CSU:Wenn sich Seehofer und Söder auf Knopfdruck versöhnen

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Seltene Geste: Bayerns Finanzminister Söder (links) und CSU-Chef Seehofer geben sich vergangene Woche im Landtag die Hand. (Foto: Sven Hoppe/dpa)
  • Horst Seehofer und Markus Söder haben sich zum Friedensgipfel getroffen.
  • Es sei ein "sehr gutes, sehr vernünftiges und sehr konstruktives Gespräch" gewesen, sagte Söder später.
  • Die beiden haben sich aber bestimmt nicht das letzte Mal erst lautstark angestänkert und dann - nicht ganz so laut - wieder versöhnt.

Kolumne von Katja Auer

Es fallen weitreichende Entscheidungen zurzeit, in den Vereinigten Staaten zum Beispiel, wo ein Präsident bereit steht, der für allerlei Überraschungen gut sein könnte, um es einmal wertneutral zu formulieren. Auch in Berlin, wo Angela Merkel gerade beschlossen hat, ein viertes Mal die Kanzlerin zu machen, wenn sich die Wähler keine allzu großen Überraschungen wünschen.

Und in Bayern, wo sich Horst Seehofer und Markus Söder jetzt wieder eine Weile vertragen wollen. Das ist das Ergebnis des sogenannten Friedensgipfels vom Sonntag und es ist so wenig überraschend wie weitreichend. Denn die beiden haben sich nicht das erste und bestimmt nicht das letzte Mal erst lautstark angestänkert und dann - nicht ganz so laut - wieder versöhnt.

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Seehofer und Söder reden zwar miteinander, selten aber geht es dabei um ihr schwieriges Verhältnis. Zeit für ein Friedenstreffen - wieder mal. Es dauerte anderthalb Stunden. Söder ist danach ungewohnt wortkarg.

Von Lisa Schnell

Da streiten zwei mächtige Männer, wer der Mächtigste ist im ganzen Land. Der eine will Ministerpräsident werden und der andere will es vielleicht selber bleiben oder wenigstens selbst bestimmen, wann er geht und wer ihm nachfolgt. Das dominiert inzwischen die politische Agenda im Freistaat, kaum eine Äußerung von Seehofer wie von Söder, die nicht auf den anderen abzielt. Das nervt. Auch die eigene Partei, die besonders. Und nun also ein Friedensgipfel.

Wie man sich das wohl vorstellen muss? Ob CSU-Vize Barbara Stamm, die wie Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt und Fraktionsvorsitzender Thomas Kreuzer als Mediatorin geladen war, streng über die Brille blickt, wie sie das gelegentlich tut, und den lieben Horst ermahnt, dass er den lieben Markus einmal ausreden lassen solle? Oder dass sie dem lieben Markus rät, er möge sich etwas zügeln dem lieben Horst gegenüber, schon aus dem Respekt vor dem Älteren? Man weiß es nicht, es wurde Stillschweigen vereinbart.

"Es war ein sehr gutes, sehr vernünftiges und sehr konstruktives Gespräch", sagte Söder hinterher. "Wir haben alle das gemeinsame Interesse, in ernsten Zeiten sehr erfolgreich zusammenzuarbeiten." Aha, ernste Zeiten also. Stimmt ja. Kriege, Flüchtlingskrise, Terrorismus, der Rechtsruck in Europa. Und ein bayerischer Ministerpräsident und sein Finanzminister, die tatsächlich einen Termin vereinbaren müssen, um über den zivilisierten Umgang miteinander zu sprechen. Herrjemine!

© SZ vom 22.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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