Deutsche Post:Sonntags sollen nur noch 2000 Briefkästen geleert werden

Lesezeit: 2 min

  • Die Zahl der Briefkästen, die sonntags geleert werden, soll gesenkt werden.
  • Bisher hatte die Post 11 000 solcher Kästen, bald werden es nur noch 2000 in Deutschland sein.
  • Der SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel kritisiert die Umstellung und fordert eine flächendeckende Versorgung.

Von Ralf Scharnitzky, München

Schreib mal wieder! Aber besser nicht am Wochenende. Nur noch 2000 der mehr als 110 000 Briefkästen in Deutschland sollen künftig am Sonntag geleert werden. Bisher gibt es etwa 11 000 Briefkästen mit Sonntagsleerung. Seit diesem Monat stellt die Deutsche Post die Leerungen sukzessive um - auch in Bayern. Vor allem auf dem Land kann es künftig passieren, dass zwei Tage lang keine Briefe und Karten auf Reisen gehen: Etwa wenn die Samstagsleerung am Vormittag erfolgt und die nächste Leerung erst am Montagnachmittag.

Ein "Unding" nennt das der SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel aus dem oberbayerischen Kochel: "Dies kann angesichts der zum 1. Januar erfolgten Portoerhöhung auf 70 Cent nicht hingenommen werden." Vor allem, weil die Erhöhung gerade mit den hohen Anforderungen der flächendeckenden Versorgung gerechtfertigt worden sei.

Geplante Porto-Erhöhung
:Post lässt schon mal 70-Cent-Marken drucken

Der Konzern will erneut das Porto von bisher 62 Cent für Standardbriefe erhöhen. Im Gespräch sind 70 Cent pro Sendung.

Von Caspar Busse

25 oder 50 Kilometer zum Sonntagsbriefkasten

Barthel hat deshalb die Bundesnetzagentur als Aufsichtsbehörde aufgefordert, eine flächendeckende Versorgung herzustellen. Wenn die Post ihr Vorhaben umsetzt, müssen Kunden nach Ansicht des Abgeordneten in ländlichen Gebieten zwischen Samstag und Montag oft mehr als 50 Kilometer zurücklegen, um Post für den nächsten Tag aufzugeben.

Nach den Plänen der Post soll es Briefkästen mit Sonntagsleerung nurmehr in Städten mit mehr als 20 000 Einwohnern, in Kreisstädten und kreisfreien Städten sowie an ICE-Haltepunkten und Briefzentren der Deutschen Post AG geben. Die Post kommt dabei auf andere Entfernungen als Barthel: Im Schnitt würden die Briefkästen mit Sonntagsleerung dann höchstens zehn bis 15 Kilometer auseinanderliegen.

Die von dem SPD-Politiker genannten 50 Kilometer hält man für deutlich zu weit. 25 Kilometer als Obergrenze seien wohl eher vorstellbar. In dem börsennotierten Unternehmen ist man der Ansicht, dass die Sonntagsbriefkästen für den Großteil der Kunden keine große Bedeutung mehr haben: "Das können wir an der Zahl der sonntags eingeworfenen Sendungen ablesen", sagt ein Post-Sprecher.

Sonntags werden weniger Briefe eingeworfen

In den vergangenen Monaten hat die Post dafür "Füllstandsmessungen" vorgenommen. Das Ergebnis: In vielen Fällen lagen in den Sonntagsbriefkästen weniger als zehn Prozent der durchschnittlichen Tagesmenge, die an den anderen Wochentagen anfällt.

Künftig sollen deshalb nur noch diejenigen Briefkästen sonntags geleert werden, "bei denen eine ausreichende Kundenfrequenz an Sonn- und Feiertagen vorliegt oder zu erwarten ist". Die Post erwartet sich durch die Herausnahme von etwa 9000 Briefkästen aus der Sonntagsleerung, dass die Menge in den verbleibenden Kästen zunimmt und die Abholung damit auch wirtschaftlicher erfolgen kann. Mit den Einsparungen würden Sonntagsarbeit und unrentable Fahrten wegfallen.

Das Briefvolumen geht seit Jahren nicht nur in Deutschland zurück. Die Menschen kommunizieren zunehmend per E-Mail oder in sozialen Netzwerken. Das Ausdünnen des Angebots führt dazu, so sieht es Barthel, dass der Brief als Kommunikationsmittel noch mehr an Bedeutung verliert - mit weiteren negativen Folgen für die Bürger.

Die Montagszustellung gibt es noch

"Der nächste Schritt wäre die weitere Einschränkung der Montagszustellung", befürchtet der Abgeordnete. Entgegen anderslautender Gerüchte gibt es die Zustellung noch, allerdings mit erheblich geringeren Mengen. Der Post-Sprecher: "Deshalb haben viele den Eindruck, wir liefern montags keine Post mehr aus." Das stimme aber nicht. Übers Wochenende falle einfach weniger an: "Die Geschäftspost zum Beispiel wird am Freitag eingeworfen und am Samstag ausgeliefert."

Die Niederlassungen in Bayern, die insgesamt 19 000 Briefkästen betreuen, sind derzeit dabei, die Touren für die Sonntagsleerung zu planen. Zu den verbleibenden Standorten werden noch keine genauen Angaben gemacht. Einen kleinen Anhaltspunkt liefert der Post-Sprecher aber doch: In der Postleitzahl-Region 83, die vom Königssee entlang der Alpen bis zum Walchensee reicht, werden nach der Umstellung etwa 15 Briefkästen mit Sonn- und Feiertagsleerung übrig bleiben.

Die Sonntagsbriefkästen werden wie bisher mit einem roten Punkt gekennzeichnet. Zudem sind alle Kästen, auch die mit Sonntagsleerung, im Internet unter www.postfinder.de aufgelistet.

© SZ vom 20.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: