CSU und die Filz-Debatte:Schmerzliche Offenheit

Eine Umfrage bescheinigt der CSU, verfilzt zu sein. Jetzt steht Fraktionschef Schmid in der Kritik. Er hat die Analyse öffentlich gemacht.

Katja Auer

CSU-Fraktionschef Georg Schmid bleibt eisern. Die Analyse des Wahldebakels bei der Fraktionsklausur in Kreuth sei "richtig und wichtig" gewesen, sagt er. Ebenso wie seine Entscheidung, Teile davon öffentlich zu diskutieren. Wenn da die Filz-Debatte nicht wäre.

CSU und die Filz-Debatte: In der Kritik: CSU-Fraktionschef Georg Schmid.

In der Kritik: CSU-Fraktionschef Georg Schmid.

(Foto: Foto: dpa)

Zur Erinnerung: Die Bamberger Meinungsforscher des Instituts Pragma hatten herausgefunden, dass drei Viertel der Bayern die CSU für "verfilzt" halten. Das Ergebnis löste bei den Abgeordneten Empörung aus, auch über Schmid, der derart brisante Umfragen an die Öffentlichkeit gebe.

Ministerpräsident Horst Seehofer war ebenfalls wenig amüsiert über die öffentliche Diskussion, wenngleich Schmid betont, dass es keinen Dissens darüber gebe, dass die Analyse notwendig gewesen sei. Allerdings räumt Schmid ein, dass die Frage von den Meinungsforschern so nicht hätte gestellt werden dürfen. "Da wären andere Parameter richtig gewesen", sagt er. Die Fraktion hatte die Untersuchung selbst in Auftrag gegeben, über die genaue Wortwahl waren die Verantwortlichen offenbar nicht informiert.

In der CSU bestimmen derweil zwei Meinungen die Diskussionen. Die einen sind erfreut über den selbstkritischen Umgang mit der Wahlniederlage. So stärkt beispielsweise der stellvertretende Fraktionschef Karl Freller Schmid den Rücken. "Ich kriege positive Reaktionen, dass man nicht einfach wegdrückt, was die Menschen denken", sagt er.

Die anderen halten nicht nur die Bamberger Meinungsforscher für zu jung und unseriös, sie kritisieren auch Schmid für seinen offenen Umgang mit der Analyse. Sie glauben, dass es dem Ansehen der CSU schade, die Aussagen zu verbreiten. Schmids Stand im Übrigen ebenfalls, auch deswegen, weil ihn Seehofer ohnehin schon nach der Wahl am liebsten abgesetzt hätte. Doch der Fraktionschef betont seinen Führungsanspruch. "Es gehört zu meiner Aufgabe, auch mal Kritik auszuhalten", sagt er. Seine Fraktion gehe gestärkt aus der Klausur hervor.

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