Der Wiesn-Knigge:Proooooost, du Sack!

Wie komme ich noch rein ins Bierzelt? Wie wild darf ich schunkeln? Was auf dem Oktoberfest möglich ist und was nicht vertretbar - der Wiesn-Knigge.

Lisa Sonnabend

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Oktoberfest 2008; Knigge

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Wie komme ich noch rein ins Bierzelt? Wie wild darf ich schunkeln? Was auf dem Oktoberfest möglich ist und was nicht vertretbar - der Wiesn-Knigge.

Welche Tage sind am besten für einen Besuch geeignet?

"Wegen Überfüllung geschlossen" - ein schöner Bierzeltabend wird von diesem Schild oft jäh beendet, ehe er überhaupt beginnen konnte. Viele meiden das Oktoberfest inzwischen, weil sie die Menschenmassen dort unerträglich finden. Doch es ist möglich, auf der Wiesn noch in Ruhe eine Maß zu genießen.

Ein Indiz dafür ist das Wiesn-Barometer, das angibt, an welchen Tagen und Uhrzeiten mit weniger Ansturm gerechnet wird. In diesem Jahr ist ein Wiesnbesuch am ersten Wiesnmontag zum empfehlen. Dann wird sogar nach 18 Uhr noch mit einer "ruhigen" Wiesn gerechnet. Relativ überschaubar soll es auch dienstags und mittwochs zugehen sowie am ersten Wiesn-Donnerstag und zweiten Wiesn-Montag.

Foto: ddp

Texte: Lisa Sonnabend

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Was mache ich, wenn ich nicht reserviert habe?

Alle, die nicht das Glück haben, eine Box reserviert zu haben, sollten sich so früh wie möglich auf den Weg zur Wiesn machen. Also die Arbeit einfach auf morgen verschieben und ab ins Bierzelt! Dort sollten Sie immer in der Mitte des Zeltes nach einem freien Platz Ausschau halten. Samstags sind ab 17 Uhr zwei Drittel des Mittelschiffs reservierungsfrei, sonntags und am Feiertag das komplette Mittelschiff.

Ist kein Platz mehr frei, haben Sie ein Problem. Denn kein Sitzplatz im Zelt bedeutet kein Bier. Da hilft dann nur noch, mit sitzenden Wiesnbesuchern anzubandeln und hoffen, dass diese ein wenig zusammenrutschen, damit für Sie noch Platz ist.

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Wie komme ich noch ins überfüllte Bierzelt?

"Wegen Überfüllung geschlossen": Der Ansturm auf die Bierzelte ist enorm. Doch es gibt ein paar Tricks, wie man es noch ins Bierzelt schafft.

1. Schon um sechs Uhr früh da sein und vor dem Zelt anstellen (an Wochenenden vielleicht noch früher).

2. Ist der Haupteingang des Zeltes schon geschlossen, sofort weiter zu einem der Neben- oder Hintereingänge. Manchmal hat man Glück und dort lassen die Ordner die Gäste doch noch hinein.

3. Herausfinden, bis wann in den einzelnen Zelten die Gutscheine bezahlt und abgeholt sein müssen und genau an diesen Tagen in die Reservierungsbüros gehen, um die nicht abgeholten Gutscheine samt Plätzen zu ergattern.

Was man nicht tun sollte: Versuchen, auf Ebay Gutscheine und Reservierungen zu ersteigern. Jeder, der erwischt wird, bekommt Hausverbot.

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Wie wild darf ich schunkeln?

Die Bierbänke biegen sich und knarzen, wenn die Wiesnbesucher wild darauf herumhüpfen. Oft geht es zu wie in einem Tollhaus. Doch die Ordner schauen dem Treiben regungslos zu. Nur wenn jemand seinen Fuß auf den Tisch stützt, zucken sie etwas. Wagt es einer allerdings noch den zweiten Fuß auf den Tisch zu stellen, sind sie sofort zur Stelle und gebieten dem Treiben Einhalt.

