Die Sinnfrage:Mehr als nur Palaver

Lohnt sich der riesige Aufwand überhaupt? Vielleicht doch. Denn der G-7-Gipfel ist Teil eines Prozesses. Dazu treffen sich Politiker und Beamte das ganze Jahr über. In Elmau geht es vor allem um persönliche Beziehungen

Von Stefan Kornelius

Wer von G 7 spricht, denkt an ein Hotel in bevorzugter Lage, jede Menge Polizei und einen 24-Stunden-Blitzgipfel von ein paar Mächtigen. Tatsächlich aber ist G 7 ein "Prozess" und ein "Format", wie es in der Diplomatensprache heißt. Format bedeutet: ein fester Zusammenschluss von Staaten; Prozess meint, dass diese Staaten auch jenseits des Gipfels permanent Politik machen. Dazu treffen sich das ganze Jahr über Beamte und Politiker. Allein unter der deutschen G-7-Präsidentschaft wurden vier Ministertreffen organisiert. Hohe Beamte und am Ende auch die Bundeskanzlerin klapperten die sechs Staaten ab, um über die Agenda des Jahres zu verhandeln.

G 7 hat in der Regel eine offizielle und eine inoffizielle Agenda. Offiziell sind die Themen, die weit im Voraus festgelegt sind. Für die deutsche Präsidentschaft haben es vier Themen auf die Agenda geschafft: Beim Umweltschutz geht es um Meere und um den Umgang mit Ressourcen. Beim Thema Gesundheit wurden Programme gegen Antibiotikaresistenz erarbeitet und zu vernachlässigten Krankheiten wie Ebola. In der Handelspolitik kümmern sich die Fachleute um Standards in Lieferketten, und schließlich geht es um die Frauenförderung in der Selbständigkeit und in der Ausbildung.

Was sich abstrakt anhört, kann durchaus Wirkung zeigen, weil die G 7 als Leitnationen in der Lage sind, weltweit Standards zu setzen und Nachahmer zu animieren.

Weil die offiziellen Gipfelthemen in der Regel von Beamten ausverhandelt sind, nutzen die Staats- und Regierungschefs den Gipfel, um über die brennenden Themen der Weltpolitik zu diskutieren: Russland-Ukraine und die Energiesicherheit werden ganz oben stehen, weil das auch das erste Treffen der Runde ohne Russland ist, das nach der Annexion der Krim ausgeschlossen wurde. Außerdem geht es um die Migrationswellen, Terror und IS und den Freihandel.

Immer wieder werden Gipfel dieser Art kritisiert, weil "ja nichts herauskommt" oder "nur geredet wird". Die Regierungen halten dagegen, dass die Diskussion und der Aufbau von persönlichen Beziehungen wichtig seien. Freundschaften müssen gepflegt werden. Die G 7 funktionieren also als eine Art Symbol für eine Wertegemeinschaft, deren Urteil Gewicht hat. Freilich sind sie für viele Globalisierungs-, Welthandels- und Umweltkritiker das Symbol für vieles Schlechte in der Welt.

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