteten, die Maschine habe anscheinend nicht ausreichend Tempo gehabt, um abzuheben. Der frühere Vorsitzende des Segelflug-Clubs Lauf, Thomas Horz, vermutete dagegen, der Flugzeug-Oldtimer könnte von einer starken Windböe nach rechts gedrückt worden sein. Er habe beobachtet, wie der Flügel kurz den Boden berührt habe. Dadurch sei das Flugzeug destabilisiert worden.

Die Maschine fuhr den Berichten zufolge daraufhin geradewegs durch die Zuschauermenge und kam rund 20 Meter vor dem Kontrollturm zum Stehen. Dort kippte sie auf die Nase. "Wir waren gerade beim Kaffeetrinken, als auf einmal Tische und Bänke durch die Luft flogen - und auf ein Mal hatten wir den Propeller der Maschine vor uns", sagte ein Augenzeuge.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: