120 000 Teilnehmer bei Deutschkursen:Fremde Kulturen begreifen lernen

Volkshochschulen leisten wichtigen Beitrag zur Integration

Die Volkshochschulen leisten einen wesentlichen Beitrag zur Integration von Zuwanderern. Dies konstatierte Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die zugleich Präsidentin des bayerischen Volkshochschulverbandes ist, zum Auftakt der zweitägigen Jahrestagung am Donnerstag in Unterhaching bei München. Integration sei aber keine Einbahnstraße, betonte die Politikerin: Auch die hiesige Gesellschaft müsse lernen, "fremde Kulturen, deren Werte und deren Wahrnehmung zu begreifen." Diese Sensibilisierung förderten die Volkshochschulen (VHS) ortsnah.

Integration stand diesmal im Mittelpunkt der Verbandstagung. Nicht ohne Grund: Die Nachfrage nach Kursen für Zuwanderer steigt stetig, bei den Deutschkursen um rund 25 Prozent pro Jahr. Rund 120 000 Teilnehmer gab es im vergangenen Jahr, 14 000 Neuankömmlinge haben eine Prüfung abgelegt. Die 200 bayerischen VHS mit ihren mehr als 1000 Lernorten sind aber nicht nur für die vom Bundesamt für Migration geförderten Sprachkurse zuständig, sie nehmen auch die Prüfung für die Staatsbürgerschaft ab. Da wird neben Deutsch auch Staatskunde, politisches und kulturelles Wissen über die neue Heimat abgefragt.

Erstmals bieten die VHS - meist aus eigenem Engagement - auch Orientierungskurse für Asylsuchende an. Sie hoffen, dafür in absehbarer Zeit einen offiziellen Auftrag zu erhalten, sagt Christine Loibl, die stellvertretende Verbandsvorsitzende. Denn viele Flüchtlinge seien hochqualifiziert. Würden sie frühzeitig Deutsch lernen, stünden sie dem Arbeitsmarkt schneller zur Verfügung. Bisher gibt es lediglich ein Modellprojekt in der Oberpfalz. Die VHS bieten auch Qualifizierungskurse für den Wiedereinstieg in den Beruf an.

In seinem kritischen Gastvortrag legte der Migrationsforscher und Politikberater Klaus Bade zehn Thesen zum "Großen Palaver" über die Willkommenskultur vor. Noch fehle die Bereitschaft, die politische Rhetorik mit Inhalten zu füllen. Die ganze Zivilgesellschaft müsse daran beteiligt werden, sagte er. Denn solange den Menschen eine Willkommenskultur von den gesellschaftlichen Eliten übergestülpt werde, sei sie kein Mittel, Fremdenangst abzubauen.

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