Auf Bierbänken darf während der Wiesn alles angestellt werden, die Tische jedoch sind für die Maßkrüge und Hendl reserviert.

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Wie gehe ich mit meinen betrunkenen Tischnachbarn um?

Und dann beugt er sich schon wieder zu Ihnen rüber, stößt seinen Maßkrug an den Ihrigen, Bier schwappt auf Ihre Hose und er plärrt Ihnen ins Ohr: "Proooooost, du Sack!" Tischnachbarn versüßen einem nicht immer den Wiesnbesuch - insbesondere wenn deren Alkoholpegel deutlich über Ihrem liegt. Scheuen Sie nicht davor zurück, den Aufdringlichen sanft, aber bestimmt auf seinen Platz zurückzuschubsen. Wenn auch dies nichts mehr hilft, holen Sie einen Ordner. Der wird Ihren unliebsamen Tischnachbarn mehr oder weniger freundlich aus dem Zelt befördern.

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Welche Lieder sollte ich mitsingen können?

In manchen Situationen kann man sich auf der Wiesn trotz der Menschenmassen ganz schön einsam fühlen: Plötzlich springen alle auf die Bierbänke, liegen sich in den Armen, schunkeln und singen: "Einen Stern der Deinen Namen trägt ..." Und Sie? Sie bleiben verstört auf der Bierbank sitzen. Was ist das für ein Lied? Noch nie gehört!

Vor einem Wiesn-Besuch empfiehlt es sich deswegen, die von der Band regelmäßig gespielten Wiesn-Hits genau einzustudieren. Beherrschen sollte man in diesem Jahr: Shakiras WM-Song "Waka Waka", "Lasso-Song" von Olaf Henning und "Ein Stern, der Deinen Namen trägt" von DJ Ötzi. Und Klassiker wie "Fürstenfeld", "Griechischer Wein" oder "New York, New York" sollten natürlich auch zu Ihrem Repertoire gehören.

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Wie schaffe ich es, als echter Bayer durchzugehen?

"Oans, zwoa - wie bitte?" Gewisse Bairisch-Kenntnisse sollten Sie auch als "Saupreiß" auf das Oktoberfest mitbringen. Wenn Sie Ihre Tischnachbarn begrüßen, sagen Sie "Griasgod". Bei der Bedienung bestellen Sie "a Hendl, a Brezn und zwoa Maß". Mit Ihrem Gegenüber stoßen Sie an mit "Oans, zwoa, g'suffa." Wenn Sie mit einem feschen Dirndl anbandeln wollen, sagen Sie beispielsweise: "Du hast aber vui Hoiz vor der Hüttn". Versuchen Sie, an jeden Satz ein "gei" zu hängen, also "Heut geht's wieder zünftig zu, gei." Wenn Sie mal keine Lust haben, Ihrem betrunkenen Tischnachbarn zu antworten, sagen Sie einfach: "Ja mei." Und verabschieden Sie sich auf keinen Fall mit "Tschüß" von Ihren Tischnachbarn, sonst werden Ihnen die Hendl-Überreste hinterhergeworfen. Ein "Servus" kommt besser an.

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Wie verhalte ich mich gegenüber Bedienungen?

Die vielleicht wichtigste Regel auf der Wiesn lautet: Seien Sie nett zu Ihrer Bedienung! Ein freundlicher Ton und ein ordentliches Trinkgeld können viel bewirken: Die Bedienung ist der Schlüssel zum Schloss aller Bierzeltfreuden. Sie bestimmt, wie schnell und wie viel Bier Sie bekommen. Und wenn Ihre Wiesnbedienung Sie ins Herz schließt, wird sie vielleicht sogar dafür sorgen, dass Sie, wenn Sie beim nächsten Mal vor dem überfüllten Zelt auf Einlass warten, schnell hineinkommen.

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Wo kann ich Promis beobachten?

Wer sich dafür interessiert, wie Arjen Robben in Lederhosn ausschaut, wie Boris Becker seine Frau streichelt oder wie andere Promis nicht mehr ganz nüchtern drauf sind, der ist auf der Wiesn genau richtig. Genauer gesagt in Käfer's Wiesnschänke oder im Hippodrom. Hier trifft sich die Münchner Prominenz zu der ein oder anderen Maß.

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Was ziehe ich an?

Sie sollten unbedingt davon Abstand nehmen, sich auf dem Oktoberfest einen Hut oder ein T-Shirt zu kaufen. Hemden mit dem Aufdruck "I survived Oktoberfest" sind nicht lustig, sondern peinlich. Und die Sepperlmützen sollten eigentlich Depperlmützen heißen. Kaufen Sie sich stattdessen eine Lederhose, auch wenn Ihr Po und Ihre Wadeln eigentlich nicht das Zeug dafür haben, bzw. ein Dirndl, auch wenn Sie nicht ausreichend Holz vor der Hütt'n haben. In ist, wer in Tracht auf das Oktoberfest geht.

Allerdings gilt es auch hier, Regeln zu beachten: Als peinlich gelten Dirndl, die nicht einmal bis zu den Knien gehen. Und Turnschuhe zu Lederhosn oder Dirndl gehen gar nicht.

Wichtig auch ein Detail: Haben Sie die Schleife links gebunden, heißt es, Sie sind Single und das bedeutet auf der Wiesn: Anbandlopfer. Tragen Sie sie auf der rechten Seite, dürfen Sie sich nicht wundern, warum Sie keiner anspricht.

Foto: dpa

Sie suchen noch die passende Tracht? Dann schauen Sie doch mal im Online-Shop unseres Kooperationspartner Oktobefest.de vorbei.

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Darf ich wildbieseln?

Statt sich in die langen Schlangen vor den Toiletten einzureihen, kürzen viele den Toilettengang ab, indem sie die Grünflächen hinter dem Zelt aufsuchen und können nebenbei noch kurz frische Luft schnappen. Doch das Wildbieseln ist untersagt! Die Notdurft ist ausschließlich in den vorhandenen Wiesn-Toiletten zu verrichten. Seien Sie vorsichtig. Die Ordner sind wachsam!

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Was sollte ich zu Hause lassen?

Das Oktoberfest ist kein riesiger Biergarten. Deswegen darf kein Essen mit ins Zelt gebracht werden. Auch Fahrräder, Inlineskates, Skateboards und Roller dürfen in den Besucherstraßen nicht benutzt werden. Das hätte ohnehin nur wenig Sinn, weil man bei dem Gedränge eh nicht durchkommen würde.

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Wann soll ich meine Kinder mitnehmen?

So richtig gemütlich wird's gerade. Die Kellnerin bringt die dritte Maß, Sie tanzen Arm in Arm mit Ihrer Frau auf der Bierbank. Ihr Kind ist endlich im Kinderwagen eingeschlafen. Doch plötzlich kommt ein Ordner zu Ihrem Tisch und sagt: "Kinder unter sechs Jahren dürfen nach 20 Uhr nicht im Bierzelt sein." Mist, da hätten Sie wohl doch den Babysitter engagieren sollen.

Auch Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren dürfen sich nach 20 Uhr nur noch in Begleitung einer erziehungsberechtigten Person auf dem Oktoberfest aufhalten. Kinderwagen sind von Sonntag bis Freitag auf dem Festgelände bis 18 Uhr erlaubt. An Samstagen sind Kinderwagen auf der Wiesn den ganzen Tag über untersagt.

Foto: SZ-Archiv

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Wie verhalte ich mich, wenn ich mit der Firma auf der Wiesn bin?

Beachten Sie beim Wiesngang mit den Arbeitskollegen: Der nächste Tag kommt bestimmt, deshalb kann es nicht schaden ein paar Grundregeln zu beachten. Feiern dürfe man ruhig ausgelassen, allerdings sollte man auch im Bierzelt die Hierarchie nicht vergessen, rät Lydia Morawietz, Expertin für Stil und Etikette. "Bevor Ihr Chef nicht auf der Bank tanzt, halten Sie sich auch lieber zurück." Die Damen sollten beim Dirndl zu tiefe Ausschnitte vermeiden. Wenn betrunkene Kunden die Finger dennoch nicht bei sich lassen können, hilft nur unauffällig Platz wechseln.

Gegenüber ausländischen Geschäftsfreunden rät Morawietz zu Höflichkeit. Vor allem Japaner unterschätzten oft das Wiesn-Bier. Den Alkohol verbieten sei da eher schwierig. Wenn es Ihnen nicht gelingt, dem Geschäftsfreund irgendwann Alkoholfreies unterzujubeln, hilft nur Warten bis der Rausch vorüber ist. Selbst Expertin Morawietz ist in solchen Fällen nämlich machtlos und hat schon den einen oder anderen Geschäftsfreund ins Ausnüchterungszelt tragen müssen.

Foto: SZ-Archiv, Text: Anna Fischhaber

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Darf ich nach zwei Maß noch Autofahren?

Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Günther Beckstein sagte vor zwei Jahr einen Satz, der viele Biertrinker erfreute: Er halte es für vertretbar, nach zwei Litern Bier noch Auto zu fahren. "Wenn man die zwei Maß in sechs, sieben Stunden auf dem Oktoberfest trinkt, ist es noch möglich", sagte Beckstein. Doch Vorsicht: Die Polizei sieht das anders - und zur Oktoberfest-Zeit kontrolliert sie besonders streng! Zwei Maß Wiesnbier enthalten in etwa so viel Alkohol wie 16 Schnäpse - und wer kann von sich behaupten, dann noch nüchtern zu sein. Alkohol am Steuer ist tabu - auch während des Oktoberfestes.

Foto: ddp

Texte: Lisa Sonnabend

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Soll ich jedes Fahrgeschäft ausprobieren?

"Und jetzt will ich noch was fahren!" Der Wiesnbesuch hatte so schön begonnen, Sie haben ein nettes Mädchen kennengelernt, doch plötzlich wird Ihnen auf einen Schlag Angst und Bange. Normalerweise machen Sie immer einen großen Bogen um die Schaustellerstraße, aber sich jetzt eine Blöße geben? Hat Ihr Arzt nicht gesagt, Sie sollen sich keinem Stress aussetzen? "Den Free Fall würd' ich gerne fahren", sagt Ihre Wiesn-Begleitung und bleibt vor einem gigantischen Turm stehen. Was tun?

Personen, die einen zu hohen Blutdruck oder Herzprobleme haben, sollten die rasanten Fahrgeschäfte meiden. Wenn Sie Rückenbeschwerden haben, sollten Sie sich ebenso fernhalten von Free Fall, Top Spin & Co. Auch Schwangere sollten sich dem Stress, den eine Achterbahnfahrt bedeutet, nicht aussetzen. In trunkenem Zusand neigen Personen dazu, sich zu überschätzen. Also nicht blindlings überall einsteigen. Schon gar nicht, wenn Ihnen leicht schlecht wird, denn dann leiden die unten stehenden Zuschauer gleich mit.

Foto: Rumpf

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Wann muss ich nach Hause?

Das Oktoberfest endet viel zu früh, darin sind sich alle Berauschten einig. Versuchen Sie aber gar nicht erst, nach 22:30 Uhr bei der Bedienung ein Bier zu bestellen, oder sich trotz Aufforderung der Ordner zu weigern, sich von der Bierbank zu erheben. Das haben schon viele versucht, alle sind bislang gescheitert. Es hilft nur eins: In den umliegenden Klubs weiterfeiern.

Auch wer den Weg gar nicht mehr nach Hause findet, sollte nicht zu lange über den Festplatz irren: Zwischen 1:30 Uhr und sechs Uhr ist der Aufenthalt nur Berechtigten erlaubt - also Schaustellern oder Handwerkern. Bierleichen gehören nicht in diese Kategorie.

Foto: ddp

© sueddeutsche.de/Lisa Sonnabend
